Kolbermoor – Burghardt ist einer unter den vielen Stars, die sich mittlerweile im Team von Bora-hansgrohe tummeln. Und das, obwohl er „nur“ wichtiger Begleiter der Top-Fahrer wie Peter Sagan oder Rafal Majka ist. Der 34-Jährige ist aber mit ungemein viel Erfahrung ausgestattet und so eine zentrale Figur im Raublinger Team. Als Samerberger ist er zudem der „local player“. Im Interview spricht der amtierende deutsche Meister über die anstehende Saison.
Sie waren beim Startschuss des Nachwuchsteams dabei. Welche Erfahrungen und Tipps können Sie den jungen Sportlern mit auf ihren Weg geben?
Du musst das als große Chance sehen und diese so gut es geht nutzen. Du hast zwei Jahre und entweder schaffst du den Sprung in die nächste Kategorie, die U23, oder du merkst, dass du nicht hart genug gearbeitet hast oder den entscheidenden Schritt nicht mehr weiterkommst.
Das Team Auto Eder Bayern rückt näher an die Profis von Bora-hansgrohe heran. Welche Effekte erwarten Sie sich?
Die jungen Fahrer können von uns profitieren. Sie kommen in der Trainingsmethodik direkt auf ein anderes Niveau und tun sich vielleicht später ein bisschen leichter.
Wie was das damals bei Ihnen in diesem Alter?
Bei mir war das eine ganz andere Zeit. Das hier ist ja jetzt absolute Top-Liga. Die fahren unser Material vom letzten Jahr und ich hoffe, dass sie das auch zu schätzen wissen, denn das ist was ganz Besonderes. Das gibt es eigentlich nicht in Deutschland, dass die U19 ein Material und eine Förderung wie die Profis haben.
Wie läuft die Vorbereitung auf die neue Saison?
Das Material läuft. Wir haben neue Räder, eine super Qualität. Von der Form bin ich zufrieden, ich fühle mich besser wie im Vorjahr. Ich habe mein Training ein bisschen anders gestaltet als zuletzt, bin mehr Langlaufen gegangen und mehr Skitouren in der Region. Ich bin aber einen besseren Test gefahren als im Vorjahr zur gleichen Zeit. Von daher bin ich auf dem richtigen Weg.
Warum haben Sie Ihre Vorbereitung verändert?
Weil ich für den Kopf was anderes machen wollte als nur Radfahren. Ich habe mal Abwechslung gebraucht und denke, dass ich mit dem Skitouren gehen einen guten Ausgleich gefunden habe.
Sie waren zuletzt nicht nur als Radsportler, sondern auch als Referent bei einem Vortrag im Einsatz.
Die Radsportbegeisterung in der Region ist recht hoch und so habe ich bei Auto Eder in Kolbermoor einen Vortrag über meine Erlebnisse bei der Tour de France gehalten. Wir hatten über 350 Leute da, das Feedback war so positiv und hat mich so überrascht, dass ich das gerne wieder machen würde. Das hat mich echt begeistert.
Was steht in der nächsten Zeit für Sie an?
Jetzt geht es dann drei Wochen auf den Berg auf 2300 Meter. Wir werden in der Sierra Nevada in der Höhe trainieren. Danach fliege ich nach Belgien direkt weiter zum ersten Klassiker auf Kopfsteinpflaster.
Gerade für etliche Klassiker sind Sie von Peter Sagan explizit als Edelhelfer angefordert worden. Eine Auszeichnung oder normales Alltagsgeschäft für Sie?
Ganz und gar nicht, da freue ich mich schon. Wenn der Weltmeister ruft, dann kommt der deutsche Meister, da gibt es gar keine Diskussion! Wenn mich der dreimalige Weltmeister in der Mannschaft haben will, dann ist das für mich schon eine Bestätigung meiner Arbeit des letzten Jahres und dass ich schon etwas von meinem Handwerk verstehe. Das motiviert mich doppelt für diese Rennen!
Was sind Ihre Ziele für die Saison 2018?
Ich will mit Peter einen Klassiker gewinnen. Ich brauche mir doch gar nichts vormachen, ich bin jetzt in einem Alter, in dem ich nicht mehr sagen kann: „Ich will jetzt die Flandern-Rundfahrt gewinnen oder Weltmeister werden.“ Das habe ich jetzt 14 Jahre nicht geschafft und man muss dann schon realistisch sein: Peter ist der bessere Fahrer von uns und den unterstütze ich dann.
Wie schwer ist es, den deutschen Meistertitel zu verteidigen?
Das ist nicht einfach. Es ist jetzt der Kurs bekannt gegeben worden und es ist leider eher eine Strecke für Sprinter. Aber das ist natürlich ein Ziel von mir, weil ich mich in dem Trikot wahnsinnig wohlfühle.
Und dann steht wohl das Jubiläum bei der Tour de France bevor, oder?
Die zehnte Tour-Teilnahme, ja.
Das schafft auch nicht jeder, der Kreis ist nicht so groß.
Das stimmt. In Deutschland ist aktuell gar keiner mehr dabei, der die Tour schon so oft gefahren ist wie ich. Aber das ist nicht mein Hauptziel. Im Vordergrund steht, dass ich eine gute und stabile Leistung bringe.
Wie stark schätzen Sie die Mannschaft ein?
Stärker wie im letzten Jahr. Wir haben neue Fahrer geholt, einen starken Fahrer von der Konkurrenz. Das stellt uns für die Klassiker und für die Rundfahrten besser auf.
Was kann man erwarten?
Mit dieser Mannschaft muss man einen Klassiker gewinnen, egal ob Mailand-San Remo, die Flandern-Rundfahrt oder Paris-Roubaix. Da brauchen wir uns nichts vormachen: Wenn wir zu diesen Rennen fahren, dann sind wir bei den Favoriten. Das erwarten der Sponsor und auch die Teamleitung von uns.Interview: Neumeier