Rosenheim – Der Ball im bayerischen Amateurfußball ruht weiterhin. Der Sport-Lockdown wirkt sich neben den Kindern und Jugendlichen, Spielern, Trainern und Vereinen auch auf die zahlreichen Schiedsrichter aus. „Natürlich ist es schwer, Menschen für etwas zu begeistern, das sie aktuell nicht ausüben können. Dies gilt im Grunde für Fußballer*innen gleichermaßen wie für Schiedsrichter*innen“, teilte der Deutsche Fußballbund (DFB) zuletzt mit. Der DFB kämpft ohnehin mit Nachwuchssorgen und die Zahlen waren bundesweit zuletzt rückläufig. Zwischen 2018/2019 und 2019/2020 ging die Zahl der gemeldeten Schiedsrichter von 56680 auf 51884 zurück. Die Gruppe der unter 18-jährigen Männer schrumpfte um über 18 Prozent. Wie sich die Pandemie bei den Schiedsrichtern aus der Region bemerkbar macht, erzählt Obmann Sepp Kurzmeier von der Schiedsrichtergruppe Chiem im Interview.
Wie gehen die Schiedsrichter mit der Aussetzung des Spielbetriebs um?
Wir müssen leider den Ausfall der Spiele genau so akzeptieren wie die Vereine. Die Schiedsrichter hoffen natürlich, dass es bald wieder los geht. Mit den Bedingungen unter Corona hatten meines Wissens die Unparteiischen meiner Gruppe keinerlei Probleme bei ihren Spielleitungen.
Spüren Sie in Ihrer Gruppe bereits Folgen der Krise, zum Beispiel durch Abmeldungen?
Bisher Gott sei Dank nicht. Das wird sich aber sicherlich erst zeigen, wenn wieder gespielt wird, ob dann noch alle Schiedsrichter weiterpfeifen.
Wie halten Sie in der aktuellen Zeit Kontakt zu den Schiedsrichtern?
Wir als Gruppenführung haben seit dem Lockdown monatlich einen Online-Lehrabend angeboten, der von den Schiedsrichtern gut angenommen wurde und wird. In den letzten Wochen haben wir mit den Schiedsrichtern je ein Onlinetreffen für die Gespannführer Kreisliga aufwärts, Förderschiedsrichter, Neulingen aus 2020 und einen offenen Schiedsrichterstammtisch durchgeführt, bei denen insgesamt über 100 Personen teilgenommen haben.
Welche Folgen hätte ein Abbruch der Saison 2019/21 im Hinblick auf Auf- und Absteiger?
Hier kann man noch keine konkrete Aussage treffen, da zuerst der Verband und Bezirk ihre Auf- und Abstiegsregeln anpassen müssen. Was ich für meine Gruppe sagen kann, ist es vor allem für die jungen Schiedsrichter leider ein verlorenes Jahr.
Sie haben im vergangenen Jahr neue Schiedsrichter gewinnen können, die aber noch keinen Einsatz hatten. Wie gelingt es, die bei Laune zu halten?
Hier sind wir durch Mailverkehr und Onlinetreffen mit den Leuten in Kontakt. Beim Onlinetreffen waren fast alle Neulinge aus 2020 anwesend und sie alle brennen schon darauf, ihre ersten Spiele zu leiten.
Verliert auch das Schiedsrichterwesen mit Blick auf künftigen Nachwuchs durch die Pandemie ein bis zwei Jahre?
Hier muss man vor allem die Schiedsrichter sehen, die den Weg nach weiter oben wählen. Für sie ist es natürlich durch das verlorene Jahr dann schwieriger, voranzukommen. Vor allem zählt hier vom Alter her jedes Jahr.Interview: Markus Altmann