„Singt dem Herren alle Stimmen!“

von Redaktion

120 Kinder im Chor machen Aufführung einer Bearbeitung von Haydns „Schöpfung“ zu einem besonderen Erlebnis

Rosenheim – Als der Schlussakkord des Konzertes der Innphilharmonie zusammen mit einem Chor der Mädchenrealschule Rosenheim verklang, war für alle spürbar, dass etwas Großartiges gelungen war. Nach vielen Monaten der Vorbereitung und Organisation hatte man in zwei Konzerten „Die Schöpfung“, ursprünglich von Joseph Haydn komponiert, in einer Adaption von Karsten Gundermann für Kinder, Jugendliche und Familien in die Moderne geholt.

Das erste große Problem des Projekts bestand darin, einen geeigneten Aufführungsort zu finden, ist dieses Stück doch riesig besetzt mit vollem Symphonieorchester, dem großen Konzertchor der Innphilharmonie und vor allem einem aus rund 120 Schülerinnen bestehenden Kinderchor. Mit der Auerbräuhalle war dafür der nahezu perfekte Ort gefunden. Die Mehrzweckhalle wurde zum Konzertsaal umfunktioniert und bot dem Anlass entsprechend einen festlich geschmückten Rahmen.

120 Kinder und Jugendliche in monatelanger Arbeit für klassische Musik dauerhaft zu begeistern, mag manchem unvorstellbar erscheinen, aber es ist hervorragend gelungen. Die Schüler waren von ihren Musiklehrerinnen Hildegard Grotjohann, Kerstin Pöppel und Susi Weiss mit unermüdlichem Einsatz hervorragend motiviert und vorbereitet worden.

Sprecherin Amelie Schneider (Klasse 10c) rahmte das musikalische Geschehen bestens verständlich, lebendig und mit großem Ernst ein. Hatte Sophia Sax (Klasse 7d) mit ihrem künstlerisch gelungenen Plakat bereits auf das Kommende eingestimmt, erhöhte eine junge Astronautin, den blauen Planeten aus weiter Ferne ehrfürchtig betrachtend, die Spannung, indem sie feierlich durch den Saal schritt.

Angefangen vom jubilierenden „Und es ward Licht!“ über brüllende Löwen bis hin zu dem in Text und Schlusschor mit Verve und Überzeugungskraft vorgetragenen Appell, unsere Schöpfung zu bewahren, wurde dem Werk aufs Schönste Rechnung getragen.

Die musikalisch meist präzise und in bester Textverständlichkeit auswendig singenden Mädchen sowie das Ensemble der Innphilharmonie inspirierten sich hörbar gegenseitig zu übersprudelnder Musizierfreude. Man konnte den Enthusiasmus der Kinder und Jugendlichen sowie aller anderen Mitwirkenden förmlich spüren.

Lena Pertl (Klasse 8d) schwärmte: „Eine schöne Atmosphäre, zwischendurch die einzelnen Instrumente zu hören, die Querflöte, das Fagott oder das Tasteninstrument. Es war wie ein Glitzern in dem Moment, als der Astronaut sprach. Wenn sich der Chor aufbaut, erst die dunklen Stimmen, die Bässe, dann die höheren, nacheinander, wie in einem großen Kanon, das hat mir gefallen.“

Unter der bewährten künstlerischen Leitung von Andreas Penninger, tatkräftig unterstützt von Hildegard Grotjohann und Kerstin Pöppel als Kodirigentinnen des Kinderchors, wurden die Chorstücke ebenso wie die wunderbaren Arien zum Hörerlebnis.

Das Solistenensemble trug ebenfalls erheblich zum Genuss bei: Die tiefsinnige Sopranstimme von Yvonne Steiner als Eva war eine Offenbarung und passte perfekt zur ausdrucksstarken Versanglichung des Textes durch den Bass Franz Hawlata als Adam. Ergänzt wurde das Solisten-Trio von dem aus Rosenheim stammenden Tenor Markus Herzog, der durch unglaubliche Stimm- und Atemtechnik überzeugte.

Manch einer mag sich gefragt haben, warum man ein so großartiges und perfektes Werk wie „Die Schöpfung“ Joseph Haydns verändern oder umkomponieren muss. Wer aber das Ergebnis dieser „Familienschöpfung“ hören durfte, verstand unmittelbar seine Berechtigung. Arien und Chöre wurden harmonisch verändert und durch moderne Rhythmen ergänzt, aber nie so, dass man Haydns Genie in Frage stellen konnte.

Herausgearbeitet wurde auf diese Weise vielmehr die unveränderte Aktualität des Textes. Marialen Auer (Klasse 8d) sagte treffend: „Für mich war es ein bewegendes Konzert, Alt und Jung standen zusammen auf einer Bühne. Wir Kinder sind die Zukunft, das ist die Schlussfolgerung des Stückes.“ Wie wahr also der Satz im feierlichen Schlusschor: „Singt dem Herren alle Stimmen. Dankt ihm alle seine Werke. Nun lasst uns seine Schöpfung ehren, sie um die Wette hegen und pflegen!“

Fazit: Ein unvergessliches Konzerterlebnis, das zugleich beglückte und nachdenklich machte. Und Hut ab vor dem jugendlichen Sängerinnennachwuchs!

Christiane Feig/
Eva-Maria Glofke-Schulz

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