Es ist ja nicht so, dass die Starbulls Rosenheim den Spitzenteams hoffnungslos unterlegen wären; das Desaster vor einer Woche in Regensburg dürfte da (hoffentlich) ein einmaliger Ausrutscher gewesen sein. Aber wie die knappen Niederlagen gegen Peiting und am Sonntag gegen die Eisbären deutlich zeigten, haben die beiden abwechselnden Tabellenführer halt im entscheidenden Moment die Nase vorn. Regensburg hat den Starbulls nach der höchsten Auswärtsniederlage in der Oberliga überhaupt, eine Woche später die höchste Heimniederlage der laufenden Saison beigebracht.
Dieses Mal lagen die Vorteile der Regensburger, die im Übrigen je ein Tor in jeder Konstellation erzielten (Überzahl, Unterzahl, fünf gegen fünf und ein Empty-Net-Goal), eindeutig in der Chancenverwertung und beim Torhüter. Damit ist nicht einmal das Schussverhältnis von 38:19 zugunsten der Starbulls gemeint; die Zahl der Schüsse sagt ja nichts über deren Qualität aus. Aber wie ein rundes Dutzend hundertprozentiger Chancen vergeben oder von „Hexer“ Peter Holmgren im Eisbären-Kasten zunichtegemacht wurden, machte ebenso den Unterschied zwischen Plus- und Minuspunkten aus wie die Kaltblütigkeit, mit denen sowohl Topstars wie der Tscheche Richard Divis als auch „Hinterbänkler“ wie der junge Verteidiger Philipp Vogel beim Konter zum vorentscheidenden 1:3 ihre Chancen nutzten. Und die Rosenheimer Goalies, wie Luca Endres an diesem Wochenende oder auch Lukas Steinhauer, halten zwar solide, die unwahrscheinlichen Saves, die dem Gegner auch mal den Nerv rauben, gelingen ihnen in dieser Saison leider nur selten.
Kein Tor in den letzten 27 Powerplays
Besonders eklatant ist die Rosenheimer Abschlussschwäche seit Wochen im Powerplay. In den letzten sieben Partien konnten die Grün-Weißen kein einziges von 27 Powerplays nutzen. Seit Manuel Neumann einen Tag vor Silvester (zu spät) zum 3:4 gegen Peiting traf, verstrichen sage und schreibe 49:38 Minuten Rosenheimer Überzahl ohne zählbaren Erfolg! Schlimmer noch: Regensburgs 2:1-Führungstreffer fiel während einer Phase, da die Starbulls eigentlich während eines vierminütigen Powerplays hätten in Führung gehen müssen. Dass der Treffer von Divis einer der grandiosesten Einzelleistungen entsprang, die man in dieser Saison an der Mangfall gesehen hat, ist da kein Trost. Wie man Powerplay spielt, zeigten die Eisbären mit Vollstrecker Leo Tausch, der die einzige Überzahlgelegenheit (allerdings eine doppelte, vom Schiedsrichter „geschenkte“) auch prompt ausnutzte und die einzige Phase von knapp acht Minuten, da die Starbulls die Führung innehatten, beendete.
Diese Führung ging wieder einmal aufs Konto des neuen Kapitäns Michael Baindl, der zusammen mit Neuzugang Alexander Höller in den letzten Wochen praktisch den Rosenheimer Sturm repräsentiert. Baindl fünf Treffer in den letzten acht Spielen, Höller fünf in den letzten fünf – das war’s dann auch schon. Stellt man dem die Torflauten der restlichen erfahrenen Stürmer gegenüber, sieht man, wieso Platz eins und zwei längst außer Reichweite sind: Tom Pauker seit 20 Spielen ohne Torerfolg, Dominik Daxlberger seit 14, Fabian Zick seit 13, Christoph Echtler und Offensiv-Verteidiger Max Vollmayer seit elf. Nicht viel besser sind die Bilanzen von Dusan Frosch (ein Tor in acht Spielen), Robin Slanina (eins in zwölf) und Daniel Bucheli (eins in 13), und auch die drei Tore, davon eins im Penalty-Shootout, in zehn Partien von Viteszlav Bilek oder die zwei Treffer von Chase Witala in den letzten zwölf Begegnungen sind für Kontingentstürmer einfach zu wenig! Kein Wunder, dass die Starbulls in dieser Saison schon achtmal länger als 50 Spielminuten ohne Torerfolg geblieben sind, viermal davon allein in den letzten vier Partien!
Und so wird Rosenheim nichts anderes übrig bleiben, um den durch die Einstufung Riessersees in die Abstiegsrunde „eroberten“ vierten Rang, der in der ersten Playoff-Runde gegen den Norden Heimrecht garantiert, durch Siege gegen die Verfolger zu zementieren. Begonnen hat man damit ja bereits am Freitag mit dem 4:1 in Höchstadt, das die zweitlängste Auswärts-Negativ-Serie in der Rosenheimer Oberliga-Historie nach sechs Niederlagen (davon drei in Overtime) beendete. Die Rekordserie dieser Art dauerte zwei Spiele länger, als man im Februar/März 2008 in fremder Halle acht Partien am Stück, davon zwei im Penaltyschießen, verlor. Matchwinner in Höchstadt war der bereits erwähnte Alexander Höller mit seinem ersten Hattrick im Rosenheimer Dress. Daniel Bucheli (gegen Lindau) sowie zweimal Bilek (drei Treffer gegen Sonthofen und vier gegen Memmingen) waren zuvor ähnlich erfolgreich gewesen. Der vierte Treffer in Höchstadt (durch Enrico Henriquez) war ein Empty-Net-Goal, das erste für die Starbulls in dieser Saison.
Constantin Ontls 4:1 für Regensburg am Sonntag war bereits der dritte Treffer in den leeren Rosenheimer Kasten; zuvor waren Tobias Eder für Riessersee und Dominik Piskor für Memmingen auf diese Art zu Treffern gekommen.