Frisco, Texas – Zitternd sitzt man in seinem Hotelzimmer und wartet auf eine Whatsapp-Nachricht. Diese entscheidet darüber, ob es am nächsten Morgen in die Vereinigten Staaten zur Weltmeisterschaft geht. So ist es den Nachwuchsspielern vom Deutschen Eishockey-Bund (DEB) ergangen. Sportlich war die U18-WM aus deutscher Sicht eine Enttäuschung, aber für die Spieler war sie ein tolles Erlebnis.
Per Whatsapp wurden die Spieler am Tag vor der Abreise zur U18-WM in die Hotel-Lobby bestellt, wo sie erfuhren, ob sie dabei sind oder nicht. „Das war echt krass. Da bin ich sauber aufgeregt gewesen“, erzählt Michael Gottwald. Der 18-Jährige durchlief alle Rosenheimer Junioren-Mannschaften und zählt seit der letzten Saison zum Oberliga-Kader der Starbulls.
Obwohl die deutsche U18 alle Gruppenspiele verlor und damit in der Gruppenphase ausschied, war es für die Spieler ein tolles Erlebnis. „So eine Chance bekommt nicht jeder. Das war schon cool“, bilanziert Gottwald im Gespräch mit der OVB-Sportredaktion. „Die WM war das Beste, was mir in dem ganzen Jahr passieren hätte können“, freut sich auch Sandro Mayr. Der 17-jährige Mayr spielte bis zur U20 in Rosenheim, bevor es ihn im Sommer 2020 zu den Kölner Junghaien zog. Nach der Leihe zum EC Bad Nauheim wird er in der kommenden Saison wieder in der Deutschen Nachwuchs-Liga (DNL) für Köln spielen.
Angekommen in Frisco musste die DEB-Mannschaft erst einmal für zwei Tage in Quarantäne. Dort wohnten alle Nachwuchs-Mannschaften im gleichen Hotel. Das Team vom DEB war im 14. Stock. „Wir haben einen geilen Ausblick über die ganze Stadt gehabt. Da war es umso schlimmer, dass wir nicht aus dem Hotel durften. Per Online-Trainingseinheiten hielten sich die Spieler fit. Nach zwei Tagen mit jeweils zwei Einheiten auf dem Eis stand ein Testspiel gegen die Mannschaft aus Lettland an.
„Wir haben 1:5 verloren. Wir waren alle sehr unzufrieden mit unserer Leistung“, so Mayr. „Ich habe nicht unbedingt gut gespielt. Deswegen war ich im ersten Gruppenspiel gegen die Tschechei wahrscheinlich nicht im Kader“, sagt Gottwald.
Dieses erste Gruppenspiel entschieden die Tschechen mit 3:1 für sich. „Das war im Verhältnis noch der schwächste Gruppengegner. Wir haben auch nicht wirklich gut gespielt, aber es ist in die richtige Richtung gegangen“, blickt Mayr zurück. Mit dem Gastgeber aus den USA hatte die deutsche Mannschaft das nächste Brett vor der Brust. „Sie waren der klare Favorit. Im Laufe des Spiels haben wir aber gemerkt, dass da was geht. Wir hätten definitiv gewinnen können. Das wäre ein echtes Ausrufezeichen gewesen“, ärgert sich Gottwald über die 3:5-Niederlage.
Auch im Spiel gegen die Russen gelang der DEB-U18 kein Sieg. Am Ende hieß es 1:6. „Nach den ersten beiden Niederlagen war die Stimmung nicht so gut. Die Russen waren bärenstark. Vor allem der Matvei Michkov, Jahrgang 2004, der gegen uns vier Tore gemacht hat, war brutal“, findet Mayr. Im letzten Spiel musste das DEB-Team eine 0:10-Klatsche gegen Finnland hinnehmen. „Das war natürlich sehr ernüchternd, sich so aus dem Turnier zu verabschieden“, bedauert Mayr. „Wir waren nach dem ersten Drittel schon 0:5 hinten. In diesem Spiel hat bei uns gar nichts geklappt und die meisten Spieler waren ohnehin schon bedient. Und dann läuft so ein Spiel so dahin. Klar waren die Finnen besser, aber es war einfach unglücklich für uns“, bilanziert Gottwald.
Beim Aufenthalt in den Staaten mussten die Spieler viele Vorschriften beachten. Außer dem Eisstadion und dem Hotelzimmer durften die Jungs sonst nirgendwo hin. „Das war alles natürlich sehr schade. Außer pro Tag eine Stunde auf den Parkplatz, um frische Luft zu schnappen und ins Eisstadion durften wir nichts machen. Die restliche Zeit waren wir im Hotelzimmer quasi eingesperrt. Aber ich glaube, wir haben trotzdem das Beste draus gemacht. Das einzige Problem war das Essen im Hotel“, lacht Gottwald. „Ich habe es da eh noch ganz gut erwischt. Weil ich mich vegan ernähre, habe ich immer ein Extra-Essen bekommen.“
Das Turnier hat dem Starbulls-Spieler auch viel gebracht: „Ich habe mich verbessert. In den Spielen gegen die USA, Russland und Finnland habe ich es eigentlich nicht schlecht gemacht. Das hört sich jetzt wegen den Ergebnissen saublöd an, aber die waren auch einfach besser. Schlittschuhläuferisch muss ich mich auf jeden Fall noch verbessern. Die Gegner waren in der Hinsicht alle brutal“, ist der Starbulls-Verteidiger mit seiner Leistung recht zufrieden.
Auch Sandro Mayr findet, dass er keine schlechte Weltmeisterschaft gespielt hat: „Ich persönlich habe mich mit jedem Spiel gesteigert. Als eher offensiverer Verteidiger habe ich versucht, viel mit nach vorne zu machen und habe mein Bestes gegeben. Ich persönlich muss mich in allen Punkten einfach ein Stück verbessern, um den nächsten Schritt zu machen. Ich werde im nächsten Jahr in Köln in der DNL spielen und viel Eiszeit haben. Wie es dann weitergeht, wird sich dann zeigen.“
Für Michael Gottwald geht es in der nahen Zukunft darum, sich bei den Starbulls eine wichtige Rolle zu erarbeiten: „Ich will in Rosenheim so viele Spiele wie möglich machen. Je nachdem wie es läuft, wäre es natürlich toll, in Zukunft auch höher zu spielen.“les