Ein wilder Ritt mit internationalen Jazzern

von Redaktion

Schlagzeuger Bernd Reiter präsentiert im Rosenheimer „Le Pirate“ die Saul-Rubin-Band

Rosenheim – Immer wenn der österreichische Spitzen-Jazz-Schlagzeuger Bernd Reiter im „Le Pirate“ gastiert, ist Spitzenklasse garantiert. Reiter hat von 2013 bis 2021 in Paris gelebt und zahlreiche Kontakte in die französische Jazzszene geknüpft, so zum preisgekrönten Saxofonisten Jon Boutellier und zum Organisten Fred Nardin, ebenfalls einer der Top-Jazzer im Nachbarland. Bandleader Saul Rubin ist einer der führenden Jazzgitarristen aus USA, er spielte noch mit Sonny Rollins und förderte den Weltstar Gregory Porter.

Der Stil dieses Spitzen-Quartetts? Rasant! Fast alle Stücke kamen im Up-Tempo und bebop-geprägt, mit tollen Akzenten vom Saxofon, flankiert von irrwitzigen Gitarrenläufen Rubins und dem flirrenden Sound der elektrischen Orgel, mit der Nardin eine Spur „Funk“ einstreute. Dazu die unermüdliche Power von Reiter am Schlagzeug, hochenergetisch und mit Punch. Die Eingespieltheit war spürbar, so spielen Nardin und Boutellier bereits seit 20 Jahren zusammen. Schon allein der „Sasquatch Shuffle“ als 15-minütiges Eröffnungsstück lohnte das Kommen. Jazztypisch spielten die Könner griffige Soli, die Gäste goutierten mit Zwischenapplaus und guter Laune. Ein Klassiker aus dem Jahr 1963 von Joe Henderson („Recorda me“) setzte das Power-Programm fort, mit Latin-Elementen als Bossa Nova. Zu „Fandango“ (Saul Rubin) wechselte Boutellier zum feineren Sopransaxofon, bevor das Quartett mit „Speak Low“, einem Stück des Brecht-Komponisten Kurt Weill mitreißende Sequenzen präsentierte – ein wilder Ritt. Zwar barg der zweite Set zum Durchatmen ein Stück im mittleren Tempo und eine kurze Ballade als Duo von Rubin und Boutellier, doch der Standard „You and the night and the music“ brachte das „Le Pirate“ erneut zum Kochen. Mit Cedar Waltons mitreißendem „Bolivia“ und seinem eingängigen Thema setzten die vier spielfreudigen, gut aufgelegten Jazzkoryphäen sogar noch einen drauf.

Das Pirate sei „wia a Wohnzimmer für mi“, gestand Reiter, der erstmals 2008 im Club gastierte, gewohnt launig durch das Programm führte und ein paar Bonmots zum Besten gab. Die Gäste spendeten begeisterten Applaus, der noch in eine Zugabe mündete. Andreas Friedrich

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