„Ein Spieler kann davon bezahlt werden“

von Redaktion

Andreas Huber von den Starbulls über die Entwicklung von Sprade TV seit 2015

Rosenheim – SpradeTV und Eishockey gehören nicht erst seit der Corona-Pandemie zusammen, aber seit keine Zuschauer ins Stadion dürfen und nur noch Geisterspiele stattfinden, ist der Stellenwert von Sprade TV enorm gestiegen. Die OVB-Sportredaktion sprach mit Andreas Huber, Leiter Marketing und Kommunikation bei den Starbulls, über die Entwicklung in den letzten Jahren, über das ehrenamtlich arbeitende Team und über das Equipment.

Wann fand bei den Starbulls die erste Sprade TV-Übertragung statt?

Sprade TV gibt es seit der Saison 2015/2016. Das erste Rosenheimer Spiel, das man buchen konnte, fand am 15. September 2015 gegen Ravensburg statt.

Was hat sich seitdem verändert?

Einiges. Wir haben mit zwei Kameras angefangen, die vom Modell schlechter waren als die aktuellen Kameras. Wir haben mit einem sehr kleinen Team angefangen: zwei Leute, zwei Kameras und haben vor jedem Spiel die komplette Technik rauftragen, aufbauen und wieder abbauen müssen. Eineinhalb Jahre später haben wir dann den Festeinbau bekommen. Dort konnte man zumindest die Technik. In den letzten Jahren ist sukzessive immer etwas dazu gekommen.

In der neuen Saison
mit zehn Kameras

Und zwar?

Mittlerweile sind wir bei sechs Kameras und in der nächsten Saison werden es insgesamt zehn Kameras sein, um eine noch bessere Übertragung zu garantieren.

Das hört sich nach hohen Investitionen an. Wie viel muss der Verein für das Equipment bezahlen?

Die Kameras, die wir haben, kosten im Schnitt 3000 Euro, was sich aber durch die Einnahmen von den Sprade TV-Übertragungen reinvestiert. Das rentiert sich auf alle Fälle und die Fans schätzen auch die Qualität unserer Übertragungen.

Seid Ihr da ligaweit führend?

Das kann man schon so sagen, weil wir auch die Übertorkameras aus unserer DEL-2-Zeit haben, diese sind in dieser Liga für alle Vereine Pflicht. Damit übertragen wir die spannendsten Szenen vor den Toren und diese Möglichkeit haben viele Oberliga-Vereine eben leider nicht. Natürlich haben wir auch einen Zeitvorsprung und wir können auf ein sehr eingespieltes Team zurückgreifen. Da ist es dann einfacher, Neuerungen einzuführen. Allerdings machen auch die anderen Clubs einen super Job und einige Vereine, die neu dazugekommen sind, haben es geschafft, in der Kürze der Zeit tolle Übertragungen anzubieten.

Was springt eigentlich bei den Sprade TV-Übertragungen für die Starbulls raus?

Genaue Zahlen kann ich jetzt natürlich nicht sagen, aber ich denke, da kann schon ein Spieler davon bezahlt werden. Das hilft uns natürlich gerade in der aktuell schwierigen Zeit.

Sie haben vorher die Kameras angesprochen. Ist auch eine Kamera geplant, die im Tor fest verankert ist?

Tatsächlich sind wir da gerade dran, wobei diese In-Tor-Kamera eine Spiegelreflexkamera wird, die wir wahrscheinlich nicht als Video-Kamera nutzen. Wir sind gerade in Verhandlungen bezüglich eines Gehäuses. Wir waren an dem Thema schon vor längerer Zeit dran, aber das ist an der Versicherung gescheitert. Falls ein Spieler in die Kamera reinrutscht und sich verletzt, muss das versichert sein. Da geht es nicht um das Gehäuse, sondern um die Verletzungsgefahr. Aber jetzt nehmen wir das Thema in Angriff.

