Rosenheim – Im Nachhinein betrachtet, meinte es der Modus in der Eishockey-Oberliga Süd nicht schlecht mit den Starbulls Rosenheim. Denn wären die Punkte nach der Vorrunde nicht mitgenommen worden (wie es früher jahrelang der Fall war), würden die Rosenheimer nicht mit dem Heimrecht ins Play-off-Viertelfinale mit dem Norden gehen. Denn betrachtet man nur die Bilanzen der 18 Meisterrunden-Partien, so wären sie nur Fünfter. 14 Punkte betrug der Vorsprung auf den schärfsten Verfolger Memmingen, und den konnte man sogar noch um vier Punkte ausbauen. Aber gleich dahinter lagen die bis dahin oft enttäuschenden Selber Wölfe, deren Rückstand gar 17 Punkte betrug – und genau dieser Gegner holte in den 18 Begegnungen der Meisterrunde einen Punkt mehr als die Starbulls und hätte sich, wäre man nochmal bei Null gestartet, Rang vier gesichert. Landshut, bestes Team dieser Runde, konnte sich tatsächlich auch in der echten Tabelle noch an Regensburg vorbei auf Platz zwei vorschieben. Selb überholte Weiden, Lindau nahm Höchstadt den letzten zum Play off berechtigenden Platz weg.
Zurück zu den Starbulls: Mit elf Siegen und sieben Niederlagen holten Manuel Koflers Mannen 33 von 54 möglichen Punkten, wobei sie fast gleich viele davon auswärts (16) holten wie zu Hause (17). Während in der Heimbilanz fünf Gegner besser waren (neben den drei Spitzenreitern auch die Verfolger Memmingen und Selb), holten die Starbulls in fremden Hallen die drittmeisten Punkte; nur Peiting und Landshut waren dabei erfolgreicher. Mit 75 erzielte man die viertmeisternTore (ebenfalls nur von den drei Spitzenteams übertroffen), die Defensive, im Vorjahr noch das große Plus, ließ diesmal dagegen etwas zu wünschen übrig, denn weniger als die 59 Tore gegen Lukas Steinhauer oder Luca Endres ließen gleich fünf andere Teams zu. Kurios dabei: Die „Minimalisten vom Bodensee“, die Lindau Islanders, schossen zwar die wenigsten Tore (44), kassierten aber auch die zweitwenigsten (46).
Mit nur drei Punkten Rückstand auf den Dritten Landshut gingen die Starbulls in die Meisterrunde, doch da man es zu Beginn der Runde nicht schaffte, aus der Krise, in der man seit Weihnachten steckte, herauszufinden und nur zwei der ersten sechs Matches gewann, war Platz drei schon frühzeitig außer Reichweite. Obwohl Michael Baindl & Co. neun der letzten zwölf Partien gewannen, sammelten die „Großen Drei“ zu konstant ihre Punkte.
Stichwort Baindl: Wenn er und seine Reihe die Form der letzten Wochen ins Play off hinüberretten können, so wäre dies ein unschätzbarer Pluspunkt. Sein Nebenmann auf der rechten Seite, Alexander Höller, war wohl die gelungenste Nachverpflichtung der letzten Jahre. Er ist das ideale Puzzleteil in der neuen Paradereihe. Baindl war zuvor schon unbestritten der beste Rosenheimer Stürmer, bei Chase Witala dagegen wechselten Licht und Schatten ab. Doch seit diese drei zusammenspielen, passt einfach alles, und das nicht nur gegen einen schwachen Gegner wie Höchstadt. Nicht von ungefähr sind diese drei (Baindl acht Tore und 19 Assists, Witala neun plus 16 sowie Höller je zwölf Tore und Vorlagen) die absoluten Topscorer der Meisterrunden-Starbulls. Bei den Verteidigern haben Manuel Neumann (ein Tor, zwölf Assists) als Vorbereiter sowie Matthias Bergmann (fünf Tore, zwei Vorlagen) als Torschütze den in der Vorrunde auffälligsten Blueliner, Max Vollmayer, übertrumpft.
Viel wird im Play off erfahrungsgemäß auf die „Special Teams“ ankommen, und da war zuletzt durchaus Besserung zu erkennen. Rangierten die Starbulls in den ersten Monaten in beiden Kategorien im hinteren Teil der Charts (in Überzahl knapp unterdurchschnittlich, in Unterzahl fast ganz am Schluss), so hat sich das Powerplay in der Meisterrunde bei 18,5 Prozent eingependelt, ein durchschnittlicher Wert, wobei man in Schnitt achteinhalb Minuten für ein Überzahltor brauchte. Verbessert hat sich die Unterzahl-Bilanz, die noch zum Jahreswechsel nur knapp über bedenklichen 70 Prozent lag. In der Meisterrunde lag dieser Wert bei 78 Prozent (ein Gegentor alle gut sieben Minuten), auch noch kein überaus erfreulicher Wert, der aber dadurch verbessert wird, dass Daniel Bucheli, Höller und Enrico Henriquez allein in den letzten zwölf Begegnungen drei Unterzahltore gelangen.
Überspitzt ausgedrückt war fast die gesamte Meisterrunde für die auf Rang vier festzementierten Starbulls eine Art langer Aufgalopp fürs Play off, wo es darum ging, die richtigen Reihen und Konzepte für die entscheidenden Spiele zu finden, so dass wegen der lediglich 1766 Zuschauer, die die neun Heimspiele im Schnitt verfolgten, der Schnitt von gut 2400 zum Abschluss der Vorrunde auf inzwischen unter 2200 zurückgegangen ist. Dass die Starbulls sich in den letzten Wochen „warmgeschossen“ haben und die erfolgreiche Phase auf die weniger erfolgreiche folgte und nicht umgekehrt, sollte das Interesse wieder steigern und macht doch ein bisschen Mut für das Duell gegen die Moskitos aus Essen.