Bad Aibling – In einem Aiblinger Café hing über viele Jahre die Vergrößerung einer Fotografie, die sieben Männer mit den Werkzeugen ihres Berufs zeigte – Staffelei und Pinsel wiesen darauf hin, dass sie als Maler unterwegs waren. Es handelte sich um eine freundschaftlich verbundene Gruppe von Künstlern aus der Rosenheimer Region, die seit dem Ende der 1960er-Jahre regelmäßig nach Italien reiste, um dort das Licht des Südens in Bildern einzufangen.
Heinz Kaufmann (1932 bis 2014) war einer von ihnen. Zahlreiche seiner Arbeiten, die gerade in der Galerie Villa Maria ausgestellt werden, stammen aus dieser Zeit. Zum Teil wurden die Bilder bereits auf der Reise gemalt oder gezeichnet, zum Teil, Skizzen folgend, zu Hause ausgearbeitet und fertig gestellt. Es hängen 36 Werke in der Galerie, die beiden ältesten von 1971, die drei mit Abstand jüngsten von 2010. Und es ist kein Zufall, dass es sich bei den älteren Arbeiten um lichtdurchflutete Aquarelle handelt, bei den letzten um eher dunkle Gouachen.
„Und so verlässt er die luzide Leichtigkeit der Siebziger und verfolgt eine zunehmende Verdichtung und Verdunkelung des Bildgeschehens“, führt der Laudator Andreas Legath aus. Die „Hanglandschaften“ von Kaufmanns Gouachen – eine Technik, bei der grob gemahlenes Pigment unter Zusatz von Kreide verwendet wird – zeigen düstere Strukturen, Formen um ihrer selbst Willen und nicht unbedingt als Landschaft erkenntlich. Diese dunklen Ansichten erschließen sich nur dem geduldigen Betrachter.
Einen breiten Raum in der Ausstellung nehmen die Radierungen ein. Mit präzisem, harten Strich wird die karge Landschaft des „Valle dell Inferno“ wiedergegeben. Steinig und öde erstreckt sich das von Menschenhand unberührte Land von einem Bildrand zum anderen. Feine Rippen der Felswand und lose verstreute Steine kommen Kaufmanns Streben nach einfachen, jedoch eindrucksvollen Formen entgegen. Alle Radierungen sind ohne Datumsangaben.
Auch 15 Aquarelle haben ihren Weg in die Ausstellung gefunden. Hier zeigt sich, wie sehr der strahlende Süden den damals noch jungen Maler gefangen genommen hat. Grün in allen Farbschattierungen bestimmt die Werke, sattes Grün wächst in privaten Gärten, in Parks und an Wegesrändern. Üppig belaubt neigen sich Bäume und Büsche über Mauern und spenden wohltuenden Schatten. Der Auftrag mit wasserlöslichen Farben ist transparent und lässt das Papierweiß durchschimmern.
Soll eine größere Farbdichte erzeugt werden, erfolgt ein mehrfacher Auftrag. Und je mehr Nässe im Papier ist, desto zarter werden die Farben, die sich in Rinnsalen ihren Weg durch die Malfläche suchen.
Neben dem Grün der Pflanzen taucht häufig die Farbe Umbra auf. Mit ihr hat der Künstler die Mauern von Gebäuden angelegt: eine warme Farbe, die das gespeicherte Sonnenlicht versinnbildlicht – ein weicher, samtiger Braunton in allen Schattierungen. Kaufmann beherrscht alle diese Techniken meisterlich. Und so wird der Rundgang durch die Ausstellung zu einem geistigen Besuch südlicher Regionen, der den Betrachter alle Aspekte eines Italienaufenthalts nachvollziehen lässt.