Und seid auf der Jagd nach neuen Abonnenten… Wie viele Tagestickets werden gebucht?

Als wir angefangen haben, waren wir bei circa 200 Buchungen im Schnitt: Das Ganze ist natürlich dann gestiegen, weil Sprade TV insgesamt interessanter geworden ist und durch Corona die Fans keine andere Möglichkeit haben, Eishockey anzuschauen. Das hat die Zahlen natürlich nach oben getrieben. Wir sind jetzt bei einem Schnitt von 600 bis 700 Buchungen pro Spiel natürlich auch mit großen Ausreißern nach oben. Zum Beispiel bei den attraktiven Play-off-Spielen – da kann es auch mal sein, dass wir ein Spiel mit 1300 Buchungen haben.

Eine Buchung verfolgt ja nicht nur eine Person, sondern da sitzen mehrere Fans vor dem Bildschirm. Gibt es da eine konkrete Zahl?

Die Zahl gibt es, wobei das ein bisschen strittig ist. Sprade TV selbst gibt 2,5 Personen pro Buchung an.

Sie haben Corona angesprochen. Eishockey ohne Sprade TV ist während dieser besonderen Zeit nicht vorstellbar.

Das ist richtig und deshalb sind wir auch froh, dass wir schon so früh in den Startlöchern waren und das mit einer entsprechenden Qualität anbieten können. Und wie vorher schon erwähnt: Unsere Technik, unsere Leute sind eingespielt und da war es für uns natürlich einfacher als für andere Clubs.

Wie viele Mitarbeiter sind an einer Übertragung beteiligt?

Am Spieltag selbst sind es ungefähr zehn Personen, die mithelfen. Kameraleute, Kommentatoren, Regie, mobile Kamera, dazu unser Moderator Darwin Kuhn, der auf dem Eis die Interviews macht. Diesen Personenkreis haben wir ungefähr zweieinhalbfach besetzt, falls jemand krank oder verhindert ist. Wir haben also mittlerweile schon ein relativ großes Team.

Alle Mitarbeiter
ehrenamtlich tätig

Und die Mitarbeiter machen das ehrenamtlich?

Die machen das alle ehrenamtlich und alle haben einen Riesenspaß dabei. Da sind auch ein paar Freundschaften entstanden und es macht auch wirklich Spaß, mitzuhelfen.

Wie viele Stunden in der Woche gehen da drauf?

Man trifft sich eine Stunde vor dem Spiel, dann kommen circa zwei Stunden Spiel und noch die Pressekonferenz dazu. Insgesamt also rund vier Stunden in der Woche. Natürlich werden unsere Leute auch geschult und von uns an die Hand genommen, wenn sie neu sind.

Wie sieht die Vorbereitung auf den Spieltag aus?

Ich selbst bin zwei Stunden vorher da und schaue, dass alles läuft, dass mit der Leinwand alles in Ordnung ist und die Verbindungen stehen. Unsere Regie kommt meistens eineinhalb Stunden vor dem Spiel, baut alles auf und eine Stunde vor der Partie sind wir dann live, damit wir auch die Internetleitung testen können. Eine halbe Stunde vor dem Spiel können sich dann die User zuschalten. Wir haben also eine halbe Stunde Puffer, falls etwas nicht funktionieren sollte.

Ist denn schon mal was in die Hose gegangen?

Natürlich ist das Allerwichtigste die Internetverbindung und da gab es früher auch Probleme bei unserem Standort. Es waren nur wenige, aber es waren schon einige Herausforderungen dabei. Eine Übertragung haben wir wegen Problemen zurückbuchen müssen, aber ansonsten war alles stabil.

Die Liveübertragungen bieten natürlich auch eine gute Plattform für Werbung. Wer produziert die Werbetrailer? Bietet Ihr da ein Paket an?

Wir bieten fixe Pakete an, aber es ist natürlich dem Sponsoren überlassen, dass er es selbst produziert.

