Aschau – Zu einer Lesung mit dem Filmregisseur und Drehbuchautor Ralf Westhoff hatte Petra Einhoff, Schauspielerin und Synchronsprecherin, in ihr Atelier in Aschau eingeladen. Viele Kunstschaffende, aber auch Bücherfreunde aus der Region und aus München kamen, um Auszügen aus „Niemals nichts“, dem ersten Roman des in München und in Mühldorf aufgewachsenen Regisseurs zu lauschen.
Westhoff entführte in eine archaisch-bäuerliche Welt Anfang des 19. Jahrhunderts. Liza und Maximilian, die auf zwei benachbarten Höfen groß wurden, heiraten. Maximilians Vater Andres hat dem Sohn nur Schulden hinterlassen. Westhoff beschrieb sehr plastisch den Überlebenskampf des jungen Paares. Routiniert, aber sehr einfühlsam las er vor, ohne weiter zu verraten, welche Beweggründe Andres hatte, um zu verschwinden. Auch ließ er das Ende des Romans offen: „Das könnt ihr ja im Buch nachlesen.“
Nach der Lesung war noch Gelegenheit für ein Gespräch mit dem Autor. Die Verwendung der erlebten Rede, der stimmige Duktus, die Beschreibung der Charaktere und der Atmosphäre erlaubten, sich in die Welt der Protagonisten hineinzuversetzen, wurde vielfach gelobt. Da könne man förmlich die Armut riechen. Dabei habe er eigentlich gar keinen historischen Roman schreiben wollen, gestand Westhoff. Das sei erst im zweiten Schritt entstanden, beim Überarbeiten und Recherchieren der historischen Fakten. Er habe „runtergeschrieben und erst dann überarbeitet.“ Dabei sei es gefährlich, ohne Planung vorzugehen. „Aber bei diesem Roman ging es.“ Überhaupt sei das Thema unbewusst entstanden, so Westhoff. Zwei Jahre habe er an dem Roman geschrieben. Auch für die Suche nach einem Verlag brauche man viel Zeit und Geduld. Erschienen ist der Roman „Niemals nichts“ beim Rowohlt Verlag, Berlin (224 Seiten; 23 Euro).Elisabeth Kirchner