Rosenheim/Mühldorf – Die Entscheidung ist gefallen, die Saison 2019/20 im heimischen Amateurfußball wird von der Bayernliga abwärts bis mindestens September ausgesetzt. 68,13 Prozent stimmten bayernweit für den Vorschlag des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV), die Saison sportlich zu beenden. In Oberbayern gab es sogar 75,42 Prozent Zustimmung und damit den Höchstwert aller Regierungsbezirke. Der Kreis Inn/Salzach reiht sich da mit 75,95 Prozent (120 Ja-Stimmen, 38 Nein-Stimmen) in die oberbayerische Riege ein. Am meisten Zustimmung gab es für den BFV-Vorschlag aus dem Kreis Cham/Schwandorf aus der Oberpfalz mit 78,85 Prozent, die wenigsten Ja-Stimmen gab es im Kreis Aschaffenburg mit 55,34 Prozent. Die OVB-Sportredaktion hat sich speziell bei Vereinen umgehört, die um den Aufstieg oder gegen den Abstieg kämpfen – und festgestellt, dass die ,Nein-Stimmer‘ in Teilen auch mit der BFV-Lösung leben können:
Michael Straßer (Abteilungsleiter SV Bruckmühl/ Spitzenreiter Bezirksliga Ost): „Wir sind dafür, dass die Saison fertig gespielt wird. Die einzig faire Entscheidung ist auf dem Platz und nicht am Grünen Tisch. Wir werden immer für die sportliche Lösung plädieren. Wobei wir davon ausgehen, dass heuer nicht mehr gespielt werden kann und die Saison erst ab dem Frühjahr zu Ende geführt wird. Solange es keinen Impfstoff gibt, wird wohl kein Fußball gespielt. Da wünsche ich mir vom Verband noch mehr Flexibilität. Zudem braucht es jetzt Regelungen für den Nachwuchs.“
Rupert Feuerlein (Zweiter Vorstand VfL Waldkraiburg/ 16. der Bezirksliga Ost): „Wir haben in unserer Vorstandschaft diskutiert und dann einen Mehrheitsbeschluss herbeigeführt. Aufgrund dessen haben wir mit ,Nein‘ gestimmt. Der Ansatz vom BFV, das sportlich zu regeln, ist absolut okay. Wir sind aber der Meinung, dass ein Spielbetrieb zum 1. September noch nicht funktionieren wird. Deshalb wäre es besser, jetzt Entscheidungen zu treffen und für alle Planungssicherheit zu haben. Immerhin geht es bei Vereinen ja auch um Vertragsmodalitäten oder Wechsel, wo jetzt noch viele Fragen offen sind.“
Matthias Rahm (Abteilungsleiter SV Westerndorf/Spitzenreiter Kreisliga 1): „Wir haben für den BFV-Vorschlag gestimmt. Aus sportlicher Sicht ist es die fairste Lösung. Wir hätten nichts dagegen, wenn man schon eher wieder beginnen kann, dazu müssen aber die gesundheitlichen Voraussetzungen natürlich passen.“
Manfred Thaler, (Trainer SV DJK Kolbermoor/Tabellenletzter der Kreisliga 1): „Ich bin strikt gegen eine Fortsetzung der Saison ab September. Ich wäre für einen sofortigen Abbruch und einen Neuanfang der Saison 2020/2021 – wann immer das aus gesundheitlicher Sicht möglich ist. Und ich betone ausdrücklich: Ich bin nicht für einen Abbruch, weil wir mit Kolbermoor Tabellenletzter sind und vielleicht davon profitieren könnten. Ich bis deshalb gegen eine Fortsetzung, weil nichts planbar ist und ich befürchte, dass viele junge Spieler aufhören, wenn eine neue Saison womöglich erst im Juli 2021 beginnt.“
Hans Geiger (Abteilungsleiter TSV Siegsdorf/Spitzenreiter Kreisliga 2): „Im Vordergrund steht erst einmal die Gesundheit. Dem BFV-Vorschlag sind wir gefolgt. Es wäre jetzt aber der richtige Zeitpunkt, um gleich eine neue Reform zu machen. Warum spielen wir reinen Amateure nicht von März bis Oktober? Für mich wird immer zu sehr auf Regionalliga und Bayernliga geschaut, das interessiert uns reinen Amateure doch nicht. Man sollte in drei Kategorien einteilen: Profi-Vereine, Vereine mit Verbandslizenz ab der Landesliga aufwärts und reine Amateure. Dann könnte man die Planungen für uns wesentlich flexibler gestalten. So lange das nicht so ist, sind dem BFV, der uns übrigens super informiert hat, die Hände gebunden.“
Thomas Schmidbauer (Abteilungsleiter TSV Breitbrunn-Gstadt/14. der Kreisklasse 2): „Das Argument, dass die Saison auf dem Rasen beendet wird, ist richtig. Aber wir fragen uns, wie es dann mit der nächsten Saison weitergehen soll? Diese Lösung habe ich in dem Webinar noch nicht rausgehört. Deshalb haben wir mit ,Nein‘ gestimmt, es ist für uns aber auch in Ordnung, wenn die Saison fortgesetzt wird. Wir stehen jetzt sportlich nicht so gut da, aber dann werden wir uns halt rauskämpfen!“
Josef Plank (Abteilungsleiter TV Obing/Spitzenreiter Kreisklasse 2 und B-Klasse 3): „Wir haben den BFV-Vorschlag sehr positiv aufgenommen und waren dafür. In den Videokonferenzen ist das alles gut erläutert worden. Wenn es wirklich eine zweite Corona-Welle geben sollte, dann kann man ab März wenigstens eine Saison ordentlich fertig spielen. Für uns ist der sportliche Weg der Richtige.“
Tobias Moritz (Abteilungsleiter SV Unterwössen/Spitzenreiter B-Klasse 2): „Wir haben dem Vorschlag zugestimmt und sind zufrieden damit, dass die Saison weitergespielt wird. Wenn man unsere Situation mal ausblendet, dann ist es die fairste Lösung. Es sind ja auch noch etliche Spieltage, dann kann sich ja auch noch viel ändern. Deshalb wäre ein Abbruch nicht gerechtfertigt. Für mich ist der Vorschlag sehr gut durchdacht.“ tn/bz