Ampfing – Seine 217 Bayernliga-Treffer sind unerreicht und ein Rekord für die Ewigkeit. Schick hat es hinauf bis in die 2. Liga zum TSV 1860 München und in die Bundesliga zum VfL Bochum geschafft. Der heute 60-Jährige war eine ganz große Nummer und einer, wenn nicht der beste Stürmer im Amateurbereich in seiner Zeit. Die größte Huldigung erhielt Franz Schick, der im Juni 1960 in Mühldorf am Inn geboren wurde, einst durch das Fachmagazin „kicker“, das den erfolgreichen Mittelstürmer als „Gerd Müller der Amateure“ bezeichnete: „Das ist eine ganz tolle Auszeichnung, auf die ich sehr stolz bin. Denn Gerd Müller war mein Idol. Ich habe ihn sogar zweimal in meinem Leben getroffen“, sagt Schick, der heute mit seiner Ehefrau Karin in Waldtrudering im Münchner Osten wohnt.
Mit dem Fußball begonnen hat der junge Franz Schick wie wohl jeder Fußballer in den 60er-Jahren: Von der Schule nach Hause und dann ab auf den Bolzplatz – die Hausaufgaben hatten Zeit, bis es draußen dunkel war. Schick bezeichnet sich als „Straßenfußballer, so, wie es sie damals in jedem Dorf und jeder Stadt gab“. Da gab es noch keine Nachwuchsleistungszentren, in denen wie heute Fußballer für bestimmte Positionen „gezüchtet“ werden. „Das brauchte es zu meiner Zeit auch nicht, denn wir haben aus Spaß an der Freude gespielt.“
Zunächst spielte
Schick in der Abwehr
Im Nachwuchs spielte Schick – die Eltern betrieben in Ampfing eine Zimmerei mit 25 Angestellten – nicht im Sturm. „Ich war Abwehrspieler, weil ich so groß war und am weitesten schießen konnte“, sagt Schick, der als Erwachsener eine Größe von 1,97 Meter erreicht hat. Als er 18 Jahre alt war und 1978 in den Herrenbereich wechselte, spielte er in der zweiten Mannschaft in der Abwehr. Die erste Riege war gerade aus der Bezirksliga in die „alte“ Landesliga Süd aufgestiegen und spielte oben mit. Im Saisonendspurt gingen den Schweppermännern aber die Stürmer aus. Trainer in Ampfing war damals der bereits 2013 verstorbene Andi Singer. „Andi, dem ich über die vielen gemeinsamen Jahre sehr viel zu verdanken habe, hat mich gefragt, ob ich es mir zutraue, in der ,Ersten‘ als Mittelstürmer zu spielen und ich habe einfach Ja gesagt“, erinnert sich Schick, für den von diesem Tag an eine völlig neue Karriere begann. Denn beim 8:0-Heimsieg gegen die TSG Stadtbergen erzielte der frischgebackene Angreifer gleich vier Tore. Das war sein Durchbruch, denn Singer setzte den 18-Jährigen auch in den letzten neun Saisonspielen ein, in denen es Schick auf stolze 16 Treffer brachte. Der Clou an der Geschichte: „Wir standen an 33 Spieltagen nie auf Platz eins. Den haben wir erst am letzten Spieltag erreicht, als wir 3:2 gegen den FC Gundelfingen gewonnen haben und der bisherige Spitzenreiter SC Fürstenfeldbruck bei Schwaben Augsburg mit 0:1 verloren hat. Nach dem Abpfiff haben die Fans gejubelt und uns gesagt, dass wir in die Bayernliga aufgestiegen sind. Wir Spieler konnten es gar nicht glauben.“ Auch ohne Handy war das Ergebnis von Fürstenfeldbruck bis nach Ampfing durchgedrungen und so wurde der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte, an dem Youngster Schick seinen Anteil hatte, gefeiert. „Ich hatte das Glück, beim TSV Ampfing mit vielen Freunden Fußball spielen zu dürfen und reifen zu können. Dafür gebührt Josef Engelhardt, Hans Bornschlegl und Josef Andelshauser, die langjährige Wegbegleiter im Jugendbereich waren, ein Dank.“
Torschützenkönig in
fünf Spielzeiten
In den Folgejahren entwickelte sich Schick in der Bayernliga zu einer ganz großen Nummer. Der TSV Ampfing hatte damals eine Top-Mannschaft: Neben den Leistungsträgern Heinz Pfeilstetter, Hans Baschnagl, Helmut Neidl und vielen eigenen Spielern aus der A-Jugend, spielten so namhafte Kicker wie Rainer Hörgl (ehemals Jahn Regensburg) und Norbert Janzon, der vorher in der Bundesliga in Offenbach, Karlsruhe, bei den Bayern und auf Schalke gespielt hat. Sie fütterten Schick mit Flanken von den Flügeln. Und der Stürmer zeigte immer wieder seine Gefährlichkeit mit seinem harten Schuss und seinem Kopfballspiel. Fünfmal wurde er Bayernliga-Torschützenkönig. „Das würde es heute nicht mehr geben. Wenn einer so erfolgreich ist wie ich, dann wird er gleich in die erste oder zweite Liga geholt“, sagt Schick. Er ergänzt: „Eine meiner Stärken waren meine Kopfbälle. Nur einer fand das nicht, und das war Hermann Gerland, mein Trainer beim VfL Bochum in der Bundesliga. Er meinte, dass ich mein Kopfballspiel stark verbessern müsste.“ Eigentlich war Schick ja Rechtsfuß, aber als er in der Jugend einmal am rechten Bein einen Gips hatte, „bin ich ins Tor gegangen und bin dabei mit dem linken Fuß stärker geworden“.
