Aktuelles Interview

„Grubi ist unser wertvollster Spieler“

von Redaktion

Philipp Grubauer, der Rosenheimer im Tor des NHL-Teams Washington Capitals, ist auf dem besten Weg, als Nummer eins in die Play-offs zu gehen. In seinem 100. NHL-Spiel am 1. April gegen die Pittsburgh Pinguins mit Superstar Sid Crosby und dem Landshuter Tom Kühnhackl führte Grubauer sein Team mit einer einmal mehr überragenden Leistung zum 3:1-Sieg


„Er war in den letzten eineinhalb Monaten unser wertvollster Spieler. Wie haben ein Drittel gewonnen und Grubi die anderen beiden“, sagte Stürmer T.J. Oshie von den Washington Capitals über seinen Torhüter. Der deutsche Nationaltorhüter ist derzeit in hervorragender Form. Beim 1:0 gegen Detroit schaffte er seinen dritten Shutout und ist momentan die Nummer eins in Washington.

„100 Spiele ist eine schöne Marke.“

Philipp Grubauer

Herr Grubauer, in Pittsburgh haben Sie ihr 100. Spiel absolviert und das auch noch mit einem Sieg. Ist das für Sie etwas ganz Besonderes?

100 Spiele sind eine schöne Marke. Es hat zwar ein bisschen gedauert, aber momentan spiele ich regelmäßig und das ist ein gutes Gefühl. Ich bin dadurch auch in einen Rhythmus gekommen. Es ist schon schwierig, wenn man nur einmal alle zwei Wochen spielen darf. Man muss sich im Training durchbeißen, denn man hat wenig Spielpraxis. Aber daraus habe ich gelernt und das mit in mein Spiel übernommen.

Durchbeißen ist ein gutes Stichwort. Am Anfang der Saison lief es für Sie gar nicht. Erst am 24. November gab es den ersten Sieg. Wie schwierig ist so eine Situation, wenn man erstens nicht spielen darf und zweitens der Mannschaft auch nicht helfen kann?

Das war jetzt nicht so dramatisch für mich. Natürlich will man jedes Spiel gewinnen, aber wenn man bei Back-to-back-Spielen (zwei Spiele an zwei aufeinanderfolgenden Tagen, Anm. d. Red.) das zweite Spiel machen darf, sind die Jungs auch nicht frisch. Zu Beginn der Saison hat unser Spiel auch nicht gepasst. Wir haben viele junge Spieler dazubekommen, wir haben Fehler gemacht – sowohl als Mannschaft als auch individuell. Ich habe aber nicht gedacht, dass ich zu schlecht gespielt habe. Wir haben als Gruppe zu viele Fehler gemacht.

Wie sehen Sie Ihre letzten Spiele? Sie haben drei Shutouts, zwei kurz hintereinander. Es läuft ja fantastisch.

Fantastisch würde ich jetzt nicht sagen, denn ich denke, dass wir noch weit von unserer Play-off-Form entfernt sind. Wir haben noch ein paar Spiele, in denen wir Gas geben und das richtige System spielen müssen. Wir werden mit Pittsburgh, Nashville, New Jersey und St. Louis in den letzten zwei Wochen vor den Play-offs gegen sehr gute Mannschaften spielen. Da müssen wir sehr gutes Eishockey spielen. Je näher wir an die Play-offs kommen, desto besser muss jeder sein.

Coach Barry Trotz hat Sie für Ihre mentale Stärke gelobt und dass Sie und Braden Holtby sich gegenseitig pushen.

Wir trainieren jeden Tag mit unserem Torwarttrainer und versuchen uns jeden Tag zu verbessern. Bei Braden hat es für sechs, sieben Spiele nicht so toll ausgesehen und bei mir hat es zu Beginn der Saison nicht so gut ausgesehen. Wir versuchen uns gegenseitig zu unterstützen, denn es hilft auch dem Torhüter, bei dem es nicht so gut läuft, wenn einer im Tor steht, der die Siege einfährt.

Trotzdem haben Sie selbst nun in diesen Spielen die Chance, auf die Sie so lange gewartet haben: Nummer eins in der NHL zu sein und sich für die Zukunft zu empfehlen.

Es ist natürlich schön, dass ich etwas mehr spielen darf als sonst, aber ich schaue nur von Spiel zu Spiel. Alles andere wird ausgeblendet und interessiert mich nicht. Am Ende der Saison kann ich mir einen Überblick verschaffen, was passiert ist. Um einen neuen Vertrag zu kämpfen ist aber so sicherlich einfacher, als wenn man nur 15 Spiele machen durfte.

Was fehlt Ihrem Team denn noch zur Play-off-Form?

Wir spielen 20 Minuten schlecht, dann 20 Minuten überragend und wieder umgekehrt. Aber wir müssen volle 60 Minuten und dabei unser System spielen. Wir machen momentan noch sehr viele Fehler in unserem System. Den Cup will jeder holen – wir wollten das in den vergangenen beiden Jahren auch. Wir waren das beste Team in der Hauptrunde, aber in den Play-offs haben wir den Schalter nicht umlegen können. Wir haben nicht das richtige Eishockey gespielt. Ich denke, wenn wir jetzt die richtigen Schritte machen, können wir weit in den Play-offs kommen.

Als bestes Team nach der Hauptrunde war der Druck in den letzten beiden Jahren sehr groß. Dieses Jahr sind aber Tampa Bay und Pittsburgh die absoluten Topfavoriten im Osten. Kann das ein Vorteil für Ihr Team sein, dass der Druck und die Erwartungshaltung dieses Jahr geringer sind?

Ja, mit Sicherheit. In den letzten zwei Jahren waren wir schon ab Mitte März oder Anfang April mit Abstand Erster und niemand konnte uns mehr einholen. Vielleicht hat uns das ein wenig gehemmt und wir sind die letzten 15 Spiele zu locker angegangen. Die Trainer haben in diesen Spielen auch die Reihen verändert. Das passiert diese Saison nicht, denn wir müssen um jeden Punkt kämpfen.

Gibt es Druck?

Klar gibt es den, aber er ist nicht so, wie in den letzten Jahren, als wir als Topfavorit in die Play-offs gegangen sind. Vielleicht ist das auch gut so.

Was würde es für Sie bedeuten, in den Play-offs die Nummer eins zu sein?

Das wäre super und würde mich freuen. Es ist mein Ziel, für die Trainer die Entscheidung so schwer wie möglich zu machen, wen sie ins Tor stellen, weil beide gut sind. Aber ich kann nichts ändern. Ich versuche bis zu den Playoffs alle Spiele zu gewinnen. Und was dann passiert, ist die Entscheidung der Trainer.

Interview: M. Bauer/S. Wasmer/bz

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