Hauptrunden-Bilanz der Starbulls Rosenheim

Bei den Torhütern und Verteidigern top

von Redaktion

Nur ein Tor Differenz bei insgesamt 1320 Treffern, die in den 192 Partien der Oberliga-Süd-Vorrunde gefallen sind, haben über Platz eins und zwei zwischen Landshut und Rosenheim entschieden – im Rennsport würde man so etwas vermutlich als totes Rennen bezeichnen.

Oder als Zielfoto-Entscheid, wenn man die minimalen Zwei- und Drei-Punkte-Rückstände der Verfolger auf die beiden Spitzenteams dazurechnet.

Hand aufs Herz: Der Verfasser dieser Zeilen hatte in seiner Saison-Vorschau diesen Zwischenstand nicht auf dem Schirm. Als Topfavoriten galten für ihn Selb, Landshut und Regensburg (!), Rosenheim sah er dagegen im Verfolgerfeld, etwa gleichauf mit Peiting, Sonthofen und Deggendorf.

Wie also lässt es sich erklären, dass die Starbulls bisher ganz vorne mit dabei sind? Wo liegen ihre Stärken? Und wo ihre Schwächen? Paradoxerweise kann man aus statistischer Sicht den meisten der Stärken auch eine Schwäche direkt gegenüberstellen, auch wenn es sich bei den Schwächen überwiegend um das viel zitierte „Jammern auf hohem Niveau“ handelt.

Beginnen wir mit der größten Stärke, und das ist zweifellos das Defensiv-Verhalten. Obwohl das Kofler-Team in vier Partien auf seinen 16-jährigen DNL-Goalie vertrauen und einmal sogar Stürmer Michael Baindl als Nothelfer einspringen musste, hat es mit 78 die wenigsten Treffer kassiert, vier weniger als Landshut und fast 20 weniger als die unmittelbaren Verfolger. Lukas Steinhauer ist mit einem Schnitt von nur 1,73 pro Spiel die klare Nummer eins, und auch Luca Endres liegt mit 2,27 noch vor dem Drittbesten Max Englbrecht (2,49). In 20 Spielen ließen die Starbulls weniger als drei Gegentreffer zu. Nur Landshut kann da mit 17 einigermaßen mithalten, Weiden zum Beispiel gelang dies nur ganze sechsmal.

Der Stärke entgegengesetzt liegt eine statistische Schwäche, nämlich die Offensive. Zwar gewannen die Starbulls als einziges Team zweimal zweistellig (gegen Miesbach und Regensburg), aber nur drei der acht Meisterrunden-Teilnehmer haben weniger Treffer erzielt als die 133 der Rosenheimer.

Und damit kommen wir zu einer zweiten Schwäche, die aber durch zwei weitere große Stärken kompensiert wird. Die Starbulls verfügen über keinen ausgesprochenen Torjäger, der auch einmal allein ein Spiel entscheiden kann (Tobi Draxinger mit seinen vier Treffern in Peiting einmal als Ausnahme). In den Top 25 der Scorerliste sucht man die Grün-Weißen vergebens. Michael Baindl (Rang 28), Dominik Daxlberger (38), Daniel Bucheli (39) und Draxinger (47) sind die einzigen, die es in die Top 50 geschafft haben. Die Selber Wölfe dagegen haben vier Spieler in den Top 16! Und über die mangelnde Offensivkraft der Kontingent-Stürmer wurde schon oft genug diskutiert.

13 Starbulls-Spieler mit fünf und mehr erzielten Treffern

Wie aber kann man so eine augenfällige Schwäche kompensieren? Zum Beispiel durch schiere Masse. Während bei den anderen Spitzenteams (Ausnahme Landshut und Peiting) es einen riesigen Leistungsabfall nach den beiden Top-Blöcken gibt (Beispiel: Regensburg ganze zwölf (!) Tore in 32 Spielen von allen „Mitläufern“ zusammen), erzielten insgesamt 13 Starbulls schon fünf Treffer oder mehr. Mit dieser Scoring-Tiefe können nur Landshut und Peiting (je elf „Fünfer“) halbwegs mithalten. Und Rosenheims nominell dritter Sturm (Zick, Wenzel und Echtler) hat mit 30 bereits fast viermal so viele Tore geschossen wie Regensburgs kompletter Rest.

