Ein feiner, stiller Beobachter voller Poesie

von Redaktion

Ausstellung „Zwischen den Zeilen“ im Kronast-Haus Prien zeigt Radierungen von Josef Werner

Prien – „Zwischen den Zeilen“ ist die Ausstellung mit Werken von Josef Werner im Kronast-Haus überschrieben. Das Kronast-Haus, selbst ein Haus voller Geschichte und Stilvielfalt, scheint wie geschaffen für diesen Künstler, der heuer 80 Jahre wurde.

Josef Werner ist kein Mensch der lauten Worte, wie seine Radierungen und Ölgemälde offenbaren. Stattdessen sind seine Werke voller Poesie und einem feinen Sinn für das Verborgene. Mit meisterhaftem Können kombiniert Werner Radierung, Kaltnadel und Aquatinta. Er schafft daraus feine, detailreiche Welten, die bevölkert sind von skurrilen, zarten, manchmal körperlosen Wesen. Aus Linien, Kurven, Punkten entstehen Figuren, die tanzen, träumen, nachdenken. Mit winzigen Veränderungen – einer Krümmung hier, einem Strich dort – haucht er seinen Figuren Leben ein. Seine Figuren sind von stiller Heiterkeit und feiner Ironie erfüllt. Seine Werke sind oftmals inspiriert von großer Literatur, der Mythologie, den Sagen und Märchen oder der Göttlichen Komödie von Dante. Da lädt der „Verführer“, ein Skelett, eine Skelett-Dame zum Tanz, da erschreckt die „Wut“, ein Skelett mit wehendem Haar und krokodilsartigem Maul, zwei in lange Gewänder gekleidete Menschen mit Lorbeerkranz.

Die Radierung „Der Rattenfänger“ erklärt sich von selbst. Die sieben Schwaben sind eine muntere Truppe, denen ihr eigener Tatendrang wohl selbst nicht geheuer erscheint. Oder warum sonst klammern sie sich alle an die lange Lanze? „Ad absurdum“ zeigt eine Hand, die ein Foucaultsches Pendel mit Flügeln anstupst, aber auch eine Art Lenkdrachen lenkt und ein olympisches Feuer entfacht – Technik, die sich hier selbst „ad absurdum“ führt. Die „Vier Jahreszeiten“ sprechen mit ihren Frucht- und Gemüse-Attributen für sich, während der „Mondwanderer“ ein Tier auf einem Dach radelnd zeigt. Eine Traumwelt, die schmunzeln und staunen lässt. Nicht minder skurril und doch liebenswert gibt sich „Das ästhetische Wiesel.“ Im Gedicht von Christian Morgenstern heißt es: „Ein Wiesel saß auf einem Kiesel inmitten Bachgeriesel. Wisst ihr, weshalb? Das Mondkalb verriet es mir im Stillen: Das raffinierte Tier tat’s um des Reimes willen.“ Dieses Gedicht hängt gerahmt neben einer Radierung. Da thront das ästhetische Wiesel auf einem kleinen Berg aus Kieseln. Selbstbewusst und beinahe übermütig blickt es den Betrachter an.

„Der Zeitläufer,“ eine Art Drachenflieger mit Friedenstaube im Hintergrund, wird links und rechts eingerahmt von „Romeo“ und „Julia.“ Beide abstrahiert in Schwarz, aber zugleich setzen die gelben, roten und blauen geometrischen Figuren Akzente und betonen die Mehrschichtigkeit der Radierung, aber eben auch der Liebesgeschichte.

Josef Werner erzählt in Bildern, die zum Nachdenken anregen. Die mit feinem Strich pointieren und doch alles sagen. All das macht den Zauber dieser Ausstellung aus. Der Betrachter muss genau hinsehen. Eben „zwischen den Zeilen“ lesen. Elisabeth Kirchner

Bis 14. Februar