Rosenheim – Dirk Maassen war schon als Kind von Musik fasziniert. Im Lauf der Jahre hat der deutsche Neoklassik-Star seinen ganz eigenen Stil entwickelt, um die ganz großen Emotionen ans Publikum zu transportieren. Am Freitag, 5. Dezember, kommt der Musiker ins Rosenheimer Ballhaus. Was seine Gäste erwartet, hat er im OVB-Interview erzählt.
Gab es einen bestimmten Moment in Ihrem Leben, der Sie dazu bewegt hat, Musik zu machen?
Der erste prägende Moment war der Klang der Orgel in meiner Heimatkirche St. Josef in Herzogenrath. Als Kind war ich tief beeindruckt davon, wie Musik den ganzen Raum erfüllen und Menschen berühren kann. Später begann ich mit neun Jahren, Klavier zu spielen. Das Instrument wurde zu einer Art Tagebuch für mich, in dem ich all das ausdrücken konnte, was Worte nicht fassen können.
Was bedeutet für Sie persönlich Musik?
Musik ist für mich ein Ort der Einkehr, sie hilft mir, zur Ruhe zu kommen, zu mir selbst zu finden und den Lärm des Alltags hinter mir zu lassen. Wenn ich spiele, trete ich in einen Dialog mit mir selbst. Es ist ein sehr intimer Moment, in dem ich spüre, was mich bewegt und was in mir lebt. Hier kann ich die Dinge auf einer anderen, höheren Ebene begreifen.
Wie würden Sie ihren musikalischen Stil beschreiben?
Ich tue mich schwer, meine Musik in ein Genre zu pressen. Man nennt es heute Neoklassik, für mich ist es aber einfach Musik, die ehrlich und authentisch aus dem Moment heraus entsteht. Sie verbindet klassische Elemente mit modernen Einflüssen, aber im Zentrum steht immer das Gefühl.
Entsteht bei Ihnen Musik durch bestimmte Eindrücke oder eher intuitiv?
Oft entstehen meine Stücke spontan aus dem Alltag heraus, durch Begegnungen, Gedanken oder Naturerlebnisse. Ich versuche, diese Eindrücke unmittelbar am Klavier zu reflektieren, ohne viel zu konstruieren. Das ist ein sehr intuitiver Prozess. Ich lasse zu, was passiert, und nehme es auf, roh und unpoliert, wie beim Album „Inception“. Dort wollte ich die Magie des Augenblicks einfangen.
Haben Sie Komponisten, die Sie bewundern oder inspirieren?
Ja, es gibt viele. Von Chopin und Schubert bis hin zu modernen Komponisten, aber auch Pop-Musik. Hier inspiriert mich vor allem Musik aus meiner Jugend, mit der ich spezielle Momente verknüpfe. Aber am meisten inspiriert mich das Leben selbst, die kleinen Momente, die Stille, das Meer oder die Berge, die Menschen um mich herum.
Was ist wichtiger für Sie: technische Perfektion oder emotionale Präsenz?
Ganz klar die emotionale Präsenz. Natürlich braucht man Technik, um sich musikalisch ausdrücken zu können, aber sie ist nur das Werkzeug. Entscheidend ist, ob es gelingt, Menschen im Innersten zu berühren. Ich glaube, das gelingt nur, wenn man selbst ganz im Moment ist und ehrlich spielt.
Was erhoffen Sie sich, dass die Menschen fühlen, wenn Sie Ihre Musik hören?
Ich wünsche mir, dass meine Musik Menschen einen Moment der Ruhe schenkt, eine kleine Auszeit von der Hektik der Welt. Vielleicht finden sie in der Musik ein Stück von sich selbst oder eine Erinnerung, die sie tief im Inneren tragen.
Worauf können sich die Zuhörer in Rosenheim besonders freuen?
Auf eine sehr persönliche Begegnung. Ich möchte die Menschen auf eine musikalische Reise mitnehmen, von stillen Momenten bis zu kraftvollen Klangwellen. Es geht nicht nur um das Klavier, sondern um gemeinsame Emotionen und Stille zwischen den Tönen.
Spielen Sie ein Stück, das Ihnen besonders am Herzen liegt?
Ja, ich spiele meist Stücke, die in einem bestimmten Moment meines Lebens entstanden sind, wie „Two
Skies“, „To the Sky“ oder auch neue, bisher unveröffentlichte Stücke. Sie sind für mich Erinnerungen in Klangform, die ich gerne mit dem Publikum teile.
Was ist Ihr nächstes musikalisches Projekt?
Aktuell arbeite ich an meinem neuen Projekt Eden, eine musikalische Reise in vier Teilen über Reinheit, Verlust und Hoffnung. In langsamen Schritten möchte ich das Projekt live auf die Bühne bringen und die Geschichte mit den Menschen teilen, vielleicht auch gemeinsam mit einem Streicherquartett.
Daniela Engel