Was die Starbulls auch noch einzigartig macht, ist die gewaltige „Blueline-Power“. Zwar gibt es zu Tobi Draxinger das Pendant Brad Miller, der für Peiting ebensoviele Treffer erzielt hat wie Draxinger für Rosenheim (je 17), aber auch hier macht es die Tiefe: Egal, wer gerade im Spiele ist, der Druck von der blauen Linie ist da und hat sich seit Micky Rohners Rückkehr noch gesteigert. Nicht umsonst stehen mit Draxinger, Neumann, Bergmann und Vollmayer vier Rosenheimer in den Top 20 bei den Verteidigern.

Unerklärlich bei so viel Power ist da allerdings eine auffällige Schwäche: das Powerplay. Zwar stünde man mit einem Wert von 21,2 Prozent Erfolgsquote eine Klasse höher auf Rang vier in dieser Hinsicht, in der Oberliga Süd ist man dagegen weit davon entfernt. Zum einen sind Teams wie Landshut oder Peiting (beide über 30 Prozent) in Überzahl fast um die Hälfte erfolgreicher, während nur die Kellerkinder Memmingen, Waldkraiburg und Miesbach noch erfolgloseres Powerplay spielen, zum anderen wird die Zahl von 21,2 Prozent sogar noch geschönt durch die Powerplay-Lawinen gegen Regensburg und Peiting, als in nur zwei Partien neun der 35 Rosenheimer Überzahltore fielen! In 14 Spielen gelang den Starbulls nur ein Überzahltor, in zehn gar keines.

Allerdings kann man auch hier der Schwäche gleich wieder eine Stärke entgegenhalten: das Penalty-Killing. Hier sind die Starbulls absolute Spitze. 87,7 Prozent der eigenen Strafzeiten überstand man ungestraft, anders ausgedrückt: Nur ungefähr jede achte Strafzeit resultiert in einem Gegentor. Und die vierzehn Gegentreffer konnte man sogar noch durch vier eigene Unterzahltore teilweise kompensieren. Nur dreimal (in Landshut und zweimal in Peiting) schaffte der Gegner zwei Powerplaytore, 21-mal (darunter einmal acht Spiele am Stück) fiel gar keines!

Noch ein Detail, das auf den ersten Blick nicht so auffällt: die Nervenstärke. Schießt der Gegner das erste Tor, ist das beileibe kein Beinbruch. Von zwölf Partien, in denen es 0:1 stand, gewannen die Starbulls noch sieben, und selbst von neun Zwei-Tore-Rückständen konnten sie sich zweimal noch erholen. Lediglich von drei Toren Differenz (viermal) kamen sie nicht mehr zurück. Umgekehrt verloren Koflers Jungs nur drei der zwanzig Begegnungen, in denen ihnen das erste Tor gelang. Führten sie einmal mit zwei Treffern Differenz, gab es nur zweimal noch eine negative Wende, in den vierzehn Spielen mit drei Toren in Front war für jeden Gegner der Ofen aus.

Auf eigenem Eis gaben die Starbulls sieben von 48 Punkten ab (wobei besonders das zweifellos schwächste Saisonspiel, das 1:4 gegen Sonthofen, ärgerte) und sind damit hinter Landshut und gleichauf mit Selb die Nummer zwei, auswärts holten sie 29 von 48, wobei sich nur Deggendorf (30) als noch auswärtsstärker erwies. Die längsten Siegesserien waren zweimal fünf Spiele in Folge, zwei Niederlagen am Stück gab es nur einmal, am einzigen Null-Punkte-Wochenende der Saison, als beide Torhüter verletzt ausfielen.

Und zum Schluss: Gegen drei der sieben Meisterrunden-Kontrahenten (Regensburg, Peiting und Weiden) hat man ein positives Punktverhältnis, gegen Selb und Sonthofen ist es ausgeglichen, Landshut und Deggendorf dagegen erwiesen sich bisher als erfolgreicher.

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