Wilde Weihnacht in Kiefersfelden

von Redaktion

„Montag und Musik“ feiert klangvollen Jahresausklang mit berührender Vielfalt

Kiefersfelden – Mit einem eindrucksvoll gestalteten Abend verabschiedete sich die Konzertreihe „Montag und Musik“ aus dem Jahr 2025. Unter dem Titel „Wilde Weihnacht“ vereinten sechs international renommierte Musiker klassische Werke, Folklore, Jazz und poetische Texte zu einem stimmungsvollen, tief berührenden Musikerlebnis. Vor ausverkauftem Haus in der Dynafit-Speed-Factory feierte das Publikum das weihnachtliche Finale mit Szenenapplaus und langem Schlussjubel – ein starker Jahresabschluss, kuratiert von der künstlerischen Leiterin Anahita Ahsef, die für diesen Abend ein fein austariertes und emotional vielschichtiges Programm geschaffen hatte.

Traditionelles
zum Auftakt

Einfühlsam und atmosphärisch eröffnet wurde das Konzert mit dem traditionellen Lied „Wonder as I wander“, getragen vom transparenten Zusammenspiel von Anahita Ahsef (Mezzosopran), Edith Gasteiger (Harfe), Andreas Reiter (Posaune) und Johannes Gasteiger (Kontrabass). Es folgten musikalische Miniaturen wie „Village Stream“ und insbesondere „Über die Heide“ von Johannes Brahms – ein Höhepunkt, in dem Ahsef mit warm timbrierter Stimme, kluger Zurückhaltung und sensibler Sprachgestaltung die melancholische Tiefe des Liedes aufleuchten ließ.

In „Der Wanderer“ von Franz Schubert gestaltete Bass Andreas Hörl die existenzielle Zerrissenheit des lyrischen Ichs mit großer stimmlicher Autorität. Hörl, ein international erfahrener Opernsänger mit Engagements unter anderem an der Bayerischen Staatsoper, Salzburg und den Bayreuther Festspielen, überzeugte mit souveräner Tiefe und fein modellierter Phrasierung.

Begleitet wurde er von Paul Rivinius, der am Flügel mit weichem Anschlag, musikalischem Atem und sensibler Agogik einen perfekten Gegenpol zur gesanglichen Dramatik setzte. Der Pianist, Preisträger des ARD-Musikwettbewerbs und international gefragte Kammermusiker bewies hier einmal mehr seine Fähigkeit zur poetischen Klanggestaltung.

Ein weiterer Glanzpunkt war das Lied „Du bist die Ruh“, von Schubert, einfühlsam gesungen von Ahsef und begleitet von Rivinius. Auch in Liedern wie „In the bleak midwinter“ und „Still, still“ offenbarte sich Ahsefs Ausdrucksstärke, unterstützt von Edith Gasteigers feinem Harfenspiel – leuchtend klar, technisch souverän und niemals süßlich. Die Tirolerin, Absolventin des Mozarteums Salzburg, hat Österreich mehrfach beim Rio-Harp-Festival vertreten und zählt zu den gefragten Harfenistinnen im In- und Ausland.

Mit augenzwinkernder Leichtigkeit folgten jazzige Beiträge wie „Calypso“ und „Jingle Bells“, bei denen Andreas Reiter – als Posaunist unter anderem mit dem Jazzorchester Tirol unterwegs – seine stilistische Vielseitigkeit ausspielte.

Geschmeidiges
Bassspiel

Klanglich präsent, rhythmisch präzise und voller Spielfreude, harmonierte er hervorragend mit Johannes Gasteiger, der mit geschmeidigem Bassspiel die klangliche Basis legte. Gasteiger ist als vielseitiger Musiker zwischen Alter Musik, Weltmusik und Zeitgenössischem aktiv und überzeugte auch in rhythmisch komplexen Passagen mit Sicherheit und musikalischer Eleganz.

Kurze weihnachtliche Lesungen zwischen den musikalischen Beiträgen sorgten für charmante Übergänge und lockerten das Konzert mit feinem Gespür für Atmosphäre auf.

Das Finale mit „Oh Holy Night!“ und dem gemeinsam gesungenen „Es wird scho glei dumpa“ ließ noch einmal alle Mitwirkenden zu einem bewegenden Tutti zusammenfinden – stimmlich und klanglich homogen, dramaturgisch klug platziert und voller Emotion. Die Mischung aus Lichterglanz, Jazz, Poesie und kontemplativen Momenten sorgte für Tiefe, Abwechslung und Begeisterung.

Die Reihe „Montag und Musik“ wird im kommenden Jahr fortgesetzt. Das Publikum kann sich schon auf neue musikalische Überraschungen freuen.

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