1980 wurde Schick zu einem Probetraining vom damaligen Zweitligisten TSV 1860 München eingeladen. Mit ihm trainierte auch ein gewisser Rudi Völler, der bei Kickers Offenbach von sich Reden gemacht hatte. „Wir waren anschließend bei Manager Jupp Kapellmann in seinem Haus in Straßlach. Dort hat er uns zusammen mit dem damaligen Löwenpräsident Dr. Erich Riedl ein unverschämt gutes Angebot unterbreitet. Rudi hat angenommen, ich bin in Ampfing geblieben. Völler war auch der bessere Mittelstürmer.“ Völler erzielte übrigens in der Saison 1981/82 37 Tore für die Löwen und wurde dann von Otto Rehhagel für Werder Bremen verpflichtet. Weil Völler weg war, wurde Schick erneut für die Löwen interessant. Er wechselte zu den Blauen, konnte dort Fußball und sein Studium sowie die Meisterschule verbinden. Nach nur einem Jahr verließ er die Löwen wieder, Schick hatte bis dahin 15 Tore in 31 Spielen erzielt.
Zurück in Ampfing lief es wieder besser: „Ampfing stand im Winter 1983/84 ganz unten in der Tabelle, wir haben dann aber noch den Klassenerhalt geschafft.“ 14 Spiele, 18 Tore, lautete seine Bilanz, Schick erlebte die Blütezeit seiner Karriere. In den beiden Folgejahren wurde Schick mit jeweils 34 Treffern erneut bester Schütze der Bayernliga. „Am besten getroffen habe ich immer, wenn wir in Ampfing auf unser Tor Richtung Kirche gespielt haben“, erinnert er sich.
Zwei Großchancen im Olympiastadion
In dieser Zeit flatterten Angebote der Bundesligisten Hamburger SV, 1. FC Köln und VfB Stuttgart ins Haus, Schick sagte aber immer aus privaten Gründen ab. Erst als 1986 der VfL Bochum anklopfte und ihm sein Vater zum Wechsel riet, heuerte der Stürmer in der Bundesliga an: „Mein Ziel war, in der Vorrunde aus dem 22-Mann-Kader immer zu den 16 Spielern zu gehören, die nominiert wurden. Das ist mir gelungen. Vier Mal bin ich eingewechselt worden, ein Tor habe ich aber leider nicht erzielt.“ Einmal traf Schick den Pfosten und zum Wiesn-Einzug 1986 hatte er im Olympiastadion gegen den FC Bayern zwei Großchancen: „In der Bayernliga wären die Bälle drin gewesen, aber Keeper Jean-Marie Pfaff hat beide sensationell gehalten und so haben wir am Ende 2:3 verloren.“
Nach nur einer halben Saison wechselte Schick dann aber schon wieder zurück nach Ampfing, obwohl er in Bochum einen Zwei-Jahres-Vertrag besaß. Schick musste im elterlichen Betrieb einsteigen, war Vater geworden, baute ein Haus und so spielte Fußball fortan nur noch die zweite Geige. 1987/88 wurde Schick ein letztes Mal bester Bayernliga-Torjäger, traf erneut 34- mal. 1989 stieg Ampfing aus der Bayernliga ab, in der Folgesaison übernahm er bei den Schweppermännern den Posten des Spielertrainers. Ab 1993 war er beim TSV Wasserburg, ab 1995 trainierte Schick für sechs Jahre den SV Nußdorf/Inn, mit dem ihm zwei Aufstiege von der Kreisklasse bis in die Bezirksliga gelangen, unter anderem mit Tobias Schweinsteiger als Spieler. Die Jahre dort sind für Schick nach der Ampfinger Zeit die schönsten Erinnerungen. Von Januar 2002 bis Sommer 2005 coachte er Falke Markt Schwaben in der Bayern- und Landesliga. Im Anschluss führte er den SC Baldham von der Kreisklasse bis in die Bezirksoberliga, seine letzte Trainerstation war bis 2016 der TSV Trudering.
Eine Rückkehr in den Fußball könnte sich der 60-Jährige vorstellen: „Ich würde gerne bei einem ambitionierten Verein Stürmer in der A- und B-Jugend trainieren, ihnen etwas von meiner Erfahrung weitergeben. Das wäre eine Aufgabe, an der ich viel Spaß hätte.“