Viel mehr als „a bisserl a stade Zeit“

von Redaktion

Das Duo „Harfe.Horn“ stimmte beim Kulturbredl im Hilgerhof auf Weihnachten ein

Pittenhart Als vorgezogenes Weihnachtsgeschenk versprachen die beiden Musiker Johann Niedermaier (Harfe) und Sebastian Krause (Horn, Alphorn) ihrem Publikum „A bissal stade Zeit“ mit Harfe und Horn. Und die Zuhörer im Hilgerhof bekamen, wie versprochen, mitten in der mitunter stressigsten Zeit des Jahres, besinnliche Stunden kredenzt.

Erst mal Platz schaffen, dann Licht aus, hieß es eingangs in der gemütlichen Stube: Ein Alphorn misst immerhin bis zu vier Meter. Krause war also, wenn überhaupt, nur im Kerzenschein zu sehen. Obwohl er nur sacht in sein Naturhorn hauchte, war er klanglich sehr präsent, spielte seinem Kollegen an der Harfe (und im Rampenlicht) die ersten tiefen Töne aus dem Publikumsraum zu. Niedermaier stieg auf den Dialog ein, antwortete auf das geblasene Thema mit gezupftem Saitenklang. Auf archaisch-erdige Alphornklänge folgten fein-silbrige Harfenklänge. Das dialogische Spiel des Duos mündete in die „Schöne Weis‘“ von Tobi Reiser.

Weiter ging es mit einer traumschönen Bearbeitung des Adventsliedes „Maria durch ein Dornwald ging“, dann streute Krause einen frei gesprochenen Text von Karl Heinrich Waggerl ein: „Worüber das Christkind lächelt“ – das zauberte bei illustrativer Harfenbegleitung, auch den Hilgerhofgästen ein solches auf die Lippen. Mitten ins Alpenländische fügte sich ein selten gespieltes Kleinod früher französischer Kammermusik: Die Nocturne Nr. 3 für Harfe und Horn von Frédéric Duvernoy, ein lyrisch-kantables Genussstück. Wer noch nicht stad war, wurde es spätestens beim Erklingen von Bachs berühmter „Air“ in D-Dur, eine Orchestersuite, die in diesem Fall ganz ohne Orchester auskam.

Der französische Komponist Charles Gounod legte einst eine melodische Linie über das Präludium Nr. 1 in C-Dur aus Bachs wohltemperiertem Klavier. Dazu einen Ave-Maria Text und fertig war das weltberühmte „Ave-Maria von Bach/Gounod“. Diese Bearbeitung in der enormen Virtuosität des Duos „Harfe.Horn“, lockte im Hilgerhof verfrüht das Christkind aus dem Nebel ins Licht.

Da fehlte nur noch die berühmte Titelmelodie aus „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ als Harfensolo verpackt. Und, als erinnerungswürdiges Kollektiv-Weihnachtserlebnis, ein gemeinsam gesungenes Lied in musikalischer Begleitung: „Es wird scho glei dumpa“. Obwohl das Konzert voller still-besinnlicher Anklänge war, gab es am Ende jubelnden Applaus. Ziemlich viel, statt nur „a bisserl a stade Zeit“. Das tat wohl. Kirsten Benekam