Zurück zu alter Blueliner-Dynamik

von Redaktion

Starbulls-Statistik Verteidiger Matthias Bergmann punktet zuverlässig

Rosenheim – Was hat diese verrückte Oberliga-Saison 2019/20 schon für Turbulenzen gebracht. Wochenlange hauchdünne Abstände, als zwischen den Rängen drei und neun zeitweise nur drei oder vier Punkte Differenz lagen; das folgende Absetzen von zuerst Deggendorf und Memmingen und später Memmingen allein an der Tabellenspitze; am anderen Ende das Abrutschen der mitfavorisierten Regensburger bis in einen der potenziellen Abstiegsränge; und nun in der Meisterrunde die fortschreitende Umkehrung der Kräfteverhältnisse.

Regensburg und
Riessersee top

Nimmt man die Ergebnisse der bisherigen 14 Meisterrunden-Spieltage als Maßstab, ergibt sich Verblüffendes: Die Überflieger der Vorrunde, wie erwähnt Memmingen und Deggendorf, haben nicht einmal ein positives Punktekonto aufzuweisen (Deggendorf 21 von 42 möglichen Punkten, Memmingen nur 20)! Dagegen sind Regensburg (30 Punkte) und Riessersee (29) die großen Gewinner. Auch die lange Zeit von Verletzungen gebeutelten Peitinger liegen mit 24 Punkten in dieser Wertung noch um einen Punkt vor den Starbulls, die sich aufgrund ihrer Heimstärke einerseits ganz oben, wegen ihrer Auswärtsschwäche aber auch komplett im freien Fall befinden könnten.

Und so ist auch vier Spieltage vor Ende der Punktrunde für die Starbulls von der Pole-Position bis zum Verlust des Heimrechts in der ersten Play-off-Runde noch alles möglich. Ein Punkt Rückstand auf Regensburg, drei auf (Noch-)TabellenführerMemmingen, zwei Punkte Vorsprung auf Deggendorf und nur drei auf den SC Riessersee, der seit der 2:3-Niederlage in Rosenheim alles überrollt hat, was ihm im Weg stand, darunter die beiden Spitzenreiter.

Das Heimspiel gegen Regensburg stand unter besonderen Vorzeichen: Die Eisbären konnten allerdings ihren Ruf als beste Überzahlspieler der Liga genau so wenig zeigen wie ihr großes Manko, das statistisch schlechteste Penalty-Killing. Das lag aber vielleicht auch an der wohltuend unauffälligen Leitung des Unparteiischen Bastian Steingroß, der den beiden nur wenige Powerplays gewährte (Regensburg zwei, Rosenheim eins.

Dass es dann mit einem Sieg in Füssen (und der damit einhergehenden erstmaligen Tabellenführung) nichts wurde, liegt mit daran, dass den Gastgebern ein Durchhänger der Starbulls reichte, um im Mittelabschnitt aus einem 1:2 ein vorentscheidendes 5:2 zu machen. Ein extremes Beispiel für eine solche Energieleistung hatten sie erst vor einer Woche in Weiden geliefert. Da verwandelten sie im Schlussdrittel ein aussichtslos scheinendes 1:4 in Weiden mit fünf Toren binnen 4:08 Minuten (!) in einen 6:4-Sieg, nachdem sie bereits in der 51. Spielminute (!) den Torhüter herausgenommen hatten!

Und auch diesmal wurde es, wie schon beim ersten Gastspiel in Füssen, am Ende turbulent für die Starbulls. Nach der Herausnahme des Torhüters schafften sie tatsächlich mit Sechs gegen Fünf einen Treffer (sonst eher selten), kassierten aber Sekunden davor und danach gleich zwei Empty-Net-Goals, und das mit dem jungen Marc Besl sogar durch den gleichen Spieler (ebenfalls nicht alltäglich). Für Starbulls-Goalie Andi Mechel war es ein „gemischtes“ Wochenende. Am Freitag fehlten ihm zum ersten Shutout nur gut drei Minuten; die Starbulls wären damit das erste Team gewesen, bei dem drei verschiedene Torhüter in einer Saison ein Zu-Null hätten zustande gebracht. Am Sonntag dann überließ er nach der Gegentorflut im zweiten Drittel seinen Platz Lukas Steinhauer, der nach elf Spielen verletzungsbedingter Abwesenheit seine Sache sehr gut machte.

Sehr gut, um nicht zu sagen großartig, machte am Wochenende (und schon seit Längerem) seine Sache Matthias Bergmann. Die Nummer 52 ist nicht nur defensiv eine Bank, sondern hat auch wieder zu alter Blueliner-Dynamik zurückgefunden, was er in den beiden Wochenendspielen mit zwei Treffern und vier Assists erneut eindrucksvoll bewies. Einen sehr guten Einstand feierte auch DNL-Verteidiger Benedikt Dietrich, der mit seiner unaufgeregten Art ein bisschen an den jungen Florian Krumpe erinnerte, als der damals mit 17 Jahren unverhofft ins Zweitliga-Wasser geworfen wurde und sich inzwischen zum zuverlässigen Stammspieler entwickelt hat.

Und noch ein statistisches Kuriosum zum Schluss: Zufall oder nicht, jedenfalls fielen vier der fünf Rosenheimer Tore in Füssen, das Tor mit sechs gegen fünf in der Schlussminute ausgenommen, in Phasen, in denen die Starbulls eine totale Dominanz erreichen. So lautet die Rosenheimer Bilanz der bisherigen Saison in den Minuten, in denen sie am Sonntag trafen: 13. Minute 5:1; 19. Minute 6:1; 49. Minute 10:1 und 53. Minute 5:1. Ach, kann Statistik schön sein!

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