Musikalisches Abenteuer für Posaune und Piano

von Redaktion

Jahresendkonzert in der Villa Sawallisch mit Henning Wiegräbe und Tayuko Nakao-Seibert

Grassau – Zu einem musikalischen Abenteuer mit Posaunist Henning Wiegräbe und Tayuko Nakao-Seibert am Flügel hatte die Villa Sawallisch geladen. Eine ungewohnte Konstellation, aber eine mit wunderbar kammermusikalischem Schönklang.

Die Virtuosität und die musikalische Tiefe der beiden Instrumentalisten, Wiegräbe, Professor der Posaunenklasse an der Musikhochschule Stuttgart, und Nakao-Seibert, Dozentin an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart, nahmen vom ersten Ton an gefangen. Der Posaunist ein Klangmagier, der wundersamen Klangzauber entfesselte und es spieltechnisch virtuos verstand, die Töne in vielerlei Variationen anzuspielen. Die Klavierspielerin konzentrierte sich auf die Differenzierung des Anschlags, in jeder Lage konsequent perlend ein absolutes Ebenmaß.

Werke von George Gershwin und Leonard Bernstein verbanden sich im Konzert mit südamerikanischen Klangfarben von Enrique Crespo, Sammy Nestico, Astor Piazzolla und Heitor Villa-Lobos zu einem faszinierenden musikalischen Reiseerlebnis. Vom swingenden Gershwin bis zu den tänzerischen Werken Piazzollas war da alles dabei, zum Auftakt aber gab es einen beschwingten Ragtime von Arthur Pryor: Der „Cakewalk Contest“, dem drei Melodien von George Gershwin, Jazz und Klassik dabei eng verzahnt, folgten. Ein Bravourstück waren die drei Preludes von Gershwin für Klavier solo – stupende Virtuosität und Technik, einfach zum Niederknien. Ebenso wie die „Elegy for Mippy II“ von Leonard Bernstein für Posaune solo. Da sah man die Welt mit den Augen eines herumstromernden Hundes, genau wie es Posaunist Wiegräbe zuvor umschrieben hatte.

Bei der „Reflective Mood“ von Sammy Nestico wähnte man sich in einer Bar, eingehüllt vom sanften Jazz, während Astor Piazzollas „Milonga sin palabras“ und „Oblivion“ zum Tanz einluden. Dazwischen gewährten Posaunist und Klavierspielerin wieder Soli: Bei Enrique Crespos Improvisation Nr 1 überzeugte Wiegräbe mit stupender Blastechnik und bei Heitor Villa-Lobos Stücken aus „Cirandas“ entführten die Klavierklänge mit fulminanter Spielfreude und Ausdrucksvermögen nach Brasilien.

Die „Arrows of Time“ von Richard Peaslee waren ein bunter Mix an Stilen, während das Schlussstück „Fogo da mulata“ von Enrique Crespo das Publikum gedanklich eine Samba Lenta tanzen ließ. Was für stilistische Programmvielfalt, welche Brillanz, rhythmische Präzision und große Spielfreude.

Da musste eine Zugabe her, die „Blue Lullaby“ von George Gershwin setzte den richtigen Schlusspunkt – ein sanfter Konzertausklang nach zuvor teils sehr spritzigen, sehr energiegeladenen, teils sehr eleganten und sanften Klängen. Elisabeth Kirchner

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