Eine Spätstarterin greift richtig an

von Redaktion

Katja Franzen blüht in Inzell auf: „Noch eine Menge ungenutztes Potenzial“

Inzell – Mit ihren 30 Jahren gilt sie als Spätstarterin im internationalen Eisschnelllauf-Spitzensport. Seit wenigen Wochen lebt Katja Franzen nun in Inzell und hat sich bereits im vergangenen Jahr dem DEC angeschlossen.

Eigentlich stammt sie aus Grefrath und wohnte zuletzt mit ihrem Freund in Holland. Über das „Mission 22 Skating-Team“ von Michael Restner kam sie bereits vor einem Jahr nach Inzell und konnte die optimalen Trainingsbedingungen auf dem schnellen Eis in der Max-Aicher-Arena nutzen. Über die deutschen Meisterschaften und den Titel über 500 Meter wurde sie ins Weltcup-Team der Deutschen Eisschnelllauf-Gesellschaft (DESG) berufen. Es folgten Teilnahmen an der Europameisterschaft und der Sprint-WM. Nun ist Katja Franzen in den Kader der DESG aufgestiegen. Damit habe sie nicht gerechnet, sagt sie. „Ich habe gewusst, dass eine Nominierung im Raum gestanden ist und habe mich sehr gefreut, dass ich diese Unterstützung vom Verband bekommen habe.“ Großen Anteil daran haben neben Michi Restner als Trainer auch Christian Schwan. „Die beiden haben mir sehr geholfen, meine sportlichen Ambitionen zu realisieren. Michi hat mich auf allen Ebenen unterstützt. Dafür bin ich ihm und dem Team sowie den Sponsoren sehr dankbar.“

Aktuell ist nun Stützpunkttrainer Andreas Kraus ihr Heimtrainer in Inzell und betreut sie im täglichen Training. Ansprechpartner für die Kaderathletin ist Bundestrainer Danny Leger, der sie bereits in der vergangenen Saison bei den Wettkämpfen betreut hat. „Zwischen den beiden findet ständig ein fachlicher Austausch statt und beide unterstützen mich“, freut sich die Sportlerin.

Da sie bereits im vergangenen Jahr viel in Inzell gewesen ist, hat sie sich im Ort gut eingelebt. Eine neue Situation ist, dass sie nun auch das Sommertraining im Chiemgau absolviert. Wegen der aktuellen Corona-Maßnahmen freilich unter anderen Voraussetzungen und unter Beachtung der geltenden Hygienevorschriften. „Der Kraftraum ist geöffnet, dazu bin ich mit dem Rad und dem Roller unterwegs. Hier habe ich momentan alles, was ich brauche. Ich liebe Inzell, die Umgebung und Natur, und fühle mich sehr willkommen in der Trainingsgruppe und meinem neuen Umfeld. Natürlich vermisse ich meinen Lebenspartner, der in den Niederlanden zurückgeblieben ist, aber wir telefonieren oft.“

Sportlich seien ihre Ansprüche schon immer sehr hoch gewesen, sagt sie. „Mein Vertrauen ist dahin gestiegen, dass meine sportlichen Ziele realistisch sind. Ich konnte zeigen, dass ich mich international messen kann.“ In den vergangenen Jahren musste sie sich mit einer Wirbelverletzung herumschlagen, dadurch war das Training stark beeinträchtigt. Dank der erfolgreichen Zusammenarbeit mit ihrem Physiotherapeuten in den Niederlanden ist sie nun schmerzfrei und kann nahezu uneingeschränkt trainieren. Eines ihrer Ziele ist der Aufstieg in die A-Gruppe, um dort im Weltcup laufen zu können. Um 2022 bei den Olympischen Spielen in Peking zu starten, muss sie an ihren Defiziten arbeiten. „Ich habe noch eine Menge ungenutztes Potenzial. Bei Andreas Kraus kann ich nun wie ein Leistungssportler trainieren und hoffe, dass ich einen weiteren Leistungssprung machen kann.“

So dreht sich das Leben von Katja Franzen aktuell voll um den Sport. Durch die Kadernominierung ist das auch finanziell gegeben. „Mein Trainingspensum ist erhöht, die Einheiten sind qualitativ hochwertig und ich werde optimal betreut. Meine Lauftechnik soll effizienter werden, Kraft und Grundausdauer wollen wir ebenfalls verbessern. Es freut mich riesig, die Chance zu haben, mich als Sportlerin maximal weiterzuentwickeln.“

Neben dem Sport hat die 30-Jährige als Übersetzerin ein wichtiges berufliches Standbein. Ihr Unternehmen „Taalspiel“ (Sprachstil) ist in den Niederlanden gemeldet. Dort nimmt sie Übersetzungsaufträge entgegen. „In der Vergangenheit war das für mich eine finanzielle Notwendigkeit. Ich habe kleinere Sponsoren und Unterstützer, die mir Training, Ausrüstung und Unterkunft teilweise finanziert haben.

Trotzdem bleiben natürlich viele Kosten, die ich mit meiner Arbeit als Übersetzerin teilweise decken konnte. In Zukunft werde ich mit Sicherheit von dieser Erfahrung profitieren können. Es gibt ja noch ein Leben nach dem Sport.“shu

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