Rosenheim – Jedes Jahr im November gibt es im Theater Tam-Ost in der Chiemseestraße einen besonderen Abend unter dem Motto „Kultur pur – Leckerbissen für die Rosenheimer Kleinkunstszene“. Und in der Tat: Es waren künstlerische Leckerbissen, die Werner Rösler bereits zum 26. Mal im ausverkauften Theater servieren konnte.
Mit der ersten Auftretenden, Verena Richter, erschien eine zarte junge Frau, der man nicht zugetraut hätte, über eine solche Sprachgewalt zu verfügen. Sie ist in der Lage, selbst über banalste Dinge, wie einen Abszess oder Zellulitis zu reden, ohne dabei derb oder peinlich zu werden. Mit aphoristischer Kürze wurden Probleme, etwa das Altwerden auf witzige Weise angesprochen und der Finger – oder besser das Wort – in die Wunde gelegt. Da zählte ein Gerstenkorn zu den Getreidearten und eine fiktive Dörthe frönte auf dem Balkon dem Gesundheitswahn. Schnabeltassen wurden zu lyrischen Gebrauchsgegenständen, bis die Wörter Rente und Ende eine Lachsalven auslösende Verbindung erfuhren. Wer Sprachkunst, Zungenbrecher und abgründigen Witz liebt, war hier absolut richtig.
Hinter der Formation „Bella“ versteckte sich ein Cover-Song-Duo bestehend aus Hanna Specht und Irmi Haager. Die beiden Musikerinnen boten zweistimmigen Gesang und begleiteten diesen mit Ukulele und Kontrabass. So wurden Ohrwürmer der Popmusik neu interpretiert. Diese Konstellation aus sanften Stimmen und Instrumenten vermochte, so schien es, einen direkten Weg in Herz und Seele zu finden. Das Publikum war erst bereit, in die Pause zu gehen, nachdem es sich von „Bella“ eine Zugabe erklatscht hatte.
Musikalisch bunt trieb es die nächste Gruppe. Unter dem Namen „Harpanera“ traten Margie Morris, Karin Herzog und Sabine Xoxi Huber auf, um „Weltmusik“ zu präsentieren. Das Trio bot ungewöhnliche Klänge und Stilrichtungen aus aller Welt. Dabei wurde gekonnt eine Vielzahl von Instrumenten benutzt: Harfe, Akkordeon, Bouzouki, Flöte, Klarinette und Congas. Die Musikerinnen begannen ihre Reise in Peru, Kolumbien und Venezuela und als Margie Morris die Funktion ihrer irischen Harfe, die in Österreich hergestellt wurde, in schönstem Bairisch erklärte, wurde es wahrhaft international.
Zum Schluss brachte der Burghausener Kabarettist Tom Brückner die Theaterbesucher mit Wortwitz, Bassgitarre und hinterkünftigem Humor zum Lachen. Wie von Werner Rösler angekündigt, erinnerten die Lieder an Fredl Fesl, ohne diesen aber zu kopieren. In einem vielstrophigen Lied schilderte Brückner zum Schreien komisch die Leiden eines älter gewordenen Vaters, der mit seinem sportlichen Sohn mit dem Radl zu einer Alm hinauffahren will. Als Nächstes kam eine Hymne an den Fußballsport, in der der alljährliche Vereinsausflug samt grotesker Vorgänge auf das Oktoberfest besungen wurde. Auch die musikalische Schilderung einer Stadtfahrt mit einem landwirtschaftlichen Großfahrzeug rief große Heiterkeit hervor. Das Publikum verabschiedete sich zum Schluss von allen Mitwirkenden mit tosendem Applaus.