Bad Endorf – „Yes we schell“ – Ja, wir sollten über eine der bedeutendsten europäischen Schauspielerinnen reden, die es bis nach Hollywood schaffte und internationalen Glamour nach Deutschland brachte, meint Marie Theres Relin und hat jetzt ein Buch über ihre Mama geschrieben. Die Buch- und Hörbuchpremiere findet heute, Freitag, um 18 Uhr im Kultwerk in Bad Endorf statt. Marie Theres Relin wird musikalisch begleitet von Michael Halberstadt. Tickets unter tickets@immling.de, telefonisch unter 08055/90340 oder an der Abendkasse.
Ihre Mutter starb 2005. Ein jeder, der einen Menschen verliert, hat besondere Erinnerungen. Welche sind es bei Ihnen?
Meine Liebe zu ihr war und ist unendlich. Und wohlgemerkt, meine Mutter war wirklich eine gute Mutter – wenn sie da war. Bis auf den heutigen Tag hasse ich aber das Abschiednehmen. Das Parfum meiner Mutter bedeutete für mich Tränen, weil sie so oft weggefahren ist, und zugleich tiefe Freude, wenn sie meist nachts wiederkam und ich es im Schlaf inhalierte. Ich habe es geliebt.
In Hollywood unter Vertrag genommen zu werden, war sicherlich nicht einfach. Maria Schell hat es geschafft. Musste sie dafür einiges in Kauf nehmen?
Sie wurde von Yul Brynner bei einer Oscar-Verleihung als „seine Gruschenka“ für die „Brüder Karamasow“ entdeckt und spannte somit Marilyn Monroe die Rolle aus. Und ja, das waren damals richtige Knebelverträge. Sogar die Diät wurde vertraglich vereinbart und jedes Stück Zucker zu viel wurde der Produktion gemeldet.
Der ständige Druck, perfekt auszuschauen – Stichwort Schönheitswahn – hat sie das beschäftigt, verzweifelte sie daran?
Bis auf die Jacketkronen ließ sie nichts an sich machen. Sie hatte im Alter eine ganz eigene Methode des manuellen Liftings entwickelt: Oberhalb der Wangenknochen am Haaransatz klebte sie – links und rechts – hautfarbene, hauchdünne Tüllstreifen, in denen sich ein Knoten am Ende befand, ähnlich einem sich zuspitzenden Dreieck. An dem Knotenende befestigte sie einen stinknormalen Bürogummi – vorzugsweise nicht in Rot, aber auch das kam manchmal vor –, führte das Gummiband über ihren Hinterkopf zur anderen Tüllseite und zurrte den Gummi am zweiten Knoten fest. Ihr frisch gemachtes Haar versteckte das Homemade-Lifting perfekt. Und schon sah sie um Jahre jünger aus. Ich kann mich gut daran erinnern, wie ich als Kind im Badezimmer auf dem Hocker saß und sie dabei beobachtete. Das war unsere gemeinsame Zeit, wenn sie sich stylte und ich bleiben durfte, denn der Abschied nahte.
Was war die größte Herausforderung bei der Arbeit an dem Buch „Yes, we schell“?
Das Schwierigste an dem Buch war, das „Who is Who“ zu erstellen. In ihren eigenen Geschichten tauchen schillernde Menschen wie Charlie Chaplin, Ernest Hemingway, David Bowie oder Herbert von Karajan oder Kollegen wie Romy Schneider, Liz Taylor und Gary Cooper auf, aber auch meine Anekdoten können sich sehen lassen. Alle diese berühmten Persönlichkeiten hatten immer im Vordergrund das „Menschsein“. Je berühmter sie waren, desto einfacher, herzverbundener schienen sie.
Am 25. April 2005 starb Maria Schell. Gibt es etwas, was Sie ihr noch gerne gesagt hätten?
„Ich – Dich. Ganz fest.“ Das war unser Spruch, was so viel hieß wie: „Ich hab Dich lieb, ganz fest.“