„Ruhpolding hätte fünfte WM so bald wie möglich verdient“

von Redaktion

DSV-Präsident Dr. Franz Steinle: Gute deutsche Chancen bei Wintersport-Titelkämpfen – Nachholbedarf im Langlauf – Positive Nachwuchsentwicklung

Ruhpolding – Dr. Franz Steinle (69) ist Stammgast beim Weltcup in der Chiemgau-Arena. Seit vielen Jahren beobachtet der Präsident des Deutschen Skiverbandes (DSV) nicht nur das sportliche Geschehen, sondern blickt selbstverständlich auch hinter die Kulissen. Im Gespräch mit unserer Sportredaktion analysiert der frühere Präsident des Oberlandesgerichtes Stuttgart die WM-Chancen der Skisportler und betont, „dass Ruhpolding mit seinem hervorragenden Organisationsteam so bald wie möglich eine fünfte WM verdient hätte“.

Ein Sieg für Franziska Preuß, dazu drei Podestplätze für DSV-Biathleten. Der Weltcup 2019 hier in Ruhpolding kann sich also durchaus wieder sehen lassen, oder?

Das sind wieder hervorragende Ergebnisse, vor allem auch dank der beiden Staffeln. Wir können überaus zufrieden sein mit diesem Abschneiden. Es ist ja auch nicht selbstverständlich, immer auf Platz eins zu landen.

Blicken wir kurz auf die anstehenden Weltmeisterschaften. Wo haben wir gute Chancen, wo gibt’s Nachhholbedarf?

Sicherlich besteht noch Nachholbedarf im Langlauf, aber das wussten wir ja von Vornherein. Doch hier befinden wir uns mit Peter Schlickenrieder als Teamchef auf einem guten Weg – auch wenn wir sicher noch ein, zwei oder drei Jahre brauchen, bis wir dort sind, wo wir hin wollen. Im alpinen Bereich sind wir leider etwas gebeutelt worden durch Verletzungen, insbesondere bei den Herren. Das ist wirklich sehr schade, weil wir ein starkes Abfahrtsteam gehabt haben mit Sander und Dreßen. Bitter ist auch, dass Stefan Luitz sich die Schulter ausgekugelt hat. Im Biathlon und Skispringen sowie natürlich in der Nordischen Kombination sieht es ohnehin sehr gut aus.

Nehmen wir zum Beispiel Laura Dahlmeier oder Felix Neureuther. Kommen solche Helden bald wieder nach, oder wird es schwierig, solche Persönlichkeiten zu formen?

Ich denke, dass wir auf einem ganz guten Weg sind, was die Nachwuchsentwicklung anbelangt. Da sind wir vor allem in der Nordischen Kombination sehr gut unterwegs, wenn man sich anschaut, wer da alles nachkommt. Auch im Skisprung und Biathlon sieht es gut aus. Im alpinen Bereich habe ich mich über die guten Wochenendplatzierungen von Kira Weidle und Viktoria Rebensburg sehr gefreut. Wir können also durchaus optimistisch in die Zukunft blicken.

Die wunderbaren Schanzen hier in Ruhpolding werden nicht optimal genutzt. Kann man da etwas ändern?

Natürlich ist es schade, dass die Schanzen hier nicht genutzt werden können. Doch das ist auch immer eine Frage der finanziellen Mittel. Ich finde, dass wir mit der Trainingsstätten-Förderung auf einem guten Weg sind und einen signifikanten Zuwachs erfahren, sodass wir auch solche Dinge wieder besser bewerkstelligen können.

Zum wievielten Mal sind Sie beim Weltcup in Ruhpolding zu Gast?

Oh, das kann ich gar nicht genau sagen, jedenfalls seit vielen Jahren. Ich bin ja seit 2005 im DSV-Präsidium und seitdem regelmäßig hier. Ich kann mich eigentlich nicht entsinnen, dass ich mal nicht da gewesen wäre.

Thema Doping: Wie sehr schaden Fälle wie jener des Russen Alexander Loginow, der ja wieder starten darf? Oder sagen Sie: „Wir sind der DSV, bei uns kommt so etwas nicht vor“?

Natürlich können wir uns nicht auf eine Insel zurückziehen, sondern müssen den Blick auch nach draußen richten. Es ist schade, wenn solche Dinge vorkommen. Bei Loginow muss man dazu sagen: Er ist zwei Jahre gesperrt worden und für ihn gilt jetzt die Unschuldsvermutung. Man sollte mit solchen Dingen offensiv umgehen. Die IBU ist gerade dabei, mit der russischen Föderation zu verhandeln, damit die Russen wieder als Vollmitglied aufgenommen werden können. Sie wurden ja heruntergestuft zu einem provisorischen Mitglied. Da gilt es jetzt einen Zwölf-Punkte-Plan zu erarbeiten.

Oberhof hat den Zuschlag für die WM 2023 bekommen, wann ist denn Ruhpolding frühestens mit seiner fünften WM an der Reihe?

Steinle: Das ist schwierig, die Konkurrenzsituation ist überaus hoch. Hier müssen wir erst einmal in Ruhe überlegen und sichten. Eine Jahreszahl kann man jetzt beileibe noch nicht nennen. Wir hoffen natürlich, dass wir so bald wie möglich wieder ein Event hier erleben. Das Team hier ist hervorragend, Ruhpolding hätte auf jeden Fall eine fünfte WM mehr als verdient. Wir werden alles tun, dass das so bald wie möglich wieder der Fall sein wird.Interview: cs

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