Brannenburg oder Brannenberg?

von Redaktion

„Gestern haan ma bein Wirt z Sejham gween. Grod griawig war’s!“ Nicht nur ChatGPT kommt wohl bei dieser freudigen Ortsangabe und Erzählung in Schwierigkeiten. Natürlich kommt es darauf an, an wen diese Information gerichtet ist. Bairisch-Sprecher oder nicht? Aus demselben Gäu oder aus derselben Familie stammend?

Eine gebürtige Riederingerin würde auf Anhieb verstehen, was gemeint ist: ein Besuch im „Gasthaus zur Post“, genannt Hirzinger, zu Söllhuben, in sehr angenehmer Atmosphäre.

Das Pfarrdorf Söllhuben gehört seit der Gebietsreform in den 1970er-Jahren zur Gemeinde Riedering. Auffällig: Die Einheimischen nennen nicht immer den Namen des Wirtshauses. Aber im obigen Beispiel ist noch auffälliger: Aus „Söllhuben“ wird im lokalen Dialekt nicht „Sejhuam“, sondern „Sejham“ beziehungsweise „Säiham“.

Im Folgenden werden noch andere Beispiele in unserer Region für den Wechsel von Namensbestandteilen präsentiert, sei es „nur“ im Dialekt oder sogar in der offiziellen Schreibweise.

Wichtig: Hier soll es nur um den teilweisen Wechsel von Namensbestandteilen gehen, nicht um einen kompletten Namenswechsel von Ortschaften. Sehr bekannt ist hierzu die aus politischen Gründen erfolgte Änderung von Chemnitz zu Karl-Marx-Stadt (von 1953 bis 1990) und wieder zurück zu Chemnitz. In unserer Region wurde für Dietprestischiricha (1078 bis 1091), Dietprehteschirchen (1102) der Name Lippertskirchen (Gemeinde Bad Feilnbach) gewählt.

Im Falle von Söllhuben, 927 als „Selihobon“ belegt, hätte es die dialektale Aussprache mit -ham (= Heim) statt -houbon und -hueben (= Hube = halber Maierhof) beinahe zur offiziellen Namensform gebracht: Hans Demberger aus Pang zitiert aus den Kirchenbüchern der „Pfarrei Päng“ von 1674 bis 1730 unter anderen von an der Pest verstorbenen Mitgliedern der Sebastiani-Bruderschaft unter anderen aus den folgenden Orten: „Lampferting, Lizldorf, Söllham“ – nicht: „Söllhuben“!

Etwas anders liegt der Fall mit dem Namen des Pfarrdorfes Brannenburg. Ursprünglich hieß der Ort „Prantenperch“ (1113 bis 1121), was auch heute noch durch die dialektale Aussprache „Branaberg“ bestätigt wird. Ab 1551 steht die ehemalige Burg („Prannburg“) im heutigen Namen, nachdem sie schon 1267 auf Latein als „Castrum Brandenberch“ vorkam. Und hin und wieder hört man schon „Branaburg“.

Eine sehr interessante Namenswandlung kann Ober-/ Unterpremrain in der Gemeinde Bad Feilnbach vorweisen: 773 als Premareini belegt, wurde „Prem“ (Braeme, stacheliges Gebüsch) nicht mehr verstanden und offiziell durch „Brenn“ ersetzt: „Brennrain“. Erst seit wenigen Jahrzehnten heißt es wieder: „Premrain“.

Offenbar ebenfalls nicht verstanden und daher eingedeutet wurden im 19. Jahrhundert die Einöden Großrain (Gemeinde Tuntenhausen) und Großbrunn (Gemeinde Albaching). Die beiden Orte haben als Bestimmungswort nicht „groß“, sondern – in alten Schreibungen – das Wort „Gos“ (= sprudelndes Wasser) im Namen und heißen bis heute im Dialekt: „Gousroa und „Gousbrunn“. Auf geht’s, Landratsamt!

Armin Höfer

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