Rosenheim – Am Ende stand für Burghardt der 92. Platz in der Gesamtwertung, für das Raublinger Team Bora-hansgrohe gab es den 19. Rang im Mannschaftsklassement. Warum der Samerberger dennoch sehr zufrieden ist, wie er die Frankreich-Rundfahrt erlebt hat und welche Aufgaben nun anstehen, erzählt er im großen Exklusivinterview mit der OVB-Sportredaktion.
Wie erleichtert waren Sie nach der Ankunft in Paris?
Es ist schon immer wieder etwas Besonderes, wenn du auf die Champs Elysee einbiegst. Vor dieser Kulisse acht Runden hoch und runter zu fahren, das hat schon was. Da hat sich dann die Schinderei und Plackerei der letzten Wochen gelohnt.
Wie zufrieden sind Sie?
Unser Ziel war das Grüne Trikot plus ein Etappensieg. Wir haben es leider nicht geschafft, Rafa Majka weiter vorne zu platzieren. Aber wir haben drei Etappen gewonnen plus das Grüne Trikot, Peter Sagan hat mit Erik Zabel gleichgezogen. Das war schon gut. Ich persönlich hatte eine sehr gute Form, konnte dadurch viel helfen und zu den Zielen beitragen.
Mit Ihrer langen Erfahrung – war es die schwerste Tour?
Ich glaube nicht. Es kommt auch immer auf die eigene Verfassung an und die war bei mir gut. Ich bin schon andere Touren gefahren, da war ich in der letzten Gruppe mit dabei. Das war diesmal nicht der Fall.
Nachdem so viele Sprinter ausgeschieden sind, ist die Leistung von Sagan umso höher einzuschätzen, oder?
Ja, auf jeden Fall. Der Peter ist schon ein Kämpfer. Das hat man auf der Etappe gesehen, wo es ihm so schlecht ging. Da zeigt sich der Spirit, den er hat.
Auffällig war, dass die Teamarbeit bei Bora-hansgrohe funktioniert hat. Was ist das Erfolgsgeheimnis?
Wir waren sehr gut aufgestellt. Jeder hatte seine Aufgabe zu jedem Zeitpunkt gewusst und auch zu hundert Prozent ausgeführt. Wir haben das gut umgesetzt, was im Tourbus zuvor besprochen worden ist.
Bora-hansgrohe hat alle acht Fahrer nach Paris gebracht. Das haben nicht so viele Teams geschafft.
Ja, da gehört aber auch Glück dazu, das kann man nicht so planen. Stürze sind schnell passiert. Wichtig ist dabei aber auch unser Personal rund um das Team, das sich super gekümmert hat. Nicht umsonst betreiben wir einen großen Aufwand. Das hat sich ausgezahlt.
Von den elf deutschen Teilnehmern sind am Ende nur sechs übrig geblieben. Es war nicht unbedingt das Jahr der deutschen Fahrer.
Das stimmt. Schade war, dass in den Alpen gleich vier Mann in einer Etappe rausgeflogen sind. Zum Glück hatten wir „Dege“ (John Degenkolb, d. Red.), der eine Etappe geholt hat.
Was zeichnet Tour-Sieger Thomas aus?
Wenn man sieht, von wo der herkommt, dann ist der Werdegang schon beeindruckend. Der ist Bahnrennen gefahren, war dann bei Eintagesrennen und ist nun Toursieger. Er war super vorbereitet und vor allem frisch, weil er den Giro nicht gefahren ist.
Wie haben Sie die Stimmung um Chris Froome erlebt?
Eine angenehme Tour war das nicht. Der hat einiges abbekommen und die Zuschauer an der Strecke waren da schon recht heftig. Das habe ich dann auch miterlebt, wenn ich mal neben dem Team Sky hergefahren bin.
Wie haben Sie sich nach diesen anstrengenden drei Wochen belohnt?
(lacht) Mit einem Kuss von meiner Frau Maria.
Sie haben jetzt zehn Tour-Teilnahmen. Sylvain Chavanel hat gerade seine 18. Tour beendet. Kriegen Sie den noch?
(lacht erneut) Ich denke, da würde meine Frau nicht mitspielen. Das ist sicher unrealistisch, aber vier- bis fünfmal würde ich schon noch gerne fahren.
Was steht jetzt auf dem Programm?
Am Mittwoch fahre ich beim Kriterium in Köln. Und dann freue ich mich, am Freitag bei der Bruckmühler Radsportnacht zu fahren. Es ist schon etwas Besonderes, in der Heimat zu starten. Zumal ich dort meinen Sieg aus dem Vorjahr wiederholen möchte.Interview: Neumeier