Mühldorf – Manfred Eiben hat als Bayernliga-Torwart beim TSV Ampfing Geschichte geschrieben. Der heute 68-Jährige hat die erfolgreichste Ära bei den „Schweppermännern“ geprägt. Der gebürtige Mühldofer hat aber auch als Profi beim TSV 1860 München Karriere gemacht, zweimal in der Bundesliga für die Löwen das Tor gehütet. Noch mit 42 Jahren hat Eiben 1996/97 als Torwart beim damaligen Drittligisten SV Wacker Burghausen ausgeholfen. Der Oberbayer war aber auch als Trainer aktiv, nicht nur in Ampfing, auch beim TSV Bad Endorf in der Bezirksliga.
Heute ist Eiben Rentner, beobachtet das Fußballgeschehen aber nach wie vor von seinem Wohnort Mühldorf am Inn aus. Die vielen schönen Erlebnisse hat Eiben, der noch heute hin und wieder Fanpost bekommt, in Form von Fotos und Berichten gesammelt, auch seinen ersten Profivertrag bei den Löwen hat er aufbewahrt.
Am 21. November 1953 wurde Manfred Eiben in Mühldorf am Inn geboren, wuchs südlich von Mühldorf in Oberflossing auf. Von dort aus eroberte der Keeper die Fußballwelt und kann heute auf viele schöne Erfahrungen zurückblicken. Seine Laufbahn begann bei der SpVgg Mühldorf, wo Eiben den kompletten Nachwuchsbereich durchlief. Als der Tormann 1972 in den Seniorenbereich wechselte, spielten die Mühldorfer in der A-Klasse, der heutigen Kreisliga. Gleich im ersten Jahr gelang der Aufstieg in die Bezirksliga Ost.
Nach einem Jahr in der Bezirksliga zog Eiben 1974 in die Landeshauptstadt und schloss sich dort dem TSV 1860 als Nachfolger von Tormann Henri Francillon an. „Das war für mich zunächst ein Kulturschock. Ich habe bei den Löwen zunächst bei den Profis unter Max Merkel trainiert und bei den Amateuren gespielt“, erinnert sich der Klasse-Tormann. Am 15. November 1975 unterschrieb Eiben bei den Löwen dann einen Arbeitsvertrag. „Ich war Angestellter des Vereins und konnte nun professionell Fußball spielen.“ Er wurde ab dem 20. Mai 1976 als Profi geführt, als er seinen ersten Vertrag als Lizenzspieler unterschrieb.
Ab der Saison 1975/76 gehörte Eiben dem Profikader der Münchner Löwen an. Konkurrent für den damals 21-Jährigen im Löwen-Tor war Bernhard Hartmann (28). Das Leben als Fußball-Profi war schon etwas ganz Besonderes: „Ich habe ja nie vergessen, wo ich herkomme. Die Heimspiele im Grünwalder Stadion oder auch die Auswärtsspiele in Nürnberg, Darmstadt, Stuttgart, Mainz oder Augsburg hatten schon was“, sagt der 1,85 Meter große Torwart.
In der ersten Zweitliga-Saison wurden die Sechziger Vierter. 1976/77 sollte das absolute Highlight folgen. Denn die Blauen aus dem Münchner Stadtteil Giesing wurden mit Trainer Heinz Lucas mit einem Punkt Rückstand auf den VfB Stuttgart Vizemeister und stiegen in die Bundesliga auf: „Das ist und bleibt für mich unvergessen. Zur Ehrung durften wir auf den Rathausbalkon am Marienplatz mit Oberbürgermeister Georg Kronawitter. Der Marienplatz erstrahlte in Weiß und Blau. Das waren ganz tolle Momente“, schwärmt Eiben noch heute. Es folgte der Eintrag in das „Goldene Buch“ der Stadt München.
Auch in der Bundesliga-Saison 1977/78 war Hartmann die klare Nummer eins. Immerhin kam Eiben zu zwei Bundesliga-Einsätzen, und zwar im Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf (0:1) und bei der 2:6-Niederlage beim 1. FC Köln. Es sollten die beiden einzigen Bundesliga-Spiele des Manfred Eiben bleiben. Löwen-Urgestein Roland Kneißl, der auch in Mühldorf geboren wurde und später Mitspieler von Eiben beim TSV Ampfing in der Bayernliga war, sagt: „Mir ist es heute noch ein Rätsel, warum Manfred nicht Stammtorwart in der Bundesliga geworden ist. Das Zeug dazu hatte er auf jeden Fall. Er war in Ampfing unser großer Rückhalt und einer der besten Torleute in der Bayernliga, die ja immerhin dritte Liga war.“ Ein schönes Erlebnis für Eiben war nach dem Bundesliga-Aufstieg ein Spiel gegen die Meister-Mannschaft der Löwen von 1966 vor 40000 Zuschauern im Olympiastadion.
Nach einem Jahr Bundesliga stiegen die Löwen wieder ab. Im Verlauf der Saison 1978/79 gab es bei den Sechzigern einen Trainerwechsel, Eckhard Krautzun übernahm und brachte Torwart Thomas Zander mit. „Da wurde mir nahegelegt, den Verein zu verlassen, obwohl ich noch Vertrag hatte“, erklärt Eiben das unschöne Ende. Aber es tat sich eine neue Möglichkeit auf: Denn Teamkollege Alfred Kohlhäufl übernahm den TSV Straubing als Spielertrainer. „Alfred hat mich gefragt, ob ich mitgehe und ich habe Ja gesagt.“ Die Straubinger spielten damals in der Bezirksliga und stiegen gleich im ersten Jahr in die Landesliga Mitte auf.
