Ernsthaft, träumerisch und fulminant

von Redaktion

Das Duo Lonskaya und Reinhardt beschert „Saitensprüngen“ ein grandioses Finale

Bad Aibling – Mit einem spannenden und hochklassigen Programm mit Klassik und Kinderkonzerten, Pop und Avantgarde gingen die 25. „Saitensprünge“ zu Ende. Zum krönenden Abschluss der Konzertreihe gab es noch einmal „Gitarre pur“ mit dem Duo Yuliya Lonskaya und Lulo Reinhardt unter dem Motto „Classic meets Gipsy“.

Yuliya Lonskaya ist beim Bad Aiblinger Gitarrenfestival keine Unbekannte: bereits vor Jahren verzauberte die elegante Weißrussin das Publikum mit ihrer unwiderstehlichen Kombination aus klassischer Saitenkunst und betörendem Gesang, noch dazu in mehreren Sprachen vorgetragen.

Teil einer weit verzweigten
Musikerfamilie

Lulo Reinhardt gastierte erstmals in Aibling, tritt aber bereits seit einigen Jahren mit Lonskaya auf. Die beiden haben inzwischen drei CDs eingespielt. Und der Name Reinhardt lässt grüßen: Django Reinhardt ist tatsächlich sein Großonkel.

Lulo lernte in einer weit verzweigten Musikerfamilie mit fünf Jahren schon Gitarre, ohne Notenlesen, intuitiv und nach Gehör. Er tourt viel in den Vereinigten Staaten und widmete sich in mehreren filmischen und musikalischen Projekten der Herkunft und der Musiktradition der Sinti und Roma.

Ein ernsthaftes Stück machte den Auftakt des facettenreichen Konzerts: „Freedom and Peace“ bezog sich auf den Krieg in der Ukraine. Traurige Passagen erinnerten an das Leid der Bevölkerung, bei einzelnen Schlägen auf den Korpus konnte man Bombentreffer assoziieren. In dem sanften Tango „Por una cabeza“ konnte man sich poetischen und sanften Träumereien zuwenden.

Etwas überraschend war, dass sich Reinhardt eben nicht auf den typischen Sinti-Jazz a la Django fokussierte, sein Stil ist vielmehr von anderen Spielarten geprägt wie Latin und Flamenco, der ja zum Glück in Aibling im Laufe der Jahre immer gut repräsentiert war. Eine Hommage an die eigene Großmutter („Lala“) und eine weitere an eine inzwischen verstorbene „Native American“, eine Bekanntschaft auf einem Flug in Kanada, prägten den Schluss des ersten Sets. Hochmusikalisch intoniert und mit dem Reiz von zwei Instrumenten, miteinander verwoben und teils mit jazzigem Scatgesang angereichert, den Lonskaya in einem rasanten Flamencostück irrwitzig entwickelte.

Der „Waltz for one“, eine Filmmusik Reinhardts wurde kongenial in eine Duoversion übertragen, mit filigranen Solopassagen Lonskayas. Die beiden warfen die begeisterten Gäste hin und her zwischen Latinstücken wie Carlos Varelas „Una palabra“ und feurigen Eigenkompositionen wie Lulo Reinhardts bekanntesten Stück „Mar y sol“.

Reinhardt erklärte seine frühe musikalische Prägung: So seien im Familienkreis LPs kursiert von den populären „Shadows“, aber auch von Baden Powell oder von Astor Piazzolla. Von dem Granden des „tango nuevo“ stammte denn auch ein ruhigerer Tango und im Kontrast dazu der temperamentvolle „Libertango“, längst ein moderner Klassiker und in der Interpretation der beiden Virtuosen abermals ein akustischer Leckerbissen.

Enthusiastischer Beifall war programmiert, und das Duo setzte mit der fulminanten „Gipsy Fiesta“ und dem ruhigen „Hotel de Paris“ noch einen drauf . Ein tolles Konzert und ein würdiger Abschluss der diesjährigen „Saitensprünge“.

Artikel 3 von 11