Rosenheim – „Outside-Inside“ und „Streetart trifft Leinwand“ heißt es in der neuen Ausstellung der Städtischen Galerie in Rosenheim. Bereits ab 2011 gab es bereits lokales Interesse am Thema „Street Art“, einzelne Aktionen und 2014 eine Ausstellung in der Galerie. Protagonisten der Kunstrichtung wie „Loomit“ nahmen an einer Diskussionsveranstaltung in der Galerie teil, wie auch der Fotograf Sepp Werkmeister. Seit 2020 gastieren in der Stadt regionale und internationale Künstler der Szene und gestalten nach Vermittlung durch die Galerie Wände im öffentlichen Raum, „Murals“ im Fachjargon. Einzelne, teils weniger im Fokus stehende, vorher unscheinbare Areale werden zum offenen Atelier, die Aktionen ziehen Publikum an und vor Ort diskutiert man angeregt das Zustandekommen der Motive – ein lebendiger Austausch.
Kunstwerke
schaffen Dialog
Die Städtische Galerie setzt nun diesen Dialog in ihren Räumen fort und zeigt eigenständige, im Vergleich kleinformatige Werke der in der Stadt vertretenen Künstler, und zwar von allen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen – die Präsentation ist dynamisch und kraftvoll, ideenreich und ästhetisch, mit einigen Besonderheiten. Sie belegt, dass die an den großen Wänden vorhandenen Werke der Ausdruck einer hervorragenden künstlerischen Ausbildung sind.
Diese Qualität lässt sich in den Räumen der Galerie nah am Kunstwerk im Detail nachvollziehen, denn die vertretenen Künstler arbeiten parallel zu ihren meist kommunal finanzierten Streetart-Aktionen im Studio oder Atelier an der kleineren Form, teils ähnlich wie in den Murals, teils aber auch völlig anders.
Beim Rundgang fällt vor allem die große Vielfalt der vorhandenen Stile auf. Die Positionen und individuellen Bildsprachen sind sehr unterschiedlich, von abstrakt bis hin zu konkreten Motiven, knallig oder beeinflusst durch traditionelle Malerei, effektvoll oder auch mit Blick auf gesellschaftliche Themen.
Im Eingangsraum entdeckt man mit Bildern von „Mr Woodland“ gleich einen im Stadtbild stark vertretenen Künstler. Von ihm stammt der große Astronaut in der Gillitzerstraße Nähe Karstadt. Am Bild in der Ausstellung („Inside“) findet sich jeweils der Hinweis auf die Entsprechung in der Stadt („Outside“), sodass die Vernetzung von „drinnen“ und „draußen“ klar ersichtlich ist. „Ach, von Hera ist das also, da ist wieder das Igelmotiv“, hörte man bei der Begehung seitens zweier Besucherinnen – zum Wiedererkennungseffekt gehören die Gesichter der Urheber mit dazu, ebenso ihre Art der Ausbildung. Inzwischen gibt es sogar eigene Studiengänge oder zumindest -elemente für die Kunstrichtung.
Ganz anschaulich wird im Zeitraffervideo die Entstehung eines typischen „Murals“ gezeigt. Vorskizzen sind wichtig, die Einteilung der Wand, dann der geschickte Umgang mit der Hebebühne und eine gewisse körperliche Kondition beim Arbeiten mit äußeren Bedingungen wie großer Hitze oder auch Regenpausen.
Intensive
Farben
In Raum zwei eine Farbexplosion: Hier hat Tomislav Topic bunte Banner gehängt, von Emily Eldridge stammen florale Motive. Helen Bur, die an der Rieder-Realschule aktiv war, hat faszinierende Gemälde beigesteuert, sie zeigen buntes Chaos in einem Kinderzimmer voller Spielsachen. Ebenfalls unabhängig und ganz anders als ihr Kunstwerk am Gartencenter präsentiert die Spanierin Elisa Capdevila träumerische Motive, ihre Kollegin Alba Fabre Sacristan „klassisch“ Adam und Eva. Das ist gekonnt, beide könnten mit ihren Gemälden auch im kleinen Format Geld verdienen.
Guido Palmadessa (Lindgren-Grundschule) hat verschlungene Hände und menschliche Körper mit ihrer Erotik dargestellt, greift auf Maltechniken der klassischen Moderne zurück.
In der Ausstellung sind auch Plastiken vertreten, so Luogo Comunes Teppich „Melting Ice“ oder Stephan Hohenthanners Skulptur „Smoke“, die aussieht wie ein Teleskop. Ganz in Pink und schön knallig der „Art Shop“ – eine weitere gute Idee von vielen.
Beim Durchzählen fällt auf, wie viele Rosenheimer „Eigengewächse“ dank der Galerie und Leiterin Monika Hauser bereits mit Street Art künstlerisch sozialisiert sind und sich weiter professionalisieren. So wirken die Aktionen auch als professionelles Sprungbrett – über die Hälfte der Street-Art-Künstler war bei der Eröffnung persönlich anwesend.