Nach zwei Jahren bei den Niederbayern zog es Eiben zurück in heimische Gefilde, er heuerte 1981 beim TSV Ampfing an und avancierte dort zu einem der besten Keeper in der Bayernliga. Die Ampfinger waren bereits 1979 in die Bayernliga aufgestiegen und hatten sich in der dritten Liga etabliert. Die neun Jahre in Ampfing sollten die besten für Eiben werden, denn er avancierte zur unangefochtenen Nummer eins bei den „Schweppermännern“. „Das war damals echt super. Obwohl ich gar keinen Spieler in Ampfing persönlich kannte, halfen mir die neuen Mitspieler gleich beim Umzug. Das ist heute wohl unvorstellbar.“ Trainer in Ampfing war der legendäre Andreas Singer: „Für mich der beste Trainer, den ich hatte. Denn wir haben ja fast immer gegen den Abstieg gespielt und Singer hat es immer verstanden, eine schlagkräftige Mannschaft zu formen, die auch gegen die großen Klubs bestehen konnte. Vor allem taktisch war er super und mit seinen Schachzügen seiner Zeit eigentlich schon voraus.“ In Ampfing wurde Eiben zu einer ganz großen Nummer. Das Fachmagazin kicker wählte in seiner Zeit bei den Schweppermännern den Keeper viermal zum „Torwart des Jahres“ in der Bayernliga. „Über diese Auszeichnungen habe ich mich sehr gefreut“, sagt er.
Die neun Jahre in Ampfing sollten erfolgreich werden. 1984/85 wurde der TSV sogar Dritter, was einer Sensation gleich kam. „Wir hatten immer sehr viele Zuschauer, nie unter 1200. Gegen die Löwen hatten wir mal 10000 Besucher. Das eine oder andere Mal haben wir gegen Sechzig auch gewonnen“, denkt Eiben gerne an diese Top-Spiele zurück. Aber auch Gegnern wie Jahn Regensburg, Augsburg, Hof, Bayreuth, Bayern München II, Schweinfurt, Unterhaching und Vestenbergsgreuth wurde das Fürchten gelehrt. „Wir haben uns die notwendigen Punkte erkämpft“, kennt Eiben das Erfolgsrezept.
In seiner Zeit in Ampfing half ihm der damalige Landrat Erich Rambold bei der Jobsuche. 1985 wurde Eiben als Hausmeister am Ruperti-Gymnasium in Mühldorf am Inn, wo er bis zum Renteneintritt beschäftigt war, angestellt: „Der Landrat war Fußballfan und hat mir da geholfen, wofür ich ihm heute noch dankbar bin.“ Es gab in dieser Zeit auch immer wieder Angebote, auch noch einmal von den Löwen und der SpVgg Unterhaching. „Das war ein Angebot, das man eigentlich aus finanziellen Gründen nicht ablehnen kann. Aber ich bin dann doch lieber in Ampfing geblieben“, zeigte sich Eiben bodenständig.
Der Torhüter lernte in den neun Jahren beim TSV Ampfing viele Spieler und Trainer kennen. So auch Werner Lorant, der von 1984 bis 1986 Spielertrainer beim SV Heidingsfeld und anschließend Trainer beim 1. FC Schweinfurt 05 war: „Ich habe heute noch Kontakt zu Werner, der ja am gleichen Tag wie ich Geburtstag hat, allerdings fünf Jahre älter ist.“
Natürlich wurde Eiben auch in die Bayernauswahl berufen, die viele Reisen unternahm. So zum Beispiel in die USA, nach Israel und nach Mexiko: „Ich habe viel von der Welt gesehen und kann daher sagen: Meine Karriere war ein Traum. Was ich alles erlebt habe, das hätte ich mir als Bub nicht träumen lassen.“
Erfolgreiche Zeit
beim TSV Ampfing
Die erfolgreiche und schöne Zeit beim TSV Ampfing ging für Eiben 1989 zu Ende – und das war eigentlich hausgemacht. „Ich habe damals einen Fehler begangen, denn ich habe vor der Saison gesagt, dass wir mit Norbert Janzon als Trainer absteigen werden. Das hat sich am Saisonende auch bewahrheitet, aber das hätte ich besser nicht sagen sollen, denn daraufhin bin ich aussortiert worden.“ In der Folge fungierte Eiben noch als Trainer bei seinem Heimatklub SpVgg Mühldorf und beim TSV Bad Endorf. Auch als Torwarttrainer in Ampfing und Trainer beim Bezirksligisten Himolla Taufkirchen sprang Eiben ein.
Die letzte aktive Station von Manfred Eiben war in der Saison 1996/97 – rund 20 Jahre nach dem Bundesliga-Aufstieg mit den Löwen – beim SV Wacker Burghausen in der damaligen Regionalliga Süd (3. Liga). „Da habe ich ausgeholfen, weil sich deren Torwart Karl-Heinz Fenk einen Wadenbeinbruch zugezogen hatte“, erinnert sich Eiben. „Das war damals von Manfred eine ganz tolle Geste, dass er dem Verein seine Unterstützung angeboten hatte“, sagt Fenk.
Heute hat Manfred Eiben im Fußball keine Funktion mehr. Der 68-Jährige ist aber immer noch am Fußballgeschehen interessiert. „Hin und wieder treffe ich frühere Kameraden in Ampfing und dann sprechen wir über die alten Zeiten. Dann leben viele Ereignisse wieder auf.“ Mit dem Verlauf seiner Karriere ist der ehemalige Klasse-Torhüter sehr zufrieden: „Ich hätte mir als Jugendlicher nie gedacht, dass ich mal in der Bundesliga im Tor stehen würde. Ich hatte eine tolle Zeit.“