Rosenheim/Ramsau – Das dürfte für Weihnachtsstimmung sorgen: Die Münchner Formation Goldmund kommt mit ihrem Programm „Mehr oder weniger Lametta“ in dieser Woche gleich zweimal in die Region. Dabei schlüpft die Sängerin Anna Veit aus München auf der Bühne in jede denkbare Rolle: Sie flüstert, summt, trällert und hin und wieder jodelt sie auch. Worauf sich das Publikum freuen kann, verrät sie vorab im OVB-Interview.
Wie sind Sie zur Musik gekommen?
Eigentlich ist die Musik zu mir gekommen. Meine Eltern waren Landwirte, aber sie haben mir diese bedingungslose Liebe zur Musik einfach vorgelebt, ganz einfach, im Alltag, und das nimmt man dann mit ins Leben. Oder man stellt fest: Ich kann eigentlich nix anderes so richtig gscheit… .
Was bedeutet Musik für Sie persönlich?
Mit so einer Frage könnte ich Bücher füllen. Wahrheit. Menschsein. Ausdruck, Rettung, Kraft, Frieden, Alltag. Alles, was uns ausmacht. Liebe, Fest, Gottesdienst. „Diesen Kuss der ganzen Welt“ – man könnte nach Wien fahren, eine Karte für das Untergeschoss in der Secession kaufen. Dort ist Klimts Beethovenfries zu sehen, und der Inbegriff der Umarmung. Irgendwie so, so wirr, so komplex, so alles ist Musik.
Wie ist Goldmund entstanden?
Wir kannten uns alle aus verschiedenen Richtungen. Die Musiker sind ja Kollegen in einem Orchester. Bernhard Peschl und ich kommen aus der gleichen Gemeinde – aus Hauzenberg in Niederbayern. Da kennt man einander auch. Nach meiner Ausbildung als Musical-Darstellerin in Wien bin ich nach München gezogen und habe – durch lustige und schicksalshafte Umstände – eine Einladung zum Vorsingen für „Ristorante Allegro“, das erste Kinder-Musical der Münchner Philharmoniker, erhalten. Daraufhin habe ich zehn Jahre lang „Nina Nudel“ gespielt und bin gemeinsam mit acht Sänger- und Schauspielerkollegen durchs Orchester gerannt, gehüpft, getanzt – so kannten wir, die Orchestermusiker und ich, uns dann auch. Auslöser für die Goldmund-Gründung war später ein Konzert, für das wir gemeinsam engagiert waren. Alle dachten, wär doch schad, wenn’s nur bei einem Konzert bliebe, und so haben wir ein bissl weitergemacht.
Was zeichnet Goldmund aus?
Fantastische Musiker, gute Geschichten, Humor. Große Gefühle ohne Kitsch. Klangerlebnis. Berührung. Fünf Blechbläser und ein Schlagzeuger der Münchner Philharmoniker, die auf ihren Instrumenten zu den Besten und Brillantesten der Welt gehören, und eine Sängerin und Schauspielerin im glamourösen goldenen Kleid, die mit einer großen Portion Selbstironie alles zwischen Publikum und den Herren im Frack vermittelt.
Welchen musikalischen Stil verfolgen Sie mit Goldmund?
Mehr oder weniger alles. Die Musiker haben ja technisch praktisch überhaupt keine Grenzen. Das steht tatsächlich mitunter auch für die musikalische Stilistik. Mehr oder weniger Klassik, mehr oder weniger Pop, Chanson, Volkslied, alles dabei, nur niemals eindimensional und niemals respektlos. Alles Polarisierende liegt uns fern. Auch musikalisch.
Die Grenzen der Genres verschwimmen bei Ihnen. Wie ist das entstanden?
Da steht keine Absicht dahinter, das ist, was ich bin und was das Ensemble mit mir mit trägt. Ich habe ja „Musikalisches Unterhaltungstheater“ studiert in Wien, und das ist ein Studiengang, der sich „Musical, Chanson, Operette“ untertitelt, die Sparten Gesang, Schauspiel und Tanz beinhaltet, und an der Anzahl der Begrifflichkeiten merkt man schon, was alles miteinander zu tun hat, sich gegenseitig bedingt und eben gar nichts ausschließt.
Was bedeutet der Titel „mehr oder weniger Lametta“?
Es kann eine Frage sein oder auch eine Beschreibung, je nachdem, was man darin lesen möchte. Sind Sie eher für mehr oder für weniger Lametta? Oder vielleicht für gar keins? Das ist auch Thema am Abend – was ist man eigentlich für ein Weihnachtstyp? Jeder verbindet mit Weihnachten etwas, aber einzelne Dinge mehr oder eben weniger. Das ist vielleicht das Spannendste an dem Programm. Wir stellen dem Publikum Fragen, die es gar nicht unbedingt beantworten muss, aber Fragen lösen ja immer etwas in uns aus. „Mehr oder weniger“ steht aber auch für Goldmund selbst – wir spielen mehr oder weniger Klassik, mehr oder weniger Chanson, Pop, Musical, Jazz und „mehr oder weniger“ sagt man ja auch, wenn man sich eben nicht auf eines festlegt, sondern elastisch ist.
Wie entstand die Programmauswahl für „Mehr oder weniger Lametta“?
Hier hat jeder tatsächlich Wünsche geäußert: Stücke, die wir besonders lieben, Herzenswünsche – die genauen Beweggründe kann man im Booklet lesen, das ist wirklich schön geworden, jeder hat eine Geschichte zu einem Lied oder einem Stück – die erzählen wir dann auch zum Teil an dem Abend.
Worauf kann sich das Publikum besonders freuen?
Auf wahnsinnig schöne Musik, feinsinnigen Humor
und eine sehr ehrliche Einstimmung auf Weihnachten. Ich freue mich, dort live zu spielen. Das ist immer aufregend und anders, weil ja das Publikum auch immer anders ist.
Daniela Engel