Mühldorf – Es wird wieder laut, es wird wieder etwas staubig und es wird ungemein spannend: Am Wochenende wird auf der Sandbahn in Mühldorf am Inn der absolute Saisonhöhepunkt der Bahnrennfahrer gestartet. Im städtischen Rennbahnstadion treten die besten Piloten aus sechs Nationen, die Créme de la Créme des Langbahnrennsports, mit ihren Spezialmotorrädern in 18 Läufen gegeneinander an, um den Weltmeister des Jahres 2018 zu ermitteln.
Die Mühldorfer Rennbahn steht an diesem Wochenende wieder im Fokus der Motorsportwelt, wenn das größte Motorsportspektakel Süddeutschlands ausgetragen wird. 1000 Meter ist das Rennoval lang, der Untergrund besteht aus einer festen Sandoberfläche, über die die Fahrer mit Spitzengeschwindigkeiten von nahezu 180 km/h rasen und im waghalsigen Drift durch die Kurven manövrieren. Der satte Sound der Einzylinder-Viertakt-Motoren, dazu der Geruch nach verbranntem Methanol und in die Höhe spritzende Sandfontänen – das sind die Begleiterscheinungen von Motorrad-Sandbahnrennen. Fünf Fahrer jagen in jedem Lauf mit Vollgas über die Sandpiste, biegen Rad an Rad in die Kurve und kämpfen vier Runden lang um jeden Meter und jeden Punkt.
Und man muss immer bedenken, dass die Rennfahrer auf ihren Motorrädern ohne Bremsen unterwegs sind. Highspeed ist die Devise, denn wer einmal das Gas zurücknimmt, hat meist schon verloren. Den Zuschauern wird Motorsport in seiner reinsten Form geboten. Auch Glück und Pech und das Material können eine Rolle spielen, aber in erster Linie ist es der Fahrer selbst, der sich an die Spitze fährt. Taktieren ist wohl nicht angesagt, denn dazu ist die Konkurrenz zu ausgeglichen. Im falschen Moment beim Start den Kupplungshebel loszulassen kann schon einen erheblichen Rückstand ergeben, mit zu viel Speed einen Ausrutscher zu riskieren, würde alle Titelhoffnungen begraben.
Im Laufe der Grand-Prix- Saison haben sich drei Titel-Favoriten herausgestellt: Als Führender des Zwischenklassements kommt der 22-jährige Franzose Dimitri Bergé mit einem hauchdünnen Vorsprung nach Mühldorf. 85 Wertungszähler konnte er in den bisherigen Grand-Prix-Läufen verbuchen und liegt damit nur drei Punkte vor dem amtierenden Weltmeister Mathieu Trésarrieu und dem Olchinger Martin Smolinski. Diese drei Fahrer werden bei normalem Rennverlauf die Medaillen unter sich auskämpfen. Wie gering dieser Vorsprung ist, zeigt alleine die Tatsache, dass Smolinski seinem Konkurrenten beim Grand Prix in Roden (Niederlande) 13 Punkte abnehmen konnte. Bisher waren die Rennen auf der langen Sandbahn immer eine Domäne der deutschen Teilnehmer. Aber in den letzten Jahren haben gerade die Franzosen fahrerisch und motorentechnisch gewaltig aufgeholt. Leichte Vorteile scheinen aber aufseiten Smolinskis zu liegen. Er fährt in den Vorläufen je zweimal gegen Bergé und Tresarrieu, die beiden Franzosen treffen nur einmal aufeinander. Natürlich dürfen sie sich aber auch den anderen gegenüber keine Blöße geben, denn James Shanes (Großbritannien), Josef Franc (Tschechien) sowie Chris und Theo Pijper (Niederlande) werden bei der Vergabe des Tagessieges ein gewaltiges Wort mitreden, geht es doch für sie auch um die direkte Qualifikation zum Grand Prix 2019. Die ersten sieben aus dem Endergebnis gehen direkt in die WM-Runden des nächsten Jahres. Wenn man die derzeitige Tabelle realistisch betrachtet, ist auf den Rängen sechs bis neun noch alles möglich.
Der WM-Zwischenstand: 1. Dimitri Bergé (Frankreich), 85 Punkte, 2. Martin Smolinski (Deutschland), 82, 2. Mathieu Trésarrieu (Frankreich), 82, 4. Josef Franc (Tschechien), 67, 5. James Shanes (Großbritannien), 64, 6. Theo Pijper (Niederlande), 48, 7. Chris Harris (Großbritannien), 44, 8, Richard Hall (Großbritannien), 41, 9. Bernd Diener (Deutsch- land), 37
Auch Stephan Katt, Bernd Diener, Michael Härtel und der Youngster Lukas Fienhage wollen sich beim Finale so teuer wie möglich verkaufen. Vielleicht gibt es ja am Ende einen deutschen Titelträger, und vielleicht muss ja sogar bei Gleichstand ein Stechen entscheiden – mehr Spannung geht nicht mehr!
Der ADAC-Goldhelm: Neben dem WM-Titel gibt es in Mühldorf auch die wichtigste Trophäe, die der ADAC zu vergeben hat, den Goldhelm, zu gewinnen. Tagessieger der WM-Wertung ist der Erstplatzierte des Endlaufs, den Goldhelm gewinnt der Fahrer, der bei allen Läufen die höchste Gesamtpunktzahl erreicht.
Das Rahmenprogramm: Neben der WM-Entscheidung sind auch im Rahmenprogramm spannende Rennen zu erwarten. Der MSC Mühldorf gibt auch dem Nachwuchs eine Chance sich bei diesem Großereignis zu präsentieren. Bereits am Sonntagvormittag werden die Läufe der nationalen Solo- und Seitenwagenklassen ausgetragen. Eingeladen wurden dazu die besten B-Lizenzfahrer Deutschlands. Und am Nachmittag fährt im Hauptprogramm die internationale Gespannklasse. Die besten deutschen Seitenwagen-Teams zeigen ihre spektakulären Fahrkünste und kämpfen um den „Preis der Stadt“.
Weitere Informationen gibt es im Internet unter www. msc-muehldorf.de.