„Damals schon gefährlich“

von Redaktion

Marcus Burghardt war am Montag in der Luft unterwegs. Der Samerberger Radprofi vom Raublinger Rennstall Bora-hansgrohe musste über Düsseldorf nach Bologna, wo er gestern am Giro d‘Emilia, einem Eintagesrennen, an den Start ging.

Samerberg/Bologna – Nach seiner Ankunft im Teamhotel am Abend sprach Burghardt, einer der erfahrensten Profiradler, mit der OVB-Sportredaktion über seine letzten Italien-Einsätze und das vergangene Wochenende mit den vielen Stürzen.

Sie sind mit einem Italien-Triple in Ihre Saison gestartet. Wie fällt Ihr Fazit aus?

Das erste Rennen, das Strade Bianchi, lief gut, auch wenn‘s bei teilweise 42 Grad schon sehr anstrengend und schwierig war. Maximilian Schachmann wurde Dritter, ich bin auf Platz 23 gelandet – das war ein gutes Mannschaftsergebnis. Das zweite Rennen hat für Peter Sagan den vierten Platz gebracht und auch bei Mailand-San Remo ist Sagan Vierter geworden. Ein Podium für ihn wäre schon schön gewesen. Ich habe mich richtig gut gefühlt, deshalb bin ich mit meiner Leistung zufrieden.

Nach dem Rennen in Bologna steht die deutsche Meisterschaft am Sonntag auf dem Programm. Ihr Ziel?

Die Meisterschaft findet auf dem Sachsenring statt, nicht weit davon bin ich aufgewachsen. In meiner alten Heimat habe ich natürlich schon große Ambitionen. Ich nehme mir viel vor.

Für Bora-hansgrohe war das letzte Wochenende mit den Stürzen von Emanuel Buchmann, Gregor Mühlberger und Maximilian Schachmann dramatisch.

Ja, das war ein hartes Wochenende für die Mannschaft. Das ist natürlich ein Rückschlag in der Vorbereitung auf die Tour de France. Max hat es mit dem Schlüsselbeinbruch am härtesten getroffen.

Er könnte aber dennoch bei der Frankreich-Rundfahrt am Start sein. Erklären Sie uns bitte, warum ein Schlüsselbeinbruch für einen Radfahrer nicht so schlimm ist!

Was heißt hier „nicht so schlimm“? Durch ist durch! Aber es kommt darauf an, wie es gebrochen ist. Im günstigsten Fall kann er an der Tour de France teilnehmen. Ich vertraue da auch unserer medizinischen Abteilung. Man darf bloß nicht beim Radfahren wegen einer Verletzung in eine Schonhaltung verfallen. Das könnte dann Rückenprobleme hervorrufen und dann ergeben sich oft andere Beschwerden.

Schachmann wurde von einem Auto angefahren.

Das darf bei so einem großen Rennen nicht passieren, dass da einfach ein Auto auf die Strecke fahren kann. Da sieht man aber, wie gut die Tour de France organisiert ist, da passiert so etwas bei diesen langen Etappen einfach nicht. Die italienischen Veranstalter haben da etwas nachzuholen.

Könnte es auch sein, dass nach der langen Pause Sportler und Organisatoren noch nicht ganz auf Betriebstemperatur sind?

Das könnte man denken. Mit dem Sturz in Polen ging‘s ja los. Wir Fahrer haben seit Jahren schon gesagt, dass die Absperrgitter dort nicht gut sind. Ich bin früher dort öfter gefahren, aber das war damals vor zwölf Jahren schon gefährlich. Das ist eine Sache vom Weltverband, da genauer hinzuschauen und das schnell zu ändern.

Wie beurteilen Sie die Stürze von Buchmann und Mühlberger?

Das war auf einer Strecke mit losem Sand und Löchern. Im Rennfinale, wenn du selbst überhitzt bist, nimmst du das dann nicht so wahr. So etwas kann im Rennen schon mal passieren.

Und der Unfall von Remco Evenepoel, der bei der Lombardei-Rundfahrt über einen Brückenvorsprung in die Tiefe gestürzt ist?

Solche Stellen hast du oft bei Rundfahrten. Es ist fast unmöglich, alle Brücken mit Fangzäunen oder Fangseilen zu schützen.

Drei Fahrer aus dem Tour-de-France-Team von Bora-hansgrohe sind zwei Wochen vor der Rundfahrt gestürzt. Wie sehr beeinträchtigt das die Vorbereitung?

Wie schon gesagt: Es sind noch zwei Wochen Zeit, da kann man wieder Schwung holen. Wir haben einen wahnsinnig guten medizinischen Stab, der wird alles geben, damit die Fahrer topfit an den Start gehen können. Und aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Manchmal gibt es auch nicht eingeplante Pausen, die einem gut tun und die sich oftmals positiv auswirken. Interview: Neumeier

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