„So etwas ist natürlich auch inspirierend“

von Redaktion

INTERVIEW Tennis-Profi Mona Barthel (28) über ihr Jahr, Angie Kerber und Rosenheim

Rosenheim – Der Traum lebt – noch immer! Mona Barthel kämpft auch 2019 darum, einen Platz in den Top-20 der Tennis-Weltrangliste bei den Damen zu erringen. Aktuell steht die 28-Jährige auf Rang 79. Im Interview mit der OVB-Sportredaktion blickt die in Rosenheim lebende Barthel, die vom Kolbermoorer Christopher Kas trainiert wird, auf ihr Tennisjahr 2018 zurück und schaut zugleich auch auf die kommenden Aufgaben.

Das Tennisjahr 2018 ist beinahe zu Ende. Was war gut, was war schlecht?

Es war ein interessantes Jahr. Ich bin ganz gut gestartet, hatte aber im Sommer viele Punkte aus dem Vorjahr zu verteidigen – das war aber genau der Zeitpunkt, wo ich Rückenprobleme hatte, und da sind mir dann viele Punkte weggefallen. Dann gab es schwierige Entscheidungen: Ich wollte unbedingt spielen, war aber nicht immer hundertprozentig fit. Am Ende des Jahres hatte ich mich körperlich wieder besser gefühlt und hatte dann eine lange Turnierreise, die mit dem Finale in Chicago und dem Halbfinale in Taschkent recht erfolgreich gewesen ist.

Sie haben die Saison aber ein bisschen früher beendet als geplant, oder?

Ja, in Taschkent ging es mir schon nicht so gut, obwohl ich mit dem Essen eigentlich recht vorsichtig war. Aber direkt, nachdem ich zu Hause die Tür geöffnet hatte, ging‘s richtig los und ich war anderthalb Wochen flachgelegen. Ich wollte dann noch das Turnier in Linz spielen, habe aber gemerkt: Es ging nicht mehr.

Nach der langen Krankheitsphase vor einigen Jahren horchen Sie natürlich ganz besonders in Ihren Körper hinein.

Ja, man muss aber auch immer abwägen, wie es sich entwickelt: Mit dem Rücken ging es mal wieder zwei, drei Wochen gut, dann kamen die Schmerzen wieder. Und wenn man sich nicht richtig drehen kann, dann ist das im Tennis nicht so gut.

War Chicago der große Höhepunkt des Tennis-Jahres für Sie?

Ja, das war natürlich schön. Die Halbfinal-Teilnahme in Budapest fand ich auch ganz gut. Also es gab schon immer wieder so ein paar Highlights mit einzelnen Matches. Ich fand, dass ich in Nottingham auf Rasen sehr gut gespielt habe. Da war ich im Viertelfinale und habe Magdalena Rybarikova geschlagen, die das Jahr davor in Wimbledon im Halbfinale war. Das Problem war, dass ich nie die Form für so einen langen Zeitraum halten konnte.

„Das Level ist so nah beieinander.“

Sie haben im OVB-Interview vor einem Jahr schon gesagt: „Wichtig ist es, die Konstanz reinzubekommen.“ Wie weit sind Sie da schon fortgeschritten?

Die letzten Wochen des Jahres fand ich eindeutig besser, da habe ich mich auch stetig verbessert. Aber Tennis ist da auch brutal, wenn man so viele Matches hat. Egal, welcher Tag kommt: Man muss an diesem Tag fit sein und seine beste Leistung bringen. Das Level ist so nah beieinander, da ist das schon entscheidend, wenn ein paar Prozente fehlen. Es wird für jede Tennisspielerin eine Aufgabe sein, die Konstanz hinzubringen.

Gibt es denn einen Punkt oder ein Spiel in diesem Jahr, bei dem Sie das Gefühl hatten: Der wenn sitzt, dann geht es weit?

Ja, das gibt‘s wirklich häufig. Und je mehr man spielt, desto häufiger erkennt man solche Situationen auch. Teilweise kommt es auf zwei, drei Punkte an. In Taschkent beispielsweise hatte ich im Halbfinale im dritten Satz eine 5:4-Führung und zum Match serviert.

Gibt es eine Spielerin im Tennis-Zirkus, die Sie gar nicht auf der Rechnung hatten, die aber heuer einen Riesensprung gemacht hat?

Julia Görges hat mich überrascht. Ich weiß, dass sie eine gute Spielerin ist, aber sie hat nun auch diese Konstanz gezeigt. Auch Angie Kerber natürlich. Wimbledon zu gewinnen ist schon eine tolle Sache. Und Kiki Bertens. Die kenne ich in- und auswendig, das ist, glaube ich, die Spielerin, gegen die ich am häufigsten gespielt habe. Ich habe eine gute Bilanz gegen sie, dass sie jetzt in den Top-Ten ist und Masters gespielt hat, das hat mich schon überrascht. Aber so etwas ist natürlich auch inspirierend.

