Rosenheim – Noch bevor Corona letztlich alle zurückliegenden Ergebnisse bedeutungslos machte und die Saison 2019/20 so abrupt beendete, konnte man bei den Starbulls mit dem Verlauf nicht zufrieden sein. Nur Platz fünf im Süden, obwohl man noch ein paar Wochen zuvor unmittelbaren Kontakt zur Tabellenspitze gehabt hatte, in der bevorstehenden Play-off-Runde mit Start auf fremdem Eis – ein frühes Ende war zu erwarten, besonders bei der anhaltenden Auswärtsschwäche, die John Sicinskis Jungs besonders in der Meisterrunde gezeigt hatten. War doch außer den nicht mehr ganz konkurrenzfähigen Lindauern keiner mehr annähernd so erfolglos auf Reisen gewesen als die Starbulls.
Im Gegensatz dazu standen wirklich überzeugende Leistungen in eigener Halle, sodass zumindest die heimischen Fans, die nur viermal den Gast als Sieger vom Eis gehen sahen, regelmäßig und ausgiebig Grund zum Jubeln hatten.
Extremes Beispiel für die beiden unterschiedlichen Trends waren die Rekord-Siegesserie von zwölf Heimsiegen am Stück (davon zehn ununterbrochen in regulärer Spielzeit) gleich nach dem Jahreswechsel, aber auch im selben Zeitraum sechs Auswärtsschlappen in Folge, auch das ist ein Rekord.
Zweistellige Siege gab es diesmal keine, doch das 9:0 gegen die ansonsten auswärtsstarken Füssener egalisierte von der Tordifferenz her immerhin den bis dato höchsten Sieg der Oberliga-Neuzeit (10:1 gegen Regensburg). Diese Partie und der dramatische 8:4-Sieg gegen Deggendorf im „Teddy-Toss“-Spiel waren zweifellos die Höhepunkte der Saison, während zu den Tiefpunkten wohl die aufeinanderfolgenden Heimschlappen gegen Selb (mit drei Gegentreffern in den letzten beiden Minuten) und gegen Peiting (1:5) zu Saisonbeginn sowie das 5:9 im Memmingen zählten, auch wenn dafür der Schock des Trainingszusammenbruchs von Joshua Mitchell eine gewisse Erklärung darstellte. Dieses Spiel war übrigens auch das zweittorreichste Spiel der Rosenheimer Oberliga-Historie.
118 Minuten und vier Sekunden konnten Lukas Steinhauer und Luca Endres einmal ihren Kasten am Stück sauberhalten (Rang Sieben im ewigen Ranking), aber man blieb auch selbst einmal 119:15 Minuten ohne Torerfolg, die viertlängste Phase ever. Steinhauer konnte vier Shutouts (Ligarekord) feiern, Luca Endres gelang beim 4:0 gegen Regensburg sein erster. Auf der Gegenseite schaffte es Joey Vollmer, heuer Steinhauers Kollege/ Konkurrent bei Memmingen, die Starbulls blank zu halten.
Für individuelle Highlights sorgten außer Steinhauer vor allem Alex Höller, Max Vollmayer und Joshua Mitchell. Höller sorgte von Saisonbeginn an für eine Rekordserie, als er in jeder der ersten sieben Partien mindestens ein Tor erzielte; zusammen waren es elf. Damit übertraf er den bisherigen Rekordhalter Dylan Stanley, der 2008 und 2010 zwei Serien von sechs Spielen mit Torerfolg schaffte.
Nicht ganz Rekord waren die Serien von Max Vollmayer, neun Spiele in Folge mit Assists beziehungsweise elf Partien mit Scorerpunkt; auch hier ist Stanley der Rekordhalter. Allerdings überbot Vollmayer, mit weitem Vorsprung Liga-Topscorer bei den Verteidigern, mit diesen Zahlen natürlich die bisherigen Verteidiger-Rekorde von Dory Tisdale vom Frühjahr 2007 um Längen.
Mitchell egalisierte mit vier Toren beim 7:1 gegen Lindau die bisherigen Bestleistungen von Tobias Draxinger und Viteszlav Bilek ebenso wie mit fünf Assists beim 7:3 in Höchstadt die diesbezüglichen Rekorde von Matthias Bergmann, Ron Newhook und Chase Witala. Ebenso wie Mitchell schaffte auch Kapitän Michael Baindl ein Fünf-Scorerpunkte-Match mit einem Tor und vier Vorlagen beim 7:1 gegen Peiting.
Bemerkenswerte „Momentaufnahmen“ waren auch Fabian Zicks Auftakttreffer nach elf Sekunden beim oben erwähnten 8:4 gegen Deggendorf (das schnellste Starbulls-Tor zum Auftakt beziehungsweise drittschnellstes in einem Drittel) sowie die Fünf-, Sechs-, Sieben- und Neun-Tore-Serien beim Rekordsieg gegen Füssen, die allesamt in den betreffenden Top Ten landeten. Auf der Negativseite wären zwei gegnerische Dreierpacks zu erwähnen (binnen 44 Sekunden in Memmingen sowie binnen 68 Sekunden bei der oben erwähnten Heimschlappe gegen Selb).
Ob es auch in dieser Saison wieder die eine oder andere Serie oder statistische Merkwürdigkeit geben wird, hängt nach derzeitigem Stand wohl weniger von den Spielern ab, als davon, ob diese Spieler überhaupt Gelegenheit bekommen werden, auf die Jagd nach Siegen und Rekorden zu gehen.