Bergen – „Ich habe es kaum fassen können, nun bin ich aber sehr happy und froh, dass es geklappt hat“, so beschreibt Seglerin Tina Lutz aus Holzhausen bei Bergen ihre Gefühle nach dem großen Erfolg bei der Kieler Woche. Die 29-Jährige gewann mit ihrer Vorschoterin Susann Beucke in der 49er-FX-Klasse nicht nur die Gesamtwertung der Kieler Woche, das Duo konnte auch die Fahrkarte für die Olympischen Spiele im kommenden Jahr in Tokio lösen.
Bereits einen Tag vor dem letzten Wettkampftag war klar, dass Lutz/Beucke das Olympia-Ticket sicher haben. „Da haben wir spontan eine kleine Feier gemacht“, gibt Lutz vom Yachtclub Chiemsee zu. Trotzdem galt die volle Konzentration noch den letzten Wettfahrten, schließlich ging es auch noch um den Gesamtsieg. „Wir sind jetzt 13 Jahre zusammen, die Sanni und ich, und haben am 13. September die Olympia-Quali geschafft und die Kieler Woche insgesamt zum dritten Mal gewonnen“, freute sich Tina Lutz und erklärte die „Drei“ zu ihrer Glückszahl.
Lutz/Beucke gingen mit einem guten Gefühl in die Kieler Woche, schließlich hatte es bereits im Training gut geklappt. „Das war wichtig für unser Selbstbewusstsein“, erklärt die Seglerin. Großen Anteil am Erfolg hat die Zusammenarbeit mit Johannes Lukas, der für die Fitness der Sportlerinnen sorgt. „Wenn du nicht fit bist, kannst du keine Regatta gewinnen“, bringt sie es auf den Punkt. „Ich freue mich sehr für die Beiden. Sie wollten dieses Olympia-Ticket so sehr und haben wirklich hart dafür gearbeitet. Dieser Wille und hartes Training haben sich ausgezahlt, sie haben es sich wirklich verdient“, so Lukas, der aktuell Trainer der schwedischen Biathleten ist.
Für Tina Lutz und Susann Beucke war es kein einfacher Weg zur Olympia-Qualifikation. Anfang des Jahres brach sich Beucke beim Training in Argentinien das Wadenbein. So musste bei der Weltmeisterschaft in Australien Lotta Wiemers einspringen, die bereits im sportlichen Ruhestand war. Mit dem neunten Platz eroberten sie damals wichtige Punkte für eine erfolgreiche Olympia-Qualifikation. Das finale Rennen sollte Ende März mit der wiedergenesenen Beucke auf Mallorca über die Bühne gehen. Allerdings machte ihnen dort der Ausbruch der Corona-Pandemie einen Strich durch die Rechnung und die Wettkämpfe wurden abgesagt. „Wir sind ruhig geblieben und haben alles auf uns zukommen lassen. Wir haben gehofft, dass die Quali nachgeholt wird, und so ist es auch gekommen“, ist Lutz froh.
Damit fühlen sich die beiden Seglerinnen auch damit bestätigt, dass sie einen eigenen Weg, außerhalb des Verbandes gegangen sind. Als Honorartrainer holten sie sich den Briten Ian Barker ins Boot. Der 49-Jährige war Silbermedaillengewinner in der 49er-Klasse bei den Spielen im Jahr 2000 in Sydney. „Wir sind in den vergangenen Jahren durch alle Höhen und Tiefen gegangen. Das hat uns zusammengeschweißt“, blickt Lutz zurück. Nun hoffen sie, dass die Spiele 2021 in Tokio auch stattfinden können. „Ich stelle mir die Frage nicht, den ich bin immer optimistisch“, sagt die Frau aus Holzhausen mit Wohnsitz in Innsbruck.
Zeit zum Ausruhen bleibt jetzt aber nicht, schließlich stehen die Europameisterschaften am Attersee in Österreich auf dem Programm. Und nebenbei muss Tina Lutz auch ihre Bachelor-Arbeit bis Anfang November abliefern.shu