Rosenheim – Wie ein Häuflein Elend saß Tobias Strobl nach dem Spiel bei der Pressekonferenz. „Ich muss mich im Namen der Mannschaft und des Trainerteams bei allen Zuschauern für den Stuss, den wir gespielt haben, entschuldigen“, erklärte der Trainer des TSV 1860 Rosenheim nach der 1:4-Heimpleite gegen den FC Memmingen. Dadurch haben die Gäste aus dem Allgäu noch einmal ein Lebenszeichen im Abstiegskampf geliefert. Und die Sechziger sind noch nicht gerettet. Das Damoklesschwert der Relegation schwebt vor dem letzten Spieltag noch über den Köpfen der Rosenheimer, die sich nun ein Fernduell mit der SpVgg Bayreuth um den direkten Verbleib in der Regionalliga liefern.
Diese eine Woche bis zur letzten Runde müssen die Sechziger nun nutzen, um vor allem die Köpfe freizubekommen. Denn das, was da gegen Memmingen in der ersten Halbzeit abgelaufen ist, war erschreckend. Nach 45 Minuten hieß es gegen den Tabellenvorletzten 0:3, zudem kassierten die Sechziger bis zum Pausenpfiff bereits zwei Platzverweise. Matthias Heiß schubste einen Gegenspieler weg, der die Ausführung eines Freistoßes blockierte. Und Markus Hartl grätschte einem Memminger im Mittelfeld von hinten in die Beine. „Dass Matze Heiß die Rote Karte bereut, ist doch klar. Und Markus ist ein junger Spieler, dem mache ich keinen großen Vorwurf“, äußerte sich Strobl zu den Rotsündern, die beim wichtigen Spiel in Burghausen in jedem Fall fehlen werden.
Ansonsten war vieles für den 1860-Trainer „absolut unerklärlich“. Er musste von außen mit ansehen, wie sein Team bereits nach acht Minuten mit 0:2 hinten lag. Zunächst beförderte Michael Denz eine Hereingabe ins eigene Tor, dann reklamierten die Hausherren eine Abseitsstellung, was FCM-Angreifer Burak Coban nicht vom Torerfolg abhielt. Coban war es auch, der nach einer guten halben Stunde zum 3:0 für Memmingen traf – die Sechziger-Defensive war da zu langsam, inkosequent und viel zu weit weg von den Gegenspielern. Weil Keeper Mario Stockenreiter noch zweimal parierte, blieb es beim Drei-Tore-Rückstand.
Problematisch war sicherlich, dass das Spielsystem der Rosenheimer immer wieder Lücken bot, in die die Allgäuer immer wieder blitzschnell hineinstießen. Und als die Memminger Angreifer dann im vollen Lauf herankamen, fehlten der Dreierkette um Denz, Heiß und Lenz Tempo und Beweglichkeit, um diese zu stoppen. Und die Außenbahnspieler Mayerl und Köhler waren aufgrund ihrer Position fast ausschließlich damit beschäftigt, ihren Gegenspielern hinterherzulaufen, anstatt selbst – mit dem Spiel vor sich – Offensivaktionen starten zu können. Als Folge dessen blieb damit auch der Rosenheimer Angriff völlig wirkungslos. Es schien so, als hätte Memmingens Trainer Stephan Baierl die Rosenheimer klassisch ausgecoacht, denn mit drei Offensivspielern und flexiblen Positionswechseln brachten die Gäste die Bälle immer wieder in die Räume hinter Köhler und Mayerl und waren so brandgefährlich.
„Es hat uns in die Karten gespielt, dass Rosenheim Fußball spielen will“, meinte Baierl, der aber nicht nur zufrieden war. „Die zweite Halbzeit hätten wir uns schenken können.“ Gegen acht Rosenheimer Feldspieler erzielte Memmingen zwar das vierte Tor durch Furkan Kircicek, musste aber auch einen Gegentreffer hinnehmen, den Michael Denz per Elfer markierte, nachdem Max Mayerl gefoult wurde. „Ich ziehe den Hut vor den acht Feldspielern, die in der zweiten Halbzeit 1:1 gespielt haben“, sah Strobl als einzigen positiven Aspekt.
TSV 1860 Rosenheim: Stockenreiter, Köhler (ab 46. Funkhauser), Denz, Heiß, Lenz, Mayerl, Basta, Maier (ab 32. Einsiedler), Hartl, Räuber, Majdancevic.
Schiedsrichter: Schieder (FC Weiden-Ost).
Zuschauer: 280.
Tore: 0:1 Denz (6., Eigentor), 0:2 Coban (8.), 0:3 Coban (28.), 0:4 Kircicek (66.), 1:4 Denz (72., Foulelfmeter).
Besonderheiten: Rote Karten für Heiß wegen einer Unsportlichkeit (34.) und Hartl wegen groben Foulspiels (45.).