Nicht komplett vom Fußball verabschiedet

von Redaktion

Ex-Profi Björn Hertl ist derzeit nicht aktiv – Interessanter Trainerjob könnte aber reizen

Ampfing – Björn Hertl, ehemaliger Bundesliga-Profi bei der SpVgg Unterhaching und beim SV Wacker Burghausen, hat sich mit seiner Familie in Ampfing niedergelassen. Die Karriere des 44-Jährigen endete im Sommer 2012 beim TSV Buchbach mit der Qualifikation zur Regionalliga Bayern. Im November 2013 half der gebürtige Unterfranke, der in Oberbayern aufwuchs, als Trainer beim TSV Ampfing kurz aus. Seither ist es fußballerisch betrachtet still um ihn geworden. Aber ganz hat sich Hertl nicht vom Fußball verabschiedet.

Am 10. August 1976 wurde Björn Hertl in Miltenberg am Main zwischen Spessart und Odenwald geboren. Sein erster Fußballverein war der TSV Rosenberg im benachbarten Baden-Württemberg. Doch schon im Jugendalter von acht Jahren zog die Familie nach Holzkirchen und kurz darauf nach Otterfing im Landkreis Miesbach. Der junge Björn spielte beim TuS Holzkirchen und wechselte Hertl im Alter von zehn Jahren zur SpVgg Unterhaching, wo der Abwehrspieler bestens ausgebildet wurde. Oft fuhr er mit der S-Bahn ins Training und spätabends wieder zurück.

Doch der Aufwand sollte sich lohnen, denn Hertl wurde 1996 in den Herrenbereich übernommen und kam unter Trainer Lorenz-Günther Köstner in seinem ersten Jahr auch schon zu Einsätzen in der 2. Liga. Sein Zweitliga-Debüt gab Hertl am 23. August 1996 im Heimspiel gegen den FSV Zwickau (2:1). Der 1,80 Meter große Innenverteidiger kam in der Folgesaison immer besser rein und in der Spielzeit 1998/99 stieg Haching als Vizemeister hinter Arminia Bielefeld und vor dem SSV Ulm 1846 in die Bundesliga auf und ließ damals so namhafte Vereine wie den FSV Mainz 05, den 1. FC Köln und Fortuna Düsseldorf hinter sich. „Der Bundesliga-Aufstieg ist unvergessen und war für den Verein ein Riesenerfolg. Ich war ja damals erst 21 Jahre alt und in diesem jungen Alter so etwas Großes zu erleben, das ist ganz besonders schön gewesen“, blickt Hertl zurück.

In Dortmund vor
65000 Fans gesiegt

Auch in der Bundesliga stand der Abwehrrecke Hertl seinen Mann, kam zu 18 Einsätzen und schaffte den Klassenerhalt. „Die Spiele in der Bundesliga sind für mich ebenso unvergessen“, sagt Hertl, der heute im Verkauf der Edelstahl-Firma Linster in Aschau am Inn arbeitet. In bester Erinnerung sei ihm das Auswärtsspiel bei Borussia Dortmund, wo. „Da habe ich bei den Standards gegen Nationalspieler Jürgen Kohler gespielt. Wir haben das Spiel vor rund 65 000 Zuschauern überraschend mit 3:1 gewonnen.“

Vor dem Start in die zweite Bundesliga-Saison hatte Hertl öffentlich Ansprüche auf einen Stammplatz gestellt. Das kam bei Coach Köstner alles andere als gut an: „Der hat mich kurz vor dem Saisonstart dafür rasiert“, sieht Hertl seine Aussage rückblickend als wenig zielführend, „ich bin dann in der gesamten Saison nur in zwei Spielen zum Einsatz gekommen“. So blieb es bei 20 Bundesliga-Einsätzen und Hertl, der noch weitere zwei Jahre Vertrag hatte, wurde an den SV Wacker Burghausen – damals in der drittklassigen Regionalliga Süd – ausgeliehen.

Damit begann für Hertl eine neue Zeitrechnung: „In Burghausen war vieles anders. Das war zwar auch professionell, aber doch irgendwie mehr familiär. Wir als Spieler hatten eine hohe Wertschätzung beim Verein und bei den Fans.“ Wie in Unterhaching Norbert Hartmann, so hatte der SV Wacker mit Kurt Gaugler einen umtriebigen Manager, der sich um alles kümmerte. „Wir haben unsere Verträge zumeist per Handschlag abgeschlossen.“ Im ersten Jahr in Burghausen ließ Trainer Rudi Bommer ein 3-5-2-System spielen. Hertl spielte zentral mit den beiden Nebenleuten Stefan Frühbeis und Peter Richter in der Dreierabwehrkette: „Wir drei haben zusammen 19 Treffer erzielt und haben in der ganzen Saison nur 22 Gegentore kassiert.“ Am Ende standen für Burghausen die Meisterschaft und der Aufstieg in die 2. Liga.

Rekordspieler für
Wacker Burghausen

Danach wollte Unterhaching Hertl wieder zurückhaben, doch dem gefiel es inzwischen im Chemiedreieck bestens. „Das war bis kurz vor dem Start in die erste Zweitliga-Saison für den SV Wacker eine Hängepartie, denn es ging um meine Ablöse. Einen Tag vor dem ersten Training haben sich beide Vereine doch noch geeinigt“, erinnert sich Hertl, der in Burghausen zehn Jahre blieb, 133 Partien in Liga zwei bestritt und damit der Spieler mit den meisten Zweitliga-Berufungen für den SV Wacker ist.

Nach dem Abstieg aus der 2. Liga 2007 blieb Hertl dem Verein treu, wurde in der Regionalliga Süd Kapitän und schaffte ein Jahr nach dem Abstieg 2008 die Qualifikation zur eingleisigen 3. Liga. In seinen vier Drittliga-Jahren kam er auf exakt 100 Spiele. 2011 musste Burghausen aus der 3. Liga absteigen und damit verließ auch Hertl den SV Wacker. Seine Profilaufbahn endete zwar, aber er hängte noch ein Jahr beim TSV Buchbach dran: „Ich hatte einige Jahre zuvor bei einem Flug ins Trainingslager neben Buchbachs damaligem Trainer Anton Bobenstetter im Flugzeug gesessen und wir waren ins Gespräch gekommen. Als er hörte, dass ich in Burghausen aufhöre, rief er mich an und ich habe mit dem TSV Buchbach noch die Qualifikation zur Regionalliga Bayern geschafft, wo Buchbach ja auch heute noch spielt.“

Im Sommer 2012 endete die Laufbahn von Björn Hertl, seither standen Familie und Beruf im Mittelpunkt. „Ich hatte immer mal wieder Anfragen, habe aber alles abgelehnt. Wenn was Interessantes kommen würde, dann könnte ich mir schon vorstellen, wieder eine Mannschaft hier in der Region zu trainieren“, sagt Hertl, der hin und wieder noch in einer Hobbymannschaft (Black Bulls) am Ball ist. Ein konkretes Comeback steht aber noch nicht an.

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