Die Werbeeinspielungen sind für die Kunden jetzt viel attraktiver geworden. Hat es da eine Steigerung gegeben?

Das Interesse ist tatsächlich groß, aber leider mussten wir schon den einen oder anderen Sponsor vertrösten, da unsere Werbeblöcke bereits voll sind. Das ist aber nur während Corona so, da wir einige Sponsoren von der LED-Leinwand in unseren Livestream aufgenommen haben. Da aktuell keine Zuschauer im Stadion sind, haben wir das als Ersatzleistung eingeführt.

Sie selbst sind während des Spiels unter Strom, immer mit Headset unterwegs und mit allen verbunden. Können Sie überhaupt die Starbulls-Spiele anschauen?

Zum Ende der Saison meistens schon, am Anfang, wenn es technische Neuerungen gegeben hat und die Abläufe noch nicht ganz eingespielt sind, sehe ich oft nur fünf bis zehn Minuten vom Spiel.

Wie sind Sie dazu gekommen, dass Sie praktisch für die gesamte Technik bei den Starbulls verantwortlich sind?

Ich war als kleiner Bub schon im Stadion, als mich mein Onkel mitgenommen hat. Dann hat mich natürlich das Eishockeyfieber gepackt. Im Verein bin ich jetzt seit 2012 mit meinem Kollegen Marcus Thaller. Wir sind über unsere Firma zu den Starbulls gekommen, haben den Social Media-Auftritt betreut beziehungsweise initiiert und so ist eins zum anderen gekommen. Technik hat mich schon immer interessiert und über die Jahre habe ich zu oft die Hand gehoben (lacht).

Keine Profis, aber
mit viel Herzblut

Gibt es noch etwas, das Ihnen besonders am Herzen liegt?

Was mir noch wichtig ist, wenn es Kritik gibt, was die Übertragung beziehungsweise einzelne Personen betrifft – nicht vergessen: Unsere Mitarbeiter machen das alle ehrenamtlich und sind mit Herzblut bei der Sache. Natürlich sind sie nicht fehlerfrei, sind keine Profis, aber sie versuchen, so gut wie möglich das Spiel für Euch zu kommentieren, zu filmen und zu begleiten. Wir alle möchten Euch die bestmögliche Übertragung bieten.

Nutzung ist weltweit möglich

Die Heimspiele der Starbulls Rosenheim gibt es schon seit über fünf Jahren auf dem Livestream-Portal Sprade TV zu sehen. Die erste Liveübertragung gab es am 15. September 2015 beim Heimspiel gegen Ravensburg. Weil die Nutzung des Angebots weltweit möglich ist, kann man selbst an den Traumstränden dieser Welt die Starbulls live erleben.

Das Sprade TV-Team der Starbulls

Damit die Übertragung vom Stadion in die Wohnzimmer reibungslos funktioniert, sind die ehrenamtlichen Mitarbeiter alle für die verschiedensten Aufgaben eingeteilt – von der Regie über die Moderation bis zur Videoanalyse:

Andreas Huber Technischer Leiter, Oliver Grund Leitung/Regie/ Kamera, Alexander Ungarth Leitung/Regie/Kommentator, Darwin Kuhn Moderator/Social Media, Regina Kaiser Kamera, Michael Kaiser Kamera, Andreas Bayer Kamera, Hubert Rist Kamera, Tina Hollfuß Kamera, Maximilian Müller Kamera/Scoreboard, Christian Blank Kamera/Scoreboard, René Schnock Regie, Thomas Frischholz Kommentator, Thomas Berghofer Kommentator, Sven Karthäuser Kommentator, Leon Tatar Kommentator, Simone Spohn Scoreboard, Andreas Riedl Steva-Videoanalyse, Manuel Riedl Steva-Videoanalyse, Florian Riedl Steva-Videoanalyse.

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