Burghausen/Würzburg – Ein Trainer, der auch drei Stationen im heimischen Fußball-Kreis Inn/Salzach in seiner Vita stehen hat, soll mit dem Tabellenletzten der 2. Bundesliga, den Würzburger Kickers, die Sensation schaffen. Als vierter Coach des Vereins im Laufe dieser Saison will Ralf Santelli noch den Klassenerhalt schaffen. Allerdings gab es aus fünf Spielen, in denen der 52-Jährige gemeinsam mit Sportvorstand Sebastian Schuppan die sportliche Verantwortung trägt, auch nur vier Punkte, sodass die Mission immer schwieriger wird.
„Wir wollen versuchen, bis zum letzten Spieltag rechnerisch eine Chance zu haben, um in der Liga zu bleiben“, sagt Santelli, der gegen Hannover 96 einen Sieg landen konnte und gegen den 1. FC Nürnberg einen Zähler ergatterte. Am Freitag geht es nach Karlsruhe.
Santelli, der auf Bernhard Trares folgte, war davor Cheftrainer des Würzburger Nachwuchs-Leistungszentrums (NLZ). Vielseitiger als er, kann man im Fußballgeschäft übrigens kaum unterwegs sein – das verrät ein etwas detaillierterer Blick in seine Laufbahn: Er war als Co-Trainer, Torwarttrainer, Cheftrainer im Profi- und Amateurbereich, Scout, Nachwuchschef, Sportlehrer und Sportwissenschaftler im Einsatz. Er hat auch kein Problem, hin und wieder mal weiter unten zu arbeiten: Vor etwa zwei Jahren trainierte er den Münchner Kreisligisten SV Hohenlinden und sagte damals dem „Merkur“: „Es gibt keinen großen Unterschied zwischen Leistungs- und Breitensport. Bei beiden wird Leistung abgerufen – allerdings auf einem anderen Level.“
Im Kreis Inn/Salzach war Santelli als Co- und Cheftrainer des SV Wacker Burghausen – zu Drittliga-Zeiten – sowie als Sportlicher Leiter im Nachwuchs des TSV 1860 Rosenheim und U17-Coach des DFI Bad Aibling tätig. Auch gleich über der Grenze zeigte er, wie man mit Talenten umgeht – als U16-Trainer des österreichischen Serienmeisters Red Bull Salzburg. Zu seinen größten Erfolgen gehören die beiden Bundesliga-Aufstiege mit Ulm (1998/99) und Hannover 96 (2001/02), jeweils als Torwarttrainer unter Chefcoach Ralf Rangnick.
Beim SV Wacker war er zunächst Co-Trainer unter Günter Güttler, ehe er nach dessen Entlassung im Drittliga-Match bei Rot-Weiß Erfurt erstmals die Verantwortung trug und gleich einen 3:0-Sieg eintüten konnte. Am letzten Spieltag der Saison 2008/09 schlugen die Salzachstädter dann den VfB Stuttgart II trotz eines 0:1-Rückstands mit 2:1 und blieben in der 3. Liga. Das Torwartduell lautete damals übrigens Manuel Riemann gegen Sven Ulreich – beide kämpfen aktuell mit dem VfL Bochum beziehungsweise Hamburger SV um den Aufstieg ins Fußball-Oberhaus. Wacker schloss die Saison damals zwar nur als Drittletzter ab, wegen des Lizenzentzugs des Tabellensechsten Kickers Emden reichte Rang 18 jedoch zum Klassenerhalt. Zur Erinnerung: Den Aufstieg in die 2. Liga sicherten sich damals Meister Union Berlin, Vize Fortuna Düsseldorf und der Dritte SC Paderborn, der in der Relegation den VfL Osnabrück rauskegelte. In der darauf folgenden Saison setzte Wacker dann auf Jürgen Press als neuen Chefcoach, Santelli wechselte als Scout zum VfB Stuttgart.
Mit Würzburg kämpft er nun um den Zweitliga-Verbleib. „Ich wünsche ihm alles Gute“, sagt Karl-Heinz Fenk, Sportlicher Leiter des SV Wacker, „denn es ist immer wieder schön, wenn jemand mit Burghauser Vergangenheit so weit oben im Profifußball auftaucht“. Franz Höhensteiger, ehemaliger Abteilungsleiter des TSV 1860 Rosenheim, sagt über Santelli: „Er war bei uns zwar ,nur‘ im Nachwuchsbereich tätig, man hat aber schon gesehen, dass er eine Ausstrahlung hat und vor allem auch rhetorisch sehr gut drauf ist.“cs