Ruhpolding – Da hat der Vater die Messlatte für seine drei Söhne ganz schön hochgelegt: 28-mal stand Ricco Groß bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften auf dem Stockerl. Der Biathlet gehört damit zu den erfolgreichsten Wintersportlern in Deutschland. Nun schicken sich seine drei Söhne Marco, Simon und Gabriel an, in dessen Fußstapfen zu treten.
Das ist gar nicht so leicht, schließlich müssen sich die Jungs manchen Vergleich mit dem neunfachen Weltmeister und vierfachen Olympiasieger anhören – für die drei aber kein großes Problem. Und auch für Ricco Groß zählt vor allem eines: „Was mich stolz macht, ist, dass sie groß geworden sind, keinen Blödsinn gemacht haben und gut erzogen worden sind.“ Daran hat Mutter Katrin einen großen Anteil. Sie war früher erfolgreich im alpinen Skisport unterwegs.
Papa Groß ist gelassen: „Einfach laufen lassen“
Ricco Groß freut sich natürlich, dass seine drei Söhne den Weg in den Leistungssport gefunden haben. „Das macht die Freude bei mir noch größer. Zumal sie es sich selbst rausgesucht haben. Sie sind über die Vereinsebene dazugekommen.“ Auf keinen Fall will sich der 48-Jährige bei seinen Schützlingen einmischen. „Einfach laufen lassen. In Ruhpolding und Inzell wird an den Stützpunkten ein gutes Training angeboten. Es wäre unfair, wenn ich mich da einbringen würde. Wenn sie Fragen habe, dann stehe ich natürlich mit Rat und Tat zur Seite.“
Auch beim Jüngsten. Gabriel hat sich für eine Karriere als Eisschnellläufer entschieden. „Die Sportart ist vom Biathlon gar nicht so weit weg. Ausdauer, Kraft und Bewegung ist ähnlich. Ich habe selbst früher auf dem Eis trainiert.“ Gabriel hat zwar wie seine Brüder mit Biathlon begonnen, aber irgendwann bemerkt, dass ihm Eisschnelllaufen noch mehr Spaß gemacht hat. Nach ersten Erfolgen folgten Operationen an beiden Knien. „Langsam geht es wieder aufwärts“, sagt er und verrät gleich sein Lebensziel: Olympiasieger werden! Zumindest eine Medaille und die Weltspitze wären schön. Er weiß, dass dies ein steiniger Weg ist.
Simon Groß muss den Anschluss herstellen
Das ist auch bei seinem Bruder Simon der Fall. Der 20-jährige Fan von Oldtimerautos hat in dieser Saison keinen Kaderstatus. Nach einem guten Einstieg in die vergangene Saison ist er während der Junioren-Weltmeisterschaft krank geworden. „Leider musste ich ohne Rennen heimfahren“, bedauert der junge Sportler, der Mitglied im Zoll-Skiteam ist. Danach schaffte er es auch nicht mehr in den IBU-Juniorencup. Nun muss er im Sommer wieder den Anschluss finden, schließlich wird ihm großes Talent bescheinigt. Bei der deutschen Meisterschaft im September will er sich zeigen. „Im kommenden Winter stehen wir alle an derselben Startlinie. Letztendlich kann man auch ohne Kaderstatus vorne dabei sein“, gibt er sich optimistisch. „Mir ist in meiner kurzen Karriere bereits einiges dazwischen gekommen. Ich habe die Schule fertig gemacht und mein erstes Profijahr hinter mich gebracht. Ich bin fleißig und ehrgeizig, ich werde die Kurve bekommen.“ Seine Stärken liegen in der Loipe. In diesem Winter will er sich für die Junioren-Weltmeisterschaft qualifizieren, danach muss er in den Herrenbereich wechseln. „Da geht es richtig los. Ich weiß, dass ich Geduld haben muss.“
„Meistens diskutieren wir über aktuelle
Sportthemen“
Über alle diese Themen wird zu Hause untereinander gesprochen. „Meistens diskutieren wir aber über aktuelle Sportthemen wie Formel 1 oder Tour de France.“ Wenn es wirklich wichtig wird, dann kommt der Älteste der Groß-Brüder ins Spiel. Marco ist 23 Jahre alt und oft Ansprechpartner. „Die Jungs kommen schon, wenn sie was brauchen“, verrät er. Sein Ziel ist in diesem Winter der IBU-Cup. Er ist ebenfalls Mitglied im Zoll-Skiteam und im B-Kader. „Bei der deutschen Meisterschaft werden die Plätze ausgelaufen. Alles ist offen, sowohl im Weltcup als auch im IBU-Cup sind Plätze frei. Mal schauen, wohin die Reise geht.“ Neben dem IBU-Cup peilt er auch die Qualifikation für die Europameisterschaft an. Längerfristig würde es ihm auch im Weltcup taugen. Für dieses Ziel will er sich im Laufen verbessern. Das gute Schießen hat ihm sein Vater in die Wiege gelegt. Gelassen nimmt es der leidenschaftliche Golfspieler, wenn er mit seinem Vater verglichen wird. „Das hat Vor- und Nachteile. Natürlich ist der Vergleich da. Es gibt aber auch viele Vorteile, die man nutzen kann, wo der Name Groß hervorsticht.“
Dass der Flachs untereinander blüht, wird klar, als die Frage nach einer „Groß-Biathlonstaffel“ aufkommt. „Ob da der Ältere mitmacht?“, meinen Marco und Simon mit einer Spitze Richtung Vater. „Mal schauen, ob ich den ganzen Lauf schaffe“, kontert dieser und sagt: „Da geht es um Kraft und Willensstärke.“ Das vermittelt er aktuell als Trainer den österreichischen Biathleten. „Und ich bestehe auf einen Vorsprung und Milde bei den Strafrunden“, meldet sich auch Gabriel zu Wort.shu