Gegen Kerber hatten Sie vor Wimbledon bei den French Open gespielt.

Ich bin nicht so richtig in das Spiel reingekommen. Am Ende habe ich besser gespielt, aber da war es schon zu spät. Aber: Sie gibt dir halt auch wenig. Sie bewegt sich so gut, spielt die Bälle auf die richtige Länge zurück und weiß halt ganz genau, was sie auf dem Platz machen muss. Diese Erfahrung, die spürt man einfach. Man muss schon sehr, sehr gutes Tennis spielen, um sie schlagen zu können.

Was bedeuten Ihre Erfolge fürs deutsche Tennis?

Ich hoffe, viel. Mit Angie und mit Sascha Zverev, der ja auch sehr gut spielt, haben wir jetzt zwei, die auf einem Top-Level sind. Ich bin gespannt, wie es in Zukunft läuft. Aber gerade bei Sascha, der noch so jung ist, wird noch vieles kommen.

Waren Sie überrascht, dass Serena Williams bei ihrem Comeback so schnell wieder ganz vorne dabei war?

Ich glaube, für Serena gelten andere Regeln. In Miami und Indian Wells war es noch nicht so gut, aber dann hat sie sich ihre Zeit genommen, wo sie sich noch einmal gut vorbereitet hat, und für Wimbledon war sie dann wieder bereit. Das war schon bewundernswert, zu sehen, wie sie zurückgekommen ist.

Vor einem Jahr haben Sie die Top-20 angepeilt, das hat noch nicht geklappt. Hat das Ihre Zielsetzung verändert?

Mein Ziel wird immer eine Top-20-Platzierung sein – bis ich das erreicht habe. Ich war schon mal Nummer 23 und natürlich will ich mich noch einmal verbessern und zeigen, dass ich in diese Regionen kommen kann. Die Position, die ich jetzt habe, ist nicht schlecht. Ich bin in Australien und einigen Turnieren im Hauptfeld und habe jetzt zum Ende des Jahres noch einige Punkte gemacht, so dass ich einen Puffer habe. Wenn man Top-20 spielen möchte, dann muss man ein konstantes Jahr mit mehreren Highlights haben. Darauf arbeite ich hin.

Sie ändern Ihre Vorbereitung – in welcher Hinsicht?

Ich habe sie ein bisschen aufgesplittet. Ich habe wieder Kondi-Training bei meinen Eltern gemacht, bin jetzt einige Wochen hier, um mit Christopher Kas zu trainieren, ehe es zum Turnier nach Dubai geht. Dann fliege ich Weihnachten noch einmal nach Hause, ehe es dann nach Australien geht.

Sie haben letztes Jahr auch viele Doppelturniere gespielt.

Das kam eher zufällig. Wir hatten diese lange Turnierreise und da bietet es sich an, auch mal Doppel zu spielen. Kristyna Pliskova hatte mich gefragt, ob wir in Chicago zusammen spielen wollten. Das hat super gepasst und wir haben das Turnier auch gleich gewonnen. Priorität haben die Einzel, ich versuche aber auch, mehr Doppel zu spielen. Es macht Spaß, man lernt viel und es kann einem auch Selbstvertrauen geben.

Läuft die Karriere nebenbei auch noch?

Ich mache immer so ein bisschen etwas nebenbei. Ich habe zu der Zeit rund um Wimbledon meinen Abschluss als Fachberater für holistische Gesundheit gemacht. Und dann habe ich auch was Neues zum Thema Persönlichkeitsentwicklung angefangen. Da bin ich gerade so am Ende. Und dann habe ich mir schon das nächste ausgesucht…

Apfelschorle und Datteln

Geben Sie unseren Lesern mal einen Tipp, wie man sich richtig ernährt!

Zu diesem Thema gibt es so viele verschiedene Meinungen. Ich habe für mich herausgefunden, dass man es entspannt sehen muss. Das ist immer eine individuelle Sache, was für einen das Beste ist. Wenn man da zuviel in den Büchern liest, dann wird man ja verrückt!

Wie ernähren Sie sich unter dem Match?

Ich mag keine Zusatzstoffe und bleibe bei natürlichen Sachen. Ich trinke beim Sport am liebsten Apfelschorle, damit bin ich aufgewachsen. Und ich esse Datteln, die haben sehr viel Energie.

Sie leben jetzt seit über einem Jahr in Rosenheim – haben Sie sich schon gut eingelebt?

Ja, total. Ich find‘s schön und fühle mich total wohl. Natürlich bin ich nicht so häufig da, aber es ist schon ein Stückchen Heimat geworden, wo man auch gerne zurückkommt und entspannen kann.

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