Aktuelles Interview

„Die Berge zeigen, wer der Fittere ist“

von Redaktion

Damit hatte Marcus Burghardt nicht gerechnet. Der Samerberger Radprofi ist kurzfristig für die Vuelta nominiert worden. Die Spanien-Rundfahrt, die drei Wochen dauert, beginnt heute mit einem Zeitfahren in Malaga.

Raubling – Bei der 73. Vuelta zeigt sich das Raublinger Profi-Team Bora-hansgrohe gut aufgestellt: Als Teamkapitän fungiert Emanuel Buchmann, Weltmeister Peter Sagan und Bergspezialist Rafal Majka sollen um Siege fahren, auch der Italiener Davide Formolo ist hoch einzuschätzen. Dazu gesellen sich neben Burghardt noch Jay McCarthy, der österreichische Meister Lukas Pöstl-berger und Michael Schwarzmann. Welche Aufgabe er hat und welche Ziele Bora-hansgrohe hat, erzählt Burghardt im Interview mit der OVB-Sportredaktion.

Waren Sie überrascht von der Nominierung?

Normalerweise hatte ich die Vuelta nicht im Plan, dann ist ein Fahrer ausgefallen und der Sportliche Leiter Enrico Poitschke hat mich angerufen und gefragt, wann ich denn zum letzten Mal zwei Touren in einem Jahr gefahren bin. Das war schon eine Weile her. Ich habe dann alles mit der Familie abgesprochen und bin jetzt dabei.

Wie sind ihre bisherigen Vuelta-Erfahrungen?

Gemischt. In meinem ersten Jahr 2005 war ich dabei. Da war ich die ganze Tour mit „Ete“ Zabel auf dem Zimmer. 2015 habe ich mit meinem damaligen Team BMC das Mannschaftszeitfahren gewonnen. In der nächsten Etappe bin ich gestürzt und war raus.

Wie schwer ist die Vuelta heuer?

Jeder Etappe ist schwierig, zudem ist sie sehr berglastig. Es gibt nur fünf Sprintankünfte, aber insgesamt 46 Bergwertungen.

Vor der zweiten großen Rundfahrt in diesem Jahr: Wie geht es Ihren Beinen?

Es geht. Nach der Tour de France habe ich ein bisschen Luft geholt und kürzere Einheiten von drei, maximal vier Stunden gehabt. Ich denke, dass ich hinten raus stärker werde.

Welche Aufgaben warten auf Sie in den nächsten drei Wochen?

Die Hauptaufgabe wird sein, für Peter (Sagan, d. Red.) die Sprints vorzubereiten. Dazu gilt es, Rafal Majka in den Bergen zu begleiten.

Emanuel Buchmann ist ja frühzeitig als Teamkapitän auserkoren worden. Dazu kommen Sagan und Majka – kann das gut gehen?

Das ist vielleicht ein Luxusproblem mit so starken Fahrern, zu denen ich auch Davide Formolo zähle. Es kann während einer dreiwöchigen Tour so viel passieren, da ist es besser, dass man mehrere Top-Fahrer hat, als wenn dann am Ende gar kein Kapitän mehr da ist. Der Emu (Buchmann, d. Red.) hat auch schon seine Erfahrungen gesammelt und weiß, wie man solche Rundfahrten fährt. Letztendlich werden aber die Berge zeigen, wer der Fittere ist.

Wer ist favorisiert und was sind die Ziele von Bora-hansgrohe?

Astana ist als Mannschaft sicher in der Favoritenrolle, auch Sky war zuletzt immer auf dem Podium. Wir wollen mindestens eine Etappe gewinnen und mindestens einen Fahrer unter den Top-10 in der Gesamtwertung haben.

Ein Nachteil Ihrer Vuelta-Teilnahme ist: Sie verpassen die Wiesn?

(lacht) Das schmerzt schon sehr. Wer mich kennt, der weiß, dass ich die Geselligkeit mag. Ich werde nach der Vuelta auch die WM fahren, danach läuft das Oktoberfest noch eine Woche, da kann ich dann wenigstens noch hin. Vielleicht kann ich ja dieses Interview dazu nutzen, meine Freunde und Bekannten darauf hinzuweisen, mir bitte keine Fotos vom Herbstfest zu schicken. Das wäre gemein.Interview: Neumeier

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