Der Stanley Cup kommt nach Rosenheim

Eisbecher, Taufbecken und Futternapf

von Redaktion

Das gibt es sicherlich nicht alle Tage: Der Stanley Cup macht Station in Rosenheim. Der Titelgewinn von Philipp Grubauer mit den Washington Capitals in der nordamerikanischen Profiliga NHL macht dies möglich. Und so können die Eishockeyfans am Montag ab 15 Uhr im Mangfallpark eine der begehrtesten Sporttrophäen der Welt bestaunen.

Rosenheim – Auf dem Pokal verewigt ist Philipp Grubauer noch nicht. Die Namen der Spieler und Verantwortlichen der Capitals werden erst im September eingraviert, nachdem der Stanley Cup seine Welttournee beendet hat. Diese „Tradition“ gibt es erst seit 1995, seitdem darf jeder Spieler des Siegerteams einen Tag mit dem Stanley Cup verbringen. Bevor der Pokal am Montag in München ankommt und dann einen Tag beim Rosenheimer Goalie verbringen darf, hat er schon etliche Kilometer hinter sich gebracht. Grubauers Torwart-Kollege Braden Holtby präsentierte die Trophäe auf der Familien-Farm in Kanada, Kapitän Alexander Ovechkin hatte ihn bei der Fußball-WM in Russland dabei und vor Rosenheim war der Cup in Dänemark und Schweden. Danach geht es übrigens noch einmal nach Russland. Begleitet wird der Stanley Cup von zwei Vertretern der Hockey Hall of Fame aus Toronto, die für die Sicherheit sorgen. Geschichte und Geschichten rund um den Stanley Cup:

Der Stifter

Sir Frederick Stanley, Baron Stanley of Preston (1841 – 1908), war zunächst Kolonialminister und später Generalgouverneur von Kanada. In dieser Zeit, im Jahre 1892, stiftete der Sohn eines britischen Premierministers den Pokal für die beste Eishockeymannschaft Kanadas. Stanley, später auch Bürgermeister von Liverpool, bezahlte damals umgerechnet 50 US-Dollar für die Trophäe, die heute wohl umgerechnet 75000 Dollar wert ist.

Der Pokal

Beim Kauf war der Pokal 18,5 Zentimeter hoch und bestand lediglich aus der Schüssel. Weil aber die Namen der Siegerteams und der Spieler eingraviert wurden, kamen immer mehr Ringe hinzu und so ist die Trophäe nun stolze 89,54 Zentimeter hoch und rund 20 Kilogramm schwer. Der Pokal, hergestellt in Sheffield, ist erschaffen aus Silber und Nickel. Zunächst wurde von 1893 an um den Dominion-Challenge-Cup gespielt, ab 1910 spielten ausschließlich professionelle Teams um den Stanley Cup, ab 1927 nur noch die Mannschaften der National Hockey League (NHL).

Es gibt drei Stanley Cups: Die Originalversion ist in der Hall of Fame in Toronto hinter Sicherheitsglas ausgestellt. Der „Presentation Cup“ wird dem NHL-Sieger auf dem Eis überreicht und tritt auch die Reisen zu den Spielern an – er ist durchschnittlich 250 Tage im Jahr unterwegs und kommt also auch nach Rosenheim. Während dieser Zeit steht der „Replica Cup“ in der Hall of Fame.

Die Sieger

Die Montreal Canadiens konnten sich bislang 24-mal auf dem Stanley-Cup verewigen. 13-mal gewannen die Toronto Maple Leafs, elfmal die Detroit Red Wings. Logisch, dass auch die Spieler, die am öftesten den Pokal gewannen, von den Canadiens kamen: Henri Richard (11), Jean Beliveau und Yvon Cournoyer (je 10). Trainer mit den meisten Cupsiegen ist Scotty Bowman, der den Stanley Cup insgesamt neun-mal mit drei verschiedenen Teams gewann. Insgesamt sind aktuell – noch ohne Washington – 3229 Personen eingraviert. Die ersten Europäer, die den Stanley Cup holten, waren 1980 die Schweden Anders Kallur und Stefan Persson mit den New York Islanders. Nur vier Deutsche gewannen den Pokal: Uwe Krupp 1996 mit den Colorado Avalanche, Dennis Seidenberg 2011 mit den Boston Bruins, Tom Kühnhackl 2016 und 2017 mit den Pittsburgh Penguins und nun eben Philipp Grubauer mit den Washington Capitals. Drei Spieler, die zudem schon den Rosenheimer Dress trugen, stehen auf dem Stanley Cup: Der Tscheche Jaroslav Pouzar gewann 1984, 1985 und 1987 mit den Edmonton Oilers an der Seite von Wayne Gretzky, US-Boy Phil Bourque 1991 und 1992 mit den Pittsburgh Penguins mit Mario Lemieux sowie der US-Amerikaner Doug Weight 2006 mit den Carolina Hurricanes.

Die Traditionen

1896 tranken die Spieler der Winnipeg Victorias erstmals Champagner aus der Schale. Ted Lindsay von den Detroit Red Wings war 1950 der erste Kapitän, der den Stanley Cup auf dem Eis präsentierte. 1960 liftete Torontos Frank Mahovlich den Pokal in die Höhe und streckte ihn über den Kopf – auch dies ist heute noch der Fall. Und seit 1995 darf eben jeder Spieler einen Tag mit dem Pokal verbringen.

Die Kuriositäten

Schon dreimal ist der Stanley Cup gestohlen worden, wurde aber nach Hinweisen immer wieder aufgespürt. Die Trophäe lebt aber auch in den Händen der Spieler immer wieder gefährlich. 1907 vergaßen ihn die Montreal Wanderers bei einem Fotografen. Dessen Mutter benutzte die Schale daraufhin als Blumenvase, ehe der Pokal Monate später ausgelöst wurde. 1924 waren die Montreal Canadiens auf dem Weg zu einer Siegesfeier, als sie einen Platten hatten. Auf der Suche nach dem Reserverad wurde der Cup am Straßenrand abgestellt und vergessen – Stunden später fanden sie ihn unversehrt wieder. Die New York Rangers feierten 1940 den Sieg und die gleichzeitige Abbezahlung des Madison Square Garden, indem sie die Pfandbriefe in der Schale verbrannten. 1962 fiel der Cup bei den Feierlichkeiten der Toronto Maple Leafs in ein Lagerfeuer und konnte gerade noch gerettet werden.

Auch bei den Einzelbesuchen trieben die Spieler ziemlichen Schabernack: Guy Carbonneau warf den Pokal vom Balkon in den Pool, traf dabei aber den Beckenrand und beschädigte die Trophäe. Auch dank Phil Bourque landete der Cup im Pool von Mario Lemieux – und ging unter. Sylvain Lefebvre ließ seine Tochter im Stanley-Cup taufen, Martin Brodeur verzog den Pott mit ins Kino und aß Popcorn daraus, Ruslan Fedotenko fuhr Go-Kart mit ihm und Teemu Selänne nahm ihn mit in die finnische Sauna. Ed Olczyk gewann 1994 mit den New York Rangers und nahm den Stanley Cup mit auf die Pferderennbahn. Dort feierte er dann nicht nur den Sieg von „Go for Gin“ im Kentucky-Derby, sondern ließ das Erfolgspferd auch gleich aus dem Stanley Cup fressen. Etwas manierlicher ließ es Doug Weight angehen: Er hatte die Schale 2006 mit Eis füllen und dann seine Kinder daraus löffeln lassen.

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