Casting im Englischen Garten

von Redaktion

„Trautmann“: Ehemaliger Sechziger-Spieler war für die Fußballszenen verantwortlich

Rosenheim – 1984, letztes Spiel in der Fußball-Landesliga-Saison des TSV 1860 Rosenheim und der 27-jährige Haushamer Peter Wagner beendete seine Karriere bei den Sechzigern. „Wagner schenkte bei seinem Abschied kräftig ein“ titelte die OVB-Sportredaktion. Wagner erzielte zwei Tore.

35 Jahre später tritt der heute 62-jährige begeisterte Hobbylangläufer und Radfahrer fußballerisch wieder in Erscheinung. In einem Film. „Trautmann“, startet heute in den deutschen Kinos und schildert die Lebensgeschichte des Torwarts Bert Trautmann (gespielt von David Kross). Mitverantwortlich für die Fußballszenen in dem Film von Regisseur Marcus H. Rosenmüller („Wer früher stirbt, ist länger tot“) ist der ehemalige Rosenheimer Bayernliga-Spieler Peter Wagner, der von 1980 bis 1984 auf der linken Außenbahn bei 1860 Rosenheim, zwei Jahre davon in der damals dritthöchsten Liga in Deutschland spielte.

Warum ausgerechnet er die Spielzüge mit den deutschen Amateurspielern einstudierte und er selbst eine Statistenrolle als Mannschaftsarzt von Manchester City im Film bekam, erzählte Peter Wagner bei einem spontanen Besuch in der Redaktion der OVB Heimatzeitungen.

Warum durften ausgerechnet Sie die Fußballszenen mit den Amateurspielern einstudieren?

Ich war in Hausham Trainer und als Marcus H. Rosenmüller aus der Jugend in den Seniorenbereich wechselte, spielte er in meiner Mannschaft. Er wusste also, wie ich so bin, wir kannten uns lange und im April 2017 kam ein Anruf von ihm. Zuerst dachte ich, er will vielleicht wieder in Hausham Fußball spielen, da er ein oder zwei Jahre zuvor bei uns in der dritten Mannschaft dabei war. Dann erzählte er mir, dass sein Plan für den Film „Trautmann“ jetzt sehr konkret werden würde.

Rosenmüller hatte Wagner von der Idee schon einige Jahre zuvor erzählt. Also fragte er ihn, ob er sich vorstellen könne als Trainer die Spieler speziell für den Film vorzubereiten. Es wurden Spielzüge nachgestellt, die möglichst authentisch aussehen sollten. Weil sich Peter Wagner die Mitarbeit am Film gut vorstellen konnte, vereinbarten er und Rosenmüller ein Gespräch in München. Eine Art Bewerbung, denn es war auch noch ein anderer Trainer, ein ehemaliger Bundesliga-Coach, für den Posten im Gespräch.

Um was ging es da?

Es ging um meine Aufgaben und um Marcus Rosenmüllers Vorstellungen vom Dreh und wie die Spieler rekrutiert werden sollten. Ein paar Tage später erhielt ich dann den Anruf: Wir wollen das mit dir machen!

Zuerst war Peter Wagner nur der Trainer, der sich um die Spieler kümmern sollte. Es ging aber nicht nur um den sportlichen Aspekt. Es ging auch um den Zusammenhalt in der „Mannschaft“ und um das Nachstellen von bestimmten Szenen. Wagner erstellte zusammen mit dem Regisseur mehre Spielszenen. Zum Beispiel einen Angriff über rechts, den Rosenmüller auf Papier gebracht hatte. Eine Flügelszene. Wagner zeichnete die Szene dann auf wie er es als Trainer machte – mit Strichen und Laufwegen.

Wie viele und welche Szenen mussten einstudiert werden?

Ich erarbeitete die Tore aus dem FA Cup-Finale. Insgesamt waren es rund zwölf Szenen, die ich ausgearbeitet und mit den Spielern einstudiert habe. Die Schwierigkeit des Drehs der Fußballszenen lag vor allem darin, alles filmisch authentisch und richtig darzustellen. Oft wird das in Filmen nicht so gut rübergebracht.

Weil der Fußball heute auch viel schneller ist.

