Aus der Starbulls-Eishockeystatistik

Sieben entscheidende Gegentore in der letzten Spielminute

von Redaktion

So hatten sich Spieler, Verantwortliche und Fans der Starbulls Rosenheim das Ende der Saison 2017/18 sicher nicht vorgestellt. Nach überwiegend starken Leistungen in Vor- und Meisterrunde des Südens lautete die Diagnose schließlich: Todesursache eine Überdosis Hannover.

Während man gegen die Indians, den Siebten des Nordens, relativ problemlos weiterkam und vor allem in den Heimspielen klar dominierte, erwiesen sich die Scorpions, drei Ränge höher platziert als ihre Stadtrivalen, als wesentlich unangenehmerer (und letztlich auch zu starker) Gegner. Bestes Beispiel, abgesehen natürlich von den nackten Ergebnissen: Während die Starbulls in den vier Begegnungen mit den Indians lediglich gut 16 Minuten in Rückstand lagen, war es gegen die Scorpions genau umgekehrt. Nicht einmal acht Minuten (!) von 240 konnten Baindl & Co. im Viertelfinale mit dem Luxus einer Führung im Rücken aufspielen.

Wie das entscheidende Tor (oder Nicht-Tor) letztlich fiel, ist eine andere Sache. Regel hin oder her, ein gewisser Ermessensspielraum muss dem Schiedsrichtergespann trotzdem bleiben. Und ein Tor, das bei nur sieben Sekunden Zeit zum Ausgleich mit hundertprozentiger Sicherheit für ein Team das Ausscheiden bedeutet, zu geben, könnte man zumindest in die Rubrik „mangelndes Fingerspitzengefühl“ einordnen. Aber, um nicht missverstanden zu werden: Die Szene war nur das entscheidende Quäntchen, das den Hannoveranern noch zum Sieg fehlte, richtungsweisend war natürlich der Auftakt mit dem Sieg in Rosenheim und die Tatsache, dass die phantastischen elf Starbulls-Minuten im zweiten Match letztlich doch für die Katz waren. Und insgesamt gesehen waren die Scorpions wirklich besser als die Starbulls, daran gibt es keinen Zweifel.

Vielleicht mag mancher von einem Fluch sprechen, aber eher waren es wohl einfach mentale Defizite, die die Starbulls seit Wochen plagten. Insgesamt sieben Mal kassierten sie in der letzten Spielminute entscheidende Gegentore. Die Spanne reichte von 28 Sekunden vor Schluss (wie in Peiting) bis zu vier Sekunden vor Abpfiff beim Play-off-Match bei den Indians. Und dabei sind Empty-Net-Goals noch gar nicht enthalten!

Ein weiteres Problem: die Auswärtsschwäche. Gewann man von 17 Partien der Vorrunde (allerdings zum Teil gegen schwächere Gegner) noch zwölf, also zwei Drittel, sah dies in Meister- und Play-off-Runde wesentlich schlechter aus. Von sieben Meisterrunden- und vier Play-off-Fahrten kehrten die Starbulls lediglich zweimal als Sieger heim. Auch ein Grund neben den erwähnten Defensiv-Aussetzern: Im Angriff erwies man sich einfach nicht mehr so durchschlagskräftig und treffsicher wie zuvor. Nicht von ungefähr fallen vier der längsten torlosen Saisonphasen, darunter mit 58 Minuten bei der letzten, entscheidenden Niederlage die zweitlängste, ins Playoff! Und mit Viteszlav Bilek und Fabian Zick (je sechs Treffer in acht Spielen) sowie den „Teilzeit-Legionären“ Chase Witala und Petri Lammassaari (zusammen fünf Tore) sorgten zu wenige Spieler für Gefahr vor dem gegnerischen Tor, noch dazu, wo mit Michael Fröhlich der bis dahin im Play-off beste deutsche Angreifer bereits im ersten Scorpions-Match verletzt ausfiel.

Allerdings muss man auch feststellen, dass der Anspruch, nach dem Abstieg postwendend den Wiederaufstieg zu schaffen, wohl doch ein wenig zu hoch war. Der Schreiber dieser Zeilen hatte das Kofler-Team in der Saison-Prognose auf Platz vier oder fünf im Süden, waren doch einige Teams prominenter besetzt. Und man sollte auch nicht vergessen, dass die Draxinger, Baindl, Wenzel und wie sie alle heißen, nicht selten mitreißende Spiele (natürlich immer auf Oberliga-Niveau bezogen) lieferten und zurecht im Süden lange Zeit an der Spitze standen, was sich auch im Zuschauer-Interesse niederschlug, das sich vor der letzten Zweitliga-Saison nicht zu verstecken brauchte.

Was sich bei weitem schlimmer auswirken könnte als der verpasste Wiederaufstieg, das ist allerdings der Abstieg des DNL-Teams, das sich in der Vergangenheit stetig als eine Quelle von geeigneten Nachwuchs-Cracks erwies. Ob dies nun in der DNL 2 auch wieder der Fall sein wird, muss doch bezweifelt werden. Zumindest in der nächsten Saison werden für hoffnungsvollen bayerischen Nachwuchs wohl erstmal Landshut, Regensburg oder Bad Tölz die besseren Adressen sein.

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