Bergen/Ruhpolding/Unterwössen – Mit Verspätung ist die Steckenflugsaison der Drachen- und Gleitschirmpiloten gestartet. Dies ist auch daran gelegen, dass die Wertung zur deutschen Meisterschaft aufgrund der coronabedingten Grenzregelungen nach Österreich später beginnen musste. Normalerweise werden die langen Rekordflüge bereits früher im Jahr gestartet.
Die „Kilometerfresser“ standen in den Startlöchern und so wurden vom Unternberg in Ruhpolding, vom Balsberg (Unterwössen) und vom Hochfelln (Bergen) bemerkenswerte Leistungen erzielt. Sebastian Barthmess (Gleitschirmclub Hochries Samerberg) startete mit seinem Gleitschirm vom Hochfelln, setzte einen Wendepunkt nahe dem Zillertal und landete nach knapp zehn Stunden Flugzeit wieder in Bergen. Dieser sogenannte Dreiecksflug wurde vom GPS mit knapp 250 Kilometern registriert. Seit es die Online-Wertung vom Deutschen Hängegleiterverband gibt, wurden lediglich drei weitere Gleitschirmflüge vom Hochfelln registriert.
Einen Damen-Rekord, der nicht so leicht zu knacken sein wird, stellte die mehrfache deutsche Meisterin Brigitte Kurbel auf. Auf ihrem neun Stunden langen Flug weit nach Österreich und zurück bis nach Ruhpolding wurden 209 Kilometer erreicht. Das sind noch mal 18 Kilometer mehr, als der Flug von Ramona Eckart im Jahr 2019.
Am Balsberg in Unterwössen und am Unternberg in Ruhpolding wurden ebenfalls neue Rekorde aufgestellt. Am Balsberg, Übungshang der Süddeutschen Gleitschirmschule, hob Christoph Burger ab und flog einen 191-Kilometer-Rundflug und landete wieder im Achental. Tim Huber, der für die Hochfelln Flieger Bergen startet, flog mit seinem Gleitschirm von Ruhpolding zunächst über den Gerlospass, wendete dort, um über das Pinzgau bei Bad Gastein den zweiten Wendepunkt zu setzen. Der Rückweg über den Hochkönig führte den Teisendorfer nicht mehr ganz in die Heimat zurück, in der Nähe von Saalfelden endet der Flug. In der elfstündigen Flugzeit erreichte er 264 Kilometer.
So weit war vor ihm vom Unternberg noch kein Gleitschirmflieger geflogen. Und sogar die Rekorddistanz, aufgestellt von Toni Raumauf mit einem Starrflügler von 269 Kilometern war in Gefahr. „Verfolgt“ wurde Huber an diesem Tag von Wojciech Chyla und Markus Anders, die ebenfalls vom Unternberg in die Luft gingen. Chyla (GSC Albatros Reichenhall) kam über die 200-Kilometer-Marke und Anders landete nach 225 Kilometern. Der 31-Jährige wird bald im Rampenlicht der Gleitschirmszene stehen, denn er ist einer von drei Deutschen, die beim Red Bull X-Alps an den Start gehen. Bei dem größten Gleitschirm-Flugevent weltweit starten die Piloten in Salzburg und müssen zu Fuß oder fliegend rund 1200 Kilometer in den Alpen bewältigen. Start ist am 20. Juni in Salzburg. Zuschauer können im Achental hautnah dabei sein.
Alle Streckenflüge sind online einsehbar und fließen in die Wertung zur deutschen Meisterschaft ein, die bis Ende September läuft. In der Gleitschirmwertung „Sportklasse“ steht Tim Huber nach seinem Rekordflug aktuell auf Platz eins mit 887 Punkten. In der Wertung „Performance“ rangiert Uli Straßer (Bergdohlen Brannenburg) auf Platz eins mit 1078 Punkten.
Auch in der Vereinswertung sind die Flugsportler aus dem südbayerischen Raum stark vertreten. Der Gleitschirmclub Hochries/ Samerberg ist aktuell führend. Bei den Drachen ist „Abonnements-Meister“, der DCB Ruhpolding auf Platz zwei, mit deutlichem Rückstand auf den Drachen- und Gleitschirmfliegerclub Südschwarzwald. pf