Aus dem Chaos zum Kosmos

von Redaktion

„Die Schöpfung“ von Joseph Haydn mit der Innphilharmonie in der Auerbräu-Halle

Rosenheim – In einen prächtigen Konzertsaal verwandelte sich die Auerbräu-Halle anlässlich der Aufführung von Joseph Haydns Oratorium „Die Schöpfung“. Unter der Leitung von Andreas Penninger zeigten Chor und Orchester der Innphilharmonie Rosenheim eine hohe musikalische Klangkultur. Die Sänger waren Yvonne Steiner (Sopran), Markus Herzog (Tenor) und Franz Hawlata (Bass).

Polarität von
Nichts und Sein

Gleichsam aus dem Nichts begann das Orchester mit der tonmalerischen Darstellung des Chaos, aus dem der Kosmos entstanden ist. Streicher und Bläser schienen zu Beginn klanglich zunächst noch nicht ganz perfekt aufeinander abgestimmt zu sein. Penninger schuf mit seinem konzentrierten Dirigat aus der Polarität des Nichts und des Seins eine spürbare musikalische Spannung, die das Publikum bannte.

Im schlichten Rezitativ eröffnete Bassist Franz Hawlata die biblische Erzählung der Schöpfung der Erde, die vom farbenfroh-leger gekleideten Chor im Hintergrund stimmlich gedämpft eingerahmt wurde. Festlich überglänzten Pauken und Trompeten in strahlendem C-Dur den Chor bei den Worten: „Es ward Licht“. Tenor Markus Herzog als Engel Uriel betörte mit einer innigen Arie, als er vom Sieg des Lichts berichtete.

Lautmalerisch verkündete der Chor, dessen Wohlklang die Vorhänge in der großen Halle ein wenig minderten, die Schrecken des Höllensturzes. Beeindruckend gestaltete das Orchester die gewaltigen Stürme mit Blitz und Donner. Herrlich strahlte der Gesang von Sopranistin Yvonne Steiner in der Arie „Nun beut die Flur das frische Grün dem Auge der Ergötzung dar“, von Flöten, Klarinetten und Oboen glanzvoll begleitet.

Eine grandiose Wirkung entfaltete Uriel mit der Begrüßung von Sonne, Mond und Sternen. Das Schweben der Gestirne wurde von den Streichern sanft und geschmeidig in Töne gesetzt. Stimmmächtig sang der Chor „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“.

Zu Herzen ging im zweiten Teil der Gesang der Vögel, den die Sopranistin zu wiegenden Rhythmen des Orchesters mit Trillern und jubelnden Koloraturen zu Gehör brachte. Im Rezitativ erzählte Raphael von den wilden Tieren, vom brüllenden Löwen, vom Hirsch, den eine Jagdmusik begleitete, vom Gewürm und von schwirrenden Insekten. Schön klang das Terzett, das sich zu einem ergreifenden Chorschluss steigerte, der vom Gesang des Soprans und des Tenors durchflochten wurde.

Nach dem heiteren Orchestervorspiel des dritten Teils ergriff das Duett von Adam und Eva mit dem Chor, ein ruhig beginnendes, klangvoll sich steigerndes Preislied. Der harmonische Zusammenklang von Bassist Adam und Sopranistin Eva, die hymnisch ihre Liebe feiern, berührte das Publikum. Grandios endete Haydns Werk mit einer Fuge, die Chor und Orchester mit eingeschobenen „Amen“-Rufen der Solisten in strömender Klangfülle präsentierten. Für die fulminante Aufführung spendete das animierte Publikum anhaltenden und begeisterten Applaus.

Artikel 2 von 7