Rosenheim – Zwölf Jahre später hat der Unparteiische vom SV Amerang einiges erlebt, pfeift mittlerweile Spiele der 3. Liga, steht bei Zweitliga-Partien an der Linie und hat nun auch seinen ersten größeren internationalen Einsatz hinter sich gebracht.
Bacher war beim Algarve-Cup, einem Vier-Nationen-Turnier für U17-Teams, im Einsatz. Gespielt haben die Nachwuchs-Nationalmannschaften aus Deutschland, England, den Niederlanden und Portugal. „Aus jedem Land wurden Schiedsrichter nominiert, die Linienrichter kamen alle aus Portugal“, erzählt Bacher. Rund um das Turnier, das von den Nationen als letzter großer Härtetest vor der Weltmeisterschaft genutzt wurde, gab es einen Lehrgang für die Schiedsrichter. „Jeden zweiten Tag gab es ein Spiel, ansonsten für uns Training und Spielanalyse. Der ehemalige portugiesische FIFA-Schiedsrichter Joao Ferreira hatte die Leitung“, erklärt Bacher, für den es der erste große internationale Einsatz als Schiedsrichter war – „mal abgesehen von Kurz-Gastspielen in Salzburg…“, lacht er.
Am ersten Spieltag war er als vierter Offizieller beim Spiel zwischen Portugal und England im Einsatz, am zweiten Spieltag leitete er die Begegnung zwischen Portugal und den Niederlanden und am dritten Spieltag das Match zwischen den Niederlanden und England. „Das waren flotte Spiele und für mich eine sehr gute Erfahrung. Interessant war für mich auch, mit einem internationalen Team die Spiele zu leiten“, sagt Bacher, der vom Niveau der Spiele schwärmt.
Der 27-jährige Schiedsrichter aus Kirchensur hat aber auch schon ein sehr gutes Niveau erreicht. Auch für ihn ging es stetig nach oben. Am 10. März 2006 hat er die Schiedsrichter-Prüfung in der Gruppe Chiem abgelegt, danach schnell Jugendspiele und A-Klasse gepfiffen. 2007 leitete er Spiele in der Kreisklasse und schaffte den Aufstieg in die Kreisliga. 2008 ging es für Bacher dann in die Bezirksliga, 2010 in die Bezirksoberliga, 2011 Landesliga, 2012 Bayernliga und A-Junioren-Bundesliga. Sein erstes Bayernliga-Spiel leitete er am 18. Juli 2012 in Gersthofen, das erste Regionalliga-Match am 25. Juli 2014 bei Ingolstadt II und die erste Partie in der 3. Liga am 24. September 2016 bei Preußen Münster. Mittlerweile war er als Spielleiter in Rostock, Jena und vor einigen Wochen beim Top-Spiel zwischen Paderborn und Magdeburg. Als Assistent stand er unter anderem beim VfB Stuttgart und in St. Pauli an der Linie. Von Atmosphäre genießen ist da aber keine Spur: „Der Druck ist vor einer hohen Kulisse schon anders. Die besondere Atmosphäre in einigen Stadien nehme ich da höchstens beim Einlaufen wahr, ansonsten bin ich auf das Geschehen am Platz fokussiert“, sagt Bacher. Obgleich er nun deutschlandweit unterwegs ist, lässt er seine Heimat nicht außer Acht. „Er besucht die monatlichen Lehrabende immer noch, wenn er Zeit hat“, freut sich Kreis-Schiedsrichterobmann Josef Kurzmeier, dass der aufstrebende Referee „ noch immer so bodenständig ist. Wir sind auf alle Fälle richtig stolz auf ihn und seinen Werdegang.“
Wie die Fußballprofis, mit denen er es auf dem Platz zu tun hat, so hat auch Bacher, der abseits der Schiedsrichterei als Unternehmensberater tätig ist, seine sportlichen Ziele. „Natürlich will ich so hoch rauf, wie es geht“, sagt er, „ich will mich im Bereich des DFB etablieren und alles Schritt für Schritt angehen“. Die internationale Nominierung beim Algarve-Cup war auch so ein Schritt nach vorne. „Es war für mich schon überraschend, dass ich dafür in Frage gekommen bin“, erzählt Bacher, der nach getaner Arbeit auch erleichtert war, „dass es so gut gelaufen ist“.
Übrigens: Gut gelaufen ist vor zwölf Jahren auch das erste Spiel als Schiedsrichter von Michael Bacher. „Das war bei der D-Jugend in Amerang“, erinnert er sich dann doch noch, „ich bin eingesprungen, weil der eingeteilte Schiedsrichter nicht da war“. Pflichtbewusst fügt er aber gleich hinzu: „Damals war ich schon offiziell Schiedsrichter, die Prüfung hatte ich gerade abgelegt.“tn