Erhabener Klangzauber und mächtiges Brausen

von Redaktion

Konzert zum 30-jährigen Jubiläum der Woehl-Orgel in der Priener Pfarrkirche

Prien – Überschrieben war das Orgelkonzert mit „vom Barock in die Romantik… von Frankreich nach Deutschland.“ Es galt, das 30-jährige Jubiläum der Woehl-Orgel in der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt zu ehren. Feiern wäre das untertriebene Wort, das kontrastreiche Programm und das famos dargebotene Orgelspiel waren Lob Gottes und Verneigung vor der Königin der Instrumente zugleich.

Aaron Voderholzer (Jahrgang 2000) zog im wahrsten Sinne alle Register, um die Klangpracht der Woehl-Orgel vorzuführen. Allein schon die Ausstattung der Orgel lässt schwindeln: 50 Register auf drei Manuale und Pedal verteilt, ein symphonisches Windsystem mit acht Bälgen, eine mechanische Spiel- und Registertraktur sowie mechanische Koppeln.

Das „Récit de tierce en taille“ von Nicolas de Grigny (1672 bis 1703) mit weit ausschwingendem Solo in Tenorlage gefiel ob seiner meditativen Ansprache, seiner klaren Linien und seiner silbrig glänzenden Ornamentik. Kontrastreicher hätte es dann kaum weitergehen können. Beim Finale der Symphonie Nr 1, op 14 von Louis Vierne (1870 bis 1937) gab sich Aaron Voderholzer sicher in der Tempowahl und in der Umsetzung der Registrierungen (Dank gebührt an der Stelle auch dem Registranden Martin Koschorz). Da war alles dabei, was die Klangvielfalt der Orgel auszeichnet. Voll, satt, pompös, majestätisch, dann wieder wie aus himmlischen Sphären. Da meinte man Glockenschläge zu hören, da schwollen die Klänge auf und ab, ehe sie emporstrebten und in einem mächtigen Schlussakkord verhallten.

Wieder ein Schnitt, und weiter ging es mit Triosonate in C-Dur, BWV 529 von Johann Sebastian Bach. Ein herausforderndes Stück, denn der Organist muss, wie im Programmheft nachzulesen war, beide Melodiestimmen völlig gleichberechtigt und unabhängig von der darunterliegenden Bassstimme im Pedal spielen. Das auftaktgebende Allegro erklang fröhlich-verspielt, und das Largo in a-moll beeindruckte mit seiner schier unerschöpfliche Fülle feiner Farben, mit seinen extravaganten Rhythmen und kleinen Verzierungen. Das finale allegro artikulierte Voderholzer klar und streng und doch mitreißend ob seiner Verspieltheit. Ganz anders dann die Fantasie und Fuge über den Choral „ad nos, ad salutarem undam“ von Franz Liszt. Inspiriert von einem Choral aus der Oper „Le prophéte“ von Giacomo Meyerbeer komponierte Liszt ein symphonisches Orgelwerk, wohl eines der ersten überhaupt. 27 Varianten des im Programmheft abgedruckten Choralthemas erklingen, einer dramatischen Fantasie folgte ein lyrisches Adagio und schließlich eine virtuose Fuge. Über 30 Minuten währte das Stück, und nahm doch gefangen. Zum einen wegen der fantasievollen und abwechslungs- wie klangfarbenreichen Registrierung, aber eben auch durch die große Spannbreite zwischen der massiven Klanggewalt der vollen Orgel und ganz zarten, leisen Registern, die aus dem Nirgendwo herüberzuschallen schienen, von den zahllosen Zwischenstufen und -tönen ganz zu schweigen. Mal fanfarenartig, mal andächtig, mal mächtig-brausend, mal samtweich-glitzernd.

Ein Werk, dessen Ideenreichtum der Organist an Manualen und Pedal auskostete und das die Zuhörer verzauberte. Ein langer Schlussakkord, der ruhig noch länger hätte nachhallen können. Aber das Publikum wollte wohl nicht länger still halten, sondern dem Organisten mit tosendem Applaus danken.

Als Zugabe „spendierte“ Aaron Voderholzer noch einen Gruß aus der Feuerwerksmusik von Georg Friedrich Händel. Pfarrer Philipp Werner hatte in seinem Willkommensgruß von einer Begegnung mit der Königin der Instrumente gesprochen. Man hätte in den Reihen des Publikums auch dem Orgelbauer Gerhard Woehl aus Marburg, inzwischen 85 Jahre alt, begegnen können. Der gab sich jedoch bescheiden und überließ den Auftritt seiner Orgel.Elisabeth Kirchner

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