Richtig. Heute wird einfach einen anderer Fußball als in den 50er-Jahren gespielt. Es hätte sein können, dass das Spiel total anders aussieht, als es damals ausgesehen hat. Auch Marcus Rosenmüller fand die richtige Umsetzung der Fußballszenen sehr wichtig, weil er ja selbst Fußballer ist. Der Film sollte auf keinen Fall an den Fußballszenen scheitern. Im Cup-Final sind zum Beispiel drei Tore zu sehen. Ein Tor ist eine Originalaufnahme vom Spiel, die zwei anderen kommen dem Original vom Spielzug und wie der Ball läuft sehr nahe. Das zu schaffen war meine Aufgabe.

Mit Spielern, die keine Schauspieler waren. Die Rollen wurden beim Bayerischen Fußballverband ausgeschrieben und bei Facebook. Darauf meldeten sich auch ehemalige Bayernligaspieler und Spieler runter bis zur Kreisliga. Nach einem zweitägigen Casting in München, im Englischen Garten, stand die Mannschaft größtenteils fest.

Wie ist das Casting abgelaufen?

Ich brachte Bälle, Netze, Trikots und auch Eis mit, falls etwas passieren sollte. Beim Casting achteten wir zum einen auf das spielerische Können der Spieler, zum anderen aber auch auf das Aussehen. Im Film war nämlich auch das Aussehen der Spieler wichtig. Sie wurden alle im 50er-Jahre-Stil gestylt und frisiert. Unter anderem waren auch einige Spieler von der SG Hausham dabei.

Die Trikots wurden alle extra im Stil der 50er-Jahre angefertigt. Genauso wie die Schuhe. Bei der Kleidung wurde darauf geachtet, ob das jeweilige Spiel in den 40er- oder in den 50er-Jahren stattfand. Die Bälle waren alte Lederbälle mit denen heute niemand mehr spielen würde. Die Schnürstiefel hatten hinten nur einen Stollen. Durch diese Ausrüstung hat sich dann das ganze Spieltempo relativiert.

Bei welchen Szenen waren Sie beteiligt?

Ich arbeitete bei den Fußball-Aufnahmen in Deutschland mit. In denen ging es vor allem um das Endspiel im Wembley-Stadion. Das Spiel, in dem sich Trautmann damals schwer verletzte. Die Szenen, auch die mit den Fans, wurden im Augsburger Rosenau-Stadion gedreht. Die anderen Fußballszenen wurden dann in England mit anderen Spielern aufgenommen.

Sie waren nicht nur bei der Vorbereitung des Films dabei, sie spielen auch mit.

Stimmt. Kurz bevor die Drehtage begannen, wurde ich gefragt, ob ich mir auch eine kleine Rolle als Komparse vorstellen könnte. Ich spiele den Mannschaftsarzt von Manchester City und bin sogar ein paar Mal im Film zu sehen.

Arbeiteten sie auch mit Hauptdarsteller David Kross zusammen?

Ja, aber trainiert habe ich ihn nicht. David bekam ein spezielles Torwarttraining vom Torwarttrainer von Union Berlin. Er wohnt ja in Berlin und wurde dort auch drei Monate lang auf das Torhüterspiel vorbereitet. An den Drehtagen hat er sich dann richtig positiv präsentiert. Schauspielerisch und auch wie er als Torwart agiert hat.

Sie waren bei der Premiere des Films in München. Ihre Eindrücke?

Das war sehr imposant. Ich war schon ein paar Mal auf Premieren vom ,Rosi‘ (Marcus H. Rosenmüller Anm. d. Red.), aber nicht auf so großen Veranstaltungen. Er lädt immer Leute aus Hausham ein, Familie und Freunde, auch vom Fußball mit denen er noch Kontakt hat. Er ist total auf dem Boden geblieben. Das finde ich sehr imponierend. Die Premiere war im Mathäser Filmpalast. Zuerst gab es Ansprachen unter anderem von Produzent Robert Marciniak. Dann wurde der Film gezeigt, halb auf Deutsch, halb auf Englisch mit Untertitel. Der ganze Film hat mich wirklich beeindruckt.

„Traut the Kraut“ spielte mit Genickbruch

Ich spiele den Mannschaftsarzt von Manchester City.

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