Aus der Starbulls-EishockeyStatistik

Ersatzgeschwächt weniger Punkte

von Redaktion

Die Oberliga-Saison 2017/18 hat eine Phase erreicht, wo Zweifler sich bemüßigt fühlen dürften, Fragen zu stellen, etwa: Sind die Starbulls wirklich so stark, wie die meisten Experten sie zu Beginn eingeschätzt haben, obwohl Klubs wie Regensburg, Deggendorf, Selb oder Landshut von den Namen her weitaus prominenter besetzt sind?

Lag das souveräne, fast ans Unschlagbare grenzende Auftreten der ersten Wochen etwa am Vorsprung, den Manuel Koflers Jungs aufgrund des frühen Trainingsbeginns gegenüber der Konkurrenz hatten? Oder sind die jüngsten Einbrüche schlicht und einfach auf die vielen Ausfälle zurückzuführen, die das Team zur Zeit verkraften muss? Immerhin fehlten in den letzten Begegnungen neben vier Langzeitverletzten, darunter die beiden nominellen Topverteidiger Rohner und Lindlbauer, mit Fröhlich, Bergmann, Daxlberger und Torhüter Steinhauer weitere wichtige Stammkräfte, so dass das letzte Aufgebot am Sonntag in Peiting nach Michael Baindls unfreiwilligem Wechsel ins Tor auf ganze 13 Feldspieler geschrumpft war. Und das bei einem Klub, der seine Erfolge der letzten Jahre zum Großteil dem permanenten Spiel mit vier Reihen zu verdanken hatte!

Tatsache aber ist, dass die Starbulls nicht nur zum dritten Mal in der laufenden Saison den absoluten Spitzenplatz fürs Erste abgeben mussten, sondern auch zuletzt in drei Spielen in Folge nicht mehr die volle Punktzahl einfahren konnten. Und schon seit der ersten Heimniederlage gegen Deggendorf an Allerheiligen erinnert nicht mehr viel an die frühen Saisonwochen, als die Starbulls zwar selten spektakulär offensiv aufspielten, aber doch mit einer ungeheuren Präzision im Defensivverhalten Spiele gewannen, bei denen man kaum einmal das Gefühl hatte, sie könnten verloren werden. Ein Zahlenvergleich: In den ersten zehn Matches holten sie mit neun Siegen 2,70 Punkte pro Spiel (Spitzenwert), während die 1,71 Punkte pro Spiel seither nur Rang fünf bedeuten würden.

Obwohl am Freitag gegen Landshut letztlich noch ein Penalty-Sieg heraussprang, gelang es auch den Niederbayern, die Starbulls anfangs mit deren eigentlicher Stärke auszuhebeln, nämlich einer frühen Führung. Das 1:0 fiel in der dritten Minute, die ersten beiden Treffer für Peiting in der 4. und 6. Minute, normalerweise eine Phase der unbedingten Rosenheimer Dominanz. 17:1 Tore für die Starbulls hatte das Verhältnis zuvor in den ersten 14 Spielminuten gelautet. Und Peiting machte mit dem 4:0 in der 23. Minute endgültig den Sack zu, zu einem Zeitpunkt, da die Starbulls im bisherigen Saisonverlauf noch nie einen Treffer kassiert hatten (6:0 von der 21. bis zur 26. Minute). Es lief also (besonders am Sonntag) einiges aus dem Ruder, und schon bei Luca Endres‘ Verletzung war das Spiel gelaufen (es sei denn, man wäre Schalke gewesen). Vielleicht mag es die Starbulls trösten, aber Peitings Heimspiele waren bisher allesamt Offensivspektakel. Bei den fünf vorangegangenen Heimsiegen schoss der ECP stets sechs Treffer, und bei zwei der drei Heimniederlagen kassierte er ein halbes Dutzend! Ob der Protokollführer dort wohl Leistungszulage bekommt? Lediglich die Starbulls machten es bei ihrem 5:3 vor einigen Wochen etwas torärmer.

Wie wichtig gerade der am Sonntag wieder fehlende Mike Fröhlich für die Starbulls derzeit ist, bewies er zwei Tage zuvor. Ohne seine beiden Tore und den genial verwandelten Penalty im Shootout hätte es diesmal sogar ein Null-Punkte-Wochenende gegeben. Dies auch, weil Landshut das langjährige Rosenheimer Erfolgsrezept, auf Verletzungen einfach mit DNL-Spielern zu reagieren, erfolgreich kopieren konnte. Sechs Spieler im EVL-Kader waren noch im Nachwuchs spielberechtigt, und Luis Schinko sorgte gar in seinem ersten Spiel im Senioren-Kader eiskalt für den Ausgleich! Stichwort Penalty: Ein großes Kompliment an Verteidiger Manuel Neumann, der seinen Penalty zwar weniger spektakulär, aber ebenso souverän verwandelte wie Fröhlich.

Ausraster ist genetisch zu erklären

Nicht statistisch, aber eher genetisch zu erklären ist wohl der Ausraster von EVL-Goalie Max Englbrecht, erwies er sich doch als „würdiger“ Abkömmling seines Vaters Bernd, der in den 80er-Jahren wohl der unfairste und unbeliebteste Torhüter in deutschen Eishallen war und sich seinen Spitznamen „Psycho“ oft redlich verdiente. Wieso die mehrmalige hinterhältige Tätlichkeit des Juniors gegen Petri Lammassari nicht mindestens mit einer großen Strafe geahndet wurde und den Starbulls nicht einmal ein Powerplay einbrachte, wird wohl Schiedsrichter Oswalds Geheimnis bleiben.

Und noch ein Wort zum Punkt Fairness: Dass man ein verlorenes Spiel unter widrigen Umständen anständig zu Ende bringen kann, bewiesen die Starbulls mit Michi Baindls Debüt als Not-Torhüter, für das er zu Recht von allen Seiten großen Beifall bekam. Vielleicht erinnern sich ja die „Sportsmänner“ aus Garmisch und ihr inzwischen geschasster Macher Ralph Bader daran, wie sie vor knapp vier Jahren mit einer ähnlichen Situation umgegangen sind…

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