Leichtathletik

Seit 35 Jahren kein deutscher Sieger

von Redaktion

Er ist zweifelsohne der König und sie die Königin des deutschen Berglaufklassikers in Bergen – der siebenfache Weltmeister Jonathan Wyatt aus Neuseeland und die sechsfache Weltmeisterin Andrea Mayr aus Österreich. Beide haben sie sich bereits achtmal am Hochfellnhaus in die Siegerliste eingetragen und halten auch die Streckenrekorde.

Bergen – Am 30. September steigt bereits der 45. Internationale Adelholzener Hochfellnberglauf – natürlich wieder mit Wyatt (allerdings in einer anderen Funktion) und Mayr. Der Neuseeländer lief als Bestzeit 2002 in 40:34,9 Minuten nach oben, Mayr im Jahr 2008 in 47:28,2 Minuten. Zehn Jahre nach ihrem Premierensieg will die 38-jährige Ärztin, die auch zweimal bei Olympischen Spielen im Marathon teilnahm und Weltmeisterin im Skibergsteigen war, heuer nach 8,9 Kilometern und 1074 Höhenmetern zum neunten Mal ganz oben auf dem Stockerl stehen. Für Wyatt, der 1999 erstmals am Hochfelln gewonnen hatte und 2000 dort Weltmeister geworden war, geht es nicht mehr ums Gewinnen, die „Top Ten“ sind dem 45-Jährigen aber auch bei Bergläufen mit Weltklasse-Besetzung immer noch zuzutrauen. 2017 wurde der frisch gebackene Präsident des Berglauf-Weltverbandes WMRA in Bergen mit einer Top-Laufzeit von 47:20,7 Minuten 14. Heuer wird er wohl nicht am Start stehen, aber vielleicht als WMRA-Chef vor Ort sein. Seit 2016 gehört der Internationale Hochfellnberglauf zum „Mountain Running World Cup“ – nach dem Großglocknerlauf (Österreich), dem PizTriVertikal (Italien) und dem Sierre Zinal (Schweiz) ist er die vierte Station des diesjährigen Weltcup-Kalenders. Den Abschluss bildet dann am 6. Oktober das Smarna Gora International Mountain Race im slowenischen Ljubljana.

Kurt König war 1983 der letzte deutsche Mann, der den Hochfellnberglauf gewinnen konnte. 35 Jahre ist das mittlerweile her und ein Indiz dafür, dass sich Ende September in Bergen stets die absolute Weltklasse einfindet. Universal-Bergsportler Anton Palzer aus Ramsau hätte im Vorjahr als Zweitplatzierter die deutsche Durststrecke fast beendet. Am Ende fehlten ihm aber doch 45,2 Sekunden auf den italienischen Sieger Antonio Toninelli. Dass sich alljährlich zahlreiche WM- und EM-Medaillengewinner in Bergen zu einem hochkarätigen Leistungsvergleich und auch zu einer Art WM-Revanche einfinden, liegt nicht zuletzt am „Vater des Hochfellnberglaufes“, dem rührigen Vize-OK-Chef Georg „Bibi“ Anfang, der mit vielen Athleten freundschaftlich verbunden ist.

Seit 1997 als Grand-Prix-Lauf ausgeschrieben, entwickelte sich der Hochfellnberglauf auch dank Anfang zu einem der weltweit bestbesetzten Bergläufe. 2000 wurde in Bergen sogar die WM ausgetragen. Die deutschen Eliteläufer Helmut Schießl und Timo Zeiler platzierten sich stets im Spitzenfeld, trotzdem gelang es ihnen nie, in die Sphären der internationalen Berglaufstars Jonathan Wyatt (40:34,9 Minuten/Neuseeland), Antonio Molinari (41:22,3/Italien), Petro Mamu Shaku (41:38,7/ Eritrea), Marco de Gasperi, (41:41,8/Italien) und Yossief Tekle (42:13,1/Eritrea) vorzudringen, die die Top-Fünf der „ewigen Hochfelln-Bestenliste“ bilden. Der beste Deutsche, Schießl, hält mit 43:32,0 Minuten die 19. Laufzeit. Nur knapp 1:20 Minuten trennen ihn von Platz fünf. Der zweitbeste Deutsche, Guido Dold, (43:38,1) wird an 23. Stelle geführt. Der Vorjahreszweite, Anton Palzer, (43:43,3 Minuten) ist seit dem letzten Jahr 27.

Bei den Damen hält den Streckenrekord die beste Bergläuferin aller Zeiten, Andrea Mayr (47:28,2 Minuten/Österreich), vor der Weltmeisterin von 2002, Svetlana Demidenko (47:42,5/Russland), und Ex-Berglauf-Langstreckenweltmeisterin Martina Strähl (49:20,4/Schweiz). Auf Rang vier der „ewigen Bestenliste“ rangiert Angela Mudge (49:24,1/Schottland) und auf Rang fünf die beste Deutsche, Birgit Unterberger-Sonntag (49:43,2), die 2000 auf dem Hochfelln Vize-Weltmeisterin und 2013 deutsche Meisterin wurde. Die 20-jährige Sarah Kistner, die bereits zweimal Zweite war, konnte sich 2017 (50:37,8) auf Platz zehn verbessern. Ihre Landsfrau Julia Lettl (51:35,7) hält als drittbeste Deutsche den 16. Platz. Letzte deutsche Siegerin war Johanna Baumgartner, die 1993, 1995 und 1996 triumphierte.

In den ersten Jahren des Hochfellnberglaufes trugen sich einige Mitglieder der deutschen nordischen Ski-Nationalmannschaft in die Siegerliste ein: So gewannen Hans Speicher bei der Premiere 1974, Wolfgang Müller und Wolfgang Pichler 1975, Dieter Notz 1979 und Georg Zipfel 1980. Damals war die Strecke noch 8,4 Kilometer lang (500 Meter kürzer als heute). Zudem waren Abkürzungen erlaubt und Skistöcke zugelassen. 5000-Meter-Weltklasseläufer Peter Weigt siegte 1976 und Patriz Ilg, Welt- und Europameister im 3000-Meter-Hindernislauf, 1981 mit Streckenrekord. Nach den reinen Leichtathleten gewann 1982 mit Herbert Franke erstmals ein deutscher Berglaufspezialist, gefolgt von Kurt König 1983.

„Bei aller Konzentration auf die Berglauf-Weltelite legen wir den Fokus immer auch auf Hobby-, Freizeit- und Breitensportler, die ihre persönliche Bestzeit anpeilen, unter der Marke von einer Stunde bleiben oder einfach nur den Gipfellauf zum schönsten Aussichtsberg des Chiemgaus in Angriff nehmen wollen“, so Vize-OK-Chef Anfang. Auch bei der 45. Ausgabe am 30. September ist eine Inn-/Chiemgauwertung ausgeschrieben, für die 100, 50 und 50 Euro für Frauen und Männer „ausgelobt“ werden. Dadurch soll die Wertschätzung gegenüber den heimischen Läufern zum Ausdruck kommen. Weitere Infos und Online-Meldung im Internet unter www. hochfellnberglauf.de. mmü

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