Verbandstag des Bayerischen Fussball-Verbandes:

Ab 2020 nach Leipzig oder Freiburg?

von Redaktion

Regionalliga-Reform wirft Schatten voraus– Oberbayer wird Verbandsjugendleiter

Bad Gögging – Die Regionalliga Bayern hat in ihrer heutigen Form keine Zukunft. Das wurde auf dem Verbandstag des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) deutlich. Wenn es von 2020 an bundesweit nur noch vier statt fünf Regionalligen geben soll, um allen Meistern den Aufstieg in die Dritte Liga zu ermöglichen, müssen sich die bayerischen Klubs mit neuen Gegnern auseinandersetzen – entweder aus Baden-Württemberg oder aus Sachsen und/oder Thüringen.

Ob sich Amateurvereine wie der TSV Buchbach oder der SV Schalding-Heining auf Reisen nach Leipzig, in die Oberlausitz oder nach Freiburg einlassen würden, darf bezweifelt werden. „Wir würden einer viergleisigen Liga zustimmen, wenn Bayern dort angemessen vertreten ist“, sagte Christoph Heckl vom FC Ingolstadt 04 II, einer der Sprecher der Regionalliga, im niederbayerischen Bad Gögging. Dabei sei die Regionalliga Bayern sportlich mittlerweile unumstritten – und wirtschaftlich solide. Heckl gehört der Arbeitsgruppe an, die bis Ende April 2019 eine Lösung finden soll, um die als ungerecht empfundene Relegation zu umgehen.

Die württembergischen Klubs würden gerne ihre Regionalliga Südwest mit den Vereinen aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland erhalten. Eine Regionalliga Süd mit Klubs aus Bayern, Baden-Württemberg und Hessen lehnen die 19 Vereine vom TSV 1860 München bis zum FC Pipinsried ab – und sind sich darin mit BFV-Präsident Rainer Koch einig. „Bayern und Baden-Württemberg allein sind schon mehr als ein Viertel von Deutschland.“ DFB-Präsident Reinhard Grindel ging in seiner Rede vor den Delegierten nicht auf den Regionalliga-Streit ein.

Die einzige Lösung, um das Aus für die Regionalliga Bayern zu verhindern, wäre eine zweigleisige Dritte Liga. Das dürfe man nicht von vornherein ausschließen, mahnte Koch. Am Unterbau einer viergleisigen Regionalliga soll sich übrigens nichts ändern, wie der Präsident den OVB-Heimatzeitungen sagte: Fünfte Liga blieben dann die beiden Bayernligen Nord und Süd.

Die gut 250 Delegierten bestätigten den 59-Jährigen aus Poing zum vierten Mal im Amt – und erstmals ohne eine Gegenstimme. „Das Wichtigste ist, dass der Amateurfußball in Bayern begreift, dass man zusammenstehen muss“, sagte Koch dem OVB. Grindel kritisierte „das gezielte Ausspielen der Basis gegen die Spitze im DFB“. Der Fußball stehe vor großen Herausforderungen, sagte der alte und neue BFV-Präsident. „Die nächsten Jahre werden für unsere Vereine sehr schwer.“ Die Zahl der Aktiven und Mannschaften geht zurück, besonders stark bei Frauen und Mädchen, nicht nur in strukturschwachen Regionen. „Wir können in den bestehenden Strukturen nicht weitermachen.“

Ganz auf Kochs Linie, im Fußball mehr „Erlebniswerte“ zu schaffen, liegt Florian Weißmann. Der 38-Jährige aus München hat als Kreisjugendleiter neue Spielformen wie „Funino“ für die Jüngsten eingeführt und viele andere Ideen eingebracht. In Bad Gögging stellte er sich einer Kampfkandidatur gegen den seit zwölf Jahren amtierenden Verbandsjugendleiter Karl-Heinz Wilhelm aus Unterfranken – und gewann mit 156 zu 93 Stimmen überraschend deutlich. „Vorher hatten sich fünf der sieben Bezirke für Wilhelm ausgesprochen“, wunderte sich Koch. „Da gibt es offensichtlich einiges aufzuarbeiten.“ Mit Koch, den Vizepräsidenten Reinhold Baier und Robert Schraudner (München), Weißmann sowie dem obersten Sportrichter Oskar Riedmeyer kommen künftig fünf der zehn wichtigsten Funktionäre im BFV aus Oberbayern.

Die wichtigsten Entscheidungen auf dem Verbandstag:

•„50+1“ gilt auch im bayerischen Amateurfußball. Die Zulassung bekommen nur Vereine, die den Spielbetrieb aber an Kapitalgesellschaften übertragen können. Der Verein muss dort allerdings mit 50 Prozent plus einer Stimme das Sagen haben.

•Spielleiter könne auch den Freitag als Regelspieltag in ihren Ligen einführen. Bisher brauchten die Vereine die Zustimmung des jeweiligen Gegners, wenn sie am Freitagabend spielen wollten.

•A-Junioren sind mit ihrem 18. Geburtstag wieder automatisch für die erste Herrenmannschaft spielberechtigt. Das hatte der BFV erst vor vier Jahren abgeschafft.

•Automatische Sperren nach einer gelb-roten oder fünf gelben Karten gibt es in der Bayernliga und Landesliga auch künftig nicht. Der Vorstand zog einen entsprechenden Antrag zurück, nachdem sich die betroffenen Vereine mehrheitlich dagegen ausgesprochen hatten.

•Auch die Spiele der 15 Bezirksligen sollen ab Jahresende mit den automatischen Kameras von „sporttotal.tv“ live im Internet übertragen werden. Bisher waren diese nur in der Bayern- und Landesliga im Einsatz.

•Der BFV soll sich beim DFB dafür einsetzen, die Wechselfrist für Vertragsamateure zu verkürzen. Sie dürfen bisher noch bis Ende August den Verein wechseln, wenn teilweise schon ein Viertel der Saison gespielt ist. Das verzerre den Wettbewerb, fanden die meisten Delegierten. Reine Amateure können nur bis zum 30. Juni